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Belletristik

Impressum

Projekte Verlag Hahn

Satz, Layout, Gesamtgestaltung

Verleger

Reinhardt Otto Cornelius-Hahn

Herausgeber

Hans-Dieter Weber

© Projekte Verlag Hahn


www.projekte-verlag.de

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Ein Heimatverein packt an.

Information für den Text aus

www.hoppenhauptkirche.de

genehmigt

Bilder, Karikaturen, Grafiken und Fotos: 

Andrea Gohr  Heinz-Joachim Becker

  Thomas Christian Dahme  Jürgen Büchau 

Druck: Zertifizierter Druck in Deutschland

Schriften:

Minion für Gedichte und Erzählungen

Arial für technische Daten

ISBN 978-3-946169-73-4

Aktuelle Impressionen von R. O. Hahn (geschrieben am 10.09.89)

Der kürzeste Weg nach Halle an der Saale führt über Westberlin. Nie hätte ich daran gedacht, wäre ich nicht am Abend des 9. November in Berlin-Pankow gewesen, um aus meinem neuen Romanmanuskript „Das gewöhnliche Bauwerk“ zu lesen. Nach der Veranstaltung, es war um Mitternacht, hörte ich die ungeheuerliche Nachricht: Die Grenze ist offen. Sie zog mich in die Invalidenstraße. Dort dachte ich daran, nach Charlottenburg und durch den Grunewald nach Drewitz zu fahren, so würde ich mindestens eine halbe Stunde weniger bis nach Halle (Saale). „Drüben“ kenne ich mich ein bisschen aus.

Bei mir sind es nicht die Privilegien, es ist meine zahlreiche Verwandtschaften, die mir schon vier Besuche in der Bundesrepublik und Westberlin „einbrachten“.

Sie sind einfache Leute der täglichen Hackordnung, die sich in einer harten Gesellschaftsordnung behaupten müssen. Sie reden fast ausschließlich über Geld, weil sie wenig davon haben, sie reden über Fußball, über RTL plus, Autos, billige Preise und „ziehen“ sich ab und zu ein Video ein. Sie lehnen Nachrichten und politische Diskussionen ab, sie gucken „Willy go“ oder Rudi Carell oder anderes an, sie telefonieren gern und viel und in öffentlichen Verkehrsmitteln sind sie kaum anzutreffen. Die Hochstraße in Krefeld (die Stadt ist etwas so groß wie Halle an der Saale) hat mehr Läden und Kaufhäuser als Halle und Halle-Neustadt zusammengenommen. Die Straße ist reich und geschäftig. Die saubere, tüchtige Stadt Krefeld, in der viele meiner Verwandten wohnen, wurde bis vor wenigen Wochen von der CDU regiert.. Am letzten Tag meiner diesjährigen BRD -Reise sah ich in den Lettern der BILD vom 16.10.89: Hackethal: Ich rette Erich Honecker! Meine Verwandten diskutierten darüber. Ich musste lachen und auch daran denken, dass ich während meiner Schulzeit drei Jahre die Bildzeitung ausgerufen und ausgetragen hatte. Der Preis hatte sich geändert. Damals kostete die BILD einen Groschen. Meine einfachen Verwandten sind selbstbewusste Konsumenten. Eine Geschäftsstraße in Düsseldorf beflügelt ihr denken als Paris, Rom oder Dresden, denn dort gibt es weniger Einkaufsmöglichkeiten. Vier meiner Verwandten haben republikanisch gewählt: Sie sind Angestellte, Polizist und Maurer.

Ich habe nach den Gründen gefragt: Einen Denkzettel geben! Ich stehe zu den Republikanern, sagen sie, weil sie gegen die Ausländer sind. Deutschland muss nach vorn gebracht werden. Andere nehmen uns aus und leben auf unsere Kosten. Einer muss sagen, wo es langzugehen hat!

Aus meiner Lebenserfahrung kenne ich einen Vorgang: Ich war ganz unten, lag am Boden, wie man so sagt. Ich fühlte mich gezwungen, vor mir selber aufrichtig zu sein und anderen gegenüber ehrlich zu sein., sonst hätte ich dieses Unten-Sein nicht überleben können... Die Ehrlichkeit und die Aufrichtigkeit, sie haben mich gefestigt. Mich störte weder der moralische Zeigefinger noch das gehässige Gerede der Welt, ich wollte leben. Ich unterließ es auch andere zu belehren, denn ich hatte versagt. Ehrliche Freunde fanden sich von selbst.

Das mit der neostalinistischen Subkultur im Verstand, so glaube ich, das haben wir so einigermaßen begriffen, sonst hätte sich das Gespräch in der Öffentlichkeit nicht so entfalten können. Und das, obwohl das Vertrauen grenzenlos verloren schien. So grenzenlos, dass in dieser Nacht die Tore und die Übergänge geöffnet werden mussten.

Durch den Missbrauch der Macht haben viele Menschen ihr Würde verloren. Ihre Selbstwertgefühle haben gelitten und leiden noch, weil sie vor Beziehungen und ihrer Selbstzensur auf dem Bauch gelegen haben und liegen. Ohnmacht und Furcht vor der Staatsmacht, sie haben uns gelebt. Jetzt holen wir uns die Würde wieder, durch Demonstrationen und Wege über die Grenze, durch den Ruf:

Endlich sagen, was ich sagen will. Die Selbstwertgefühle holen wir aus der Tiefe eines verdrängten Bewusstseins heraus! Welche an der Wirklichkeit gelitten hat. Wir erleben Zorn, Trauer und Bitternis und dadurch neues Glück. Das mit der Macht und den Beziehungen vielleicht können wir das ändern.


Indem wir uns und den Alltag zu leben beginnen. Meine Verwandten liegen vor dem Geld auf dem Bauch, in einer Art und Weise, dass ich Furcht bekommen könnte um unser neues Selbstverständnis, um das neue Wir-Gefühl, das bei dem Einzelnen beginnt, der sich zum Nutzen aller entfalten darf und möchte. Über das, was wir nicht mehr wollen, reden wir alle Tage. Aber bald werden wir, über das Wie reden müssen.

Ich hätte über Charlottenburg fahren können, um eher in Halle an der Saale ankommen zu können; ich bin wie gewohnt über das Schönefelder Kreuz gefahren.

Nach zwei Stunden lag im Dunkel der Nacht die Stadt Halle vor mir. Nass, grau und friedlich waren die Straßen. Sie schillerten im dunstigen Rot der Laternen. Zu Hause schaltete ich das Fernsehgerät an. Tausende Menschen wechselten die Grenze in der Stadt Berlin. Jedem einzelnen hätte ich gern gesagt, bleib hier. Meine Frau und die Kinder schliefen schon. Wir sind alle mit der kleinen DDR verwurzelt. Ich spürte es selbst, besonders dann, wenn ich rüberfahre meine einfachen Verwandten besuche


Sommer 2024 Veröffentlichungen:

Ohne M. Jackson möchte ich nicht gewesen sein.   Michels Kismet.   Der Stadtgang.  Die pinkfarbene Schleife


Man kann über den Kommunismus oder Nationalsozialismus weder lachen noch weinen. Man kann beide nur abschaffen. Sie wollen für alle das Gute, auch wenn sie über die Leichen ihrer Kritiker gehen müssen, weil sie bei der "Arbeit", eine vollkommenere Welt zu erschaffen, stören.

Das klingt banal, es ist aber so. Sie sind auch für den Frieden, aber den mit aller Gewalt.

Wie ein Buch entsteht.

Das Kinderbuch für die Stadt Weißenfels

Inzwischen schon ein beliebt, die Lesungen aus dem Püppchenstein mit Rüdiger Paul, Sabine Franz, Jutta Ryborz und Reinhardt O. Cornelius-Hahn.

Grundsatz und Service:

Neue Texte werden von mir gelesen. Gefallen Sie mir, so biete ich eine Veröffentlichung an. Nach der Bearbeitung werden die Texte angedruckt (vorzeigbares Buch). Nach Kritiken unterschiedlicher Kenner und Bewerter biete ich einen Titelvertrag für den Verkauf in der Öffentlichkeit an (in 43 Providern gelistet, auch im VLB, Buchhandel.de, Amazon und mehr...). Danach entscheidet die Beherztheit und der Arbeitsfleiß des Autors und die des Verlages und auch das Angebot in der Öffentlichkeit über Erfolg oder auch Misserfolg. Was ich kann? Ich habe 1,2 Mio.  Bücher mit meinem Namen verkauft und für Autoren in mehr als vierzig Jahren 2.200 Titel herausgegeben. Drei Bestseller wurden von mir geschrieben. Na also!

Die "deutsche" Gesellschaft ist krank. Darum ist sie augenblicklich nur mit sich selbst befasst und beschäftigt. Das ist bei Kranken so...

Staatsdiener sind heute das Wunder der Beflissenheit, sie sind dauerhaft angestellt und somit erpressbar. Sie sind keine Diener des Volkes mehr, sondern Sklaven der Politik. Sie bringen zuerst die Wahrheit des Volkes, danach sich selbst auf das Schafott.

Paul Paul

"Absitzen"


Individuelle Freiheit ist ein recht weit fassbarer Begriff. Das war vor hunderten Jahren so und wird aktuell auch wieder erlebbar, nämlich in welchem Maß man diese Freiheit persönlich empfindet und womöglich braucht. Im Buch wird beschrieben, wie Ende der 70er das Leben und der Dienst in der seinerzeitigen „Volksarmee“ ablief. Und stellt man hier wieder die Frage nach der individuellen Freiheit, merkt man schnell, dass die seinerzeitige Gesellschaft den Rahmen im Alltagsleben dafür recht eng gezogen hatte – aber, das, was man als denkender und fühlender Mensch bei der „Asche“ erlebte, war schon heftig. Heftig dann, wenn man sich Vorstellungen hingegeben hatte, dass ein eigener Spielraum denkbar wäre. Dass wiederum nicht die Mehrheit der jungen Dienstverpflichteten daran zerbrochen ist, hängt zum einen mit dem Alter zusammen. Als junger Mensch geht man halt in die Welt und hinterlässt nicht zu viel, was in dieser Lebensphase unbedingt tagtäglich um einen herum sein muss. Dann, und das rettete wohl die meisten, es trifft halt jeden irgendwie mit der Armee. Also Augen zu und durch. Drittens, und da graust es einen, wenn man sich dieses Szenario vorstellt: die gerade erwachsen gewordenen Männer kannten im Osten Deutschlands klare Strukturen und wussten, wie man sich innerhalb engmaschiger Systeme verhalten musste – heute UNDENKBAR. Ein NVA-Dienst über eineinhalb Jahre würde die derzeitige Generation zu Psychosen, Aggressionen und was auch immer treiben. „Normal“ würde wohl nur jeder 10. wieder zurück in die ohne absurde Welt kommen.


Das Buch beinhaltet eine wunderbare Beschreibung des Alltags im Armeedienst, mit all den unerklärlichen Dingen, den Herausforderungen, die einem halfen im späteren Leben manches „cooler“ zu sehen und entsprechende Wertigkeiten in einer Reihenfolge im Leben aufzureihen, die etwas mit gesundem Menschenverstand zu tun hat.


ABSITZEN ist die Widerspiegelung einer Zeit vor über 40 Jahren. Der Autor hat es vermocht, alles so darzustellen, als ob es gestern gewesen sei. Vieles vergisst man über die Zeit, Paul Paul nicht. Warum das so ist, wird er selbst erzählen können. Was man nicht herausliest, ist Verbitterung, Boshaftigkeit in der Abrechnung mit der Vergangenheit, sondern eine ruhige, mit der Sicht auf die Dinge auch skurrile und freundliche Beschreibung dessen.

Jeder, der mit NVA-Grundwehrdienst etwas anfangen kann, aus dem Erleben oder dem Erzählen Dritter, sollte dieses Buch in die Hand nehmen und lesen. Es ist auch nicht verkehrt, zu aller erst das Glossar oder den zweiseitigen Soundtrack zu studieren. Wer die Zeit kennt, ist sofort drin. Es tickt doch recht schnell, wenn der Buckel dem Zwischenpisser erklärt, wie der Muckerbus auf Hochglanz zu bringen sei. Oder war das der Job vom Zehnender? Alles verstanden? Ich: ja.


Der Pseudofaschismus

DIE LINKE braucht die ständige Auseinandersetzung mit der Naziideologie, die ebenso extrem ist wie sie selbst, um sich selbst besser gegenüber politischen Gegnern stilisieren und definieren zu können. Wenn es die Nazikeule nicht gäbe, so hätte man sie spätestens 1989 wieder erfinden müssen, um die Argumente der Linken besser verstehen zu können.

Das nach Kriegsende 1945 berechtigte Argument, Nie wieder Krieg, Nie wieder eine Waffe in die Hand, Nie wieder Faschismus, hatte die gesamte Welt nach den Nürnberger Urteilen verstanden.

Der Antifaschismus ist der moralische und politische Besitz der Alliierten. Niemand sonst hätte das Massenmorden (72 Mio Tote) beenden können.


ABER, um die argumentative Wucht einer Schuldzuweisung richtig politisch zu verstehen, sah sich die damalig gegründete DDR 1949 als Vertreter dieses politischen Inhaltes und richtetet den Staat und auch die Ideologie darauf aus. Es waren ja auch die Widerstandskämpfer der KPD und der SPD, die neben allen denkbaren Widerstandskämpfern im III. Reich den Weg ins KZ und sogar zum Fallbeil erlitten. Höhepunkt dieser Verfolgung durch die Nazis war, die Juden als „rassisch“ einzuordnen (es ist eine religiöse Gemeinschaft) und die Vernichtung von Millionen Menschen durch Arbeit, Unrecht und Gewalt zu betreiben.


Der Antifaschismus fand in der DDR seine „Verklärung“ durch Ideologie, eben auch wie der Imperialismus, der Revanchismus und Kapitalismus in seiner wirtschaftlichen Form ein Todfeind wurde.


1953 nutzte die Führung der DDR den Kontext des Faschismus, um einen Arbeiteraufstand niederzuschlagen. Es folgten Todesurteile.


1956 wurde der Volksaufstand in Ungarn ein erklärter Aufstand des Neofaschismus, eine Deutung, die nicht stimmte, aber zur Kurzerklärung passte.


1961 baute der Ostblock den antifaschistischen Schutzwall, der sich über 30 Jahre tief in das Bewusstsein der Bevölkerung des Ostens ausbreitete und versuchte, die „Mauer“ so zu erklären, die ja nur gebaut werden musste, um den unwirtschaftlichen Osten vor der wirtschaftlichen Ausblutung zu schützen. Man spricht von eintausend Menschen, die indirekt oder auch direkt den Tod fanden. Mehr als 250.000 Urteile wurden gegen politisch Andersdenkende ausgesprochen. Man nannte sie Elemente, Faschisten, Volksfeinde und auch faschistischen Auswurf. Es wurden zehntausende Jahre Strafvollzug (Gefängnis in der DDR) ausgesprochen und verbüßt.


1968 in der Tschechoslowakei wurde der Prager Frühling niedergeschlagen. Die DDR Elite bediente sich wieder der „Nazikeule“ und von Revanchismus, Militarismus und Faschismus, der aufblühen könnte.

Es kamen Menschen um.


1989 wurden zehntausende DDR Bürger, die auf die Straße gingen, als Faschisten und Konterrevolutionäre beschimpft, verprügelt und und aus ihrem Land geworfen (Botschaften in Prag, in Warschau).


1989 wurden andere und ich als Faschisten und Nazis beschimpft, weil wir die Demokratie einforderten!


Mit der Einheit 1990 wurden Ausländerfeindlichkeit und andere Diskriminierungen in die rechtsextreme Position gehievt und gehoben.


2023 nennt man Andersdenkende oder Menschen, die in der Demokratie leben, aber eine etwas andere Vorstellungen von Freiheit, Gerechtigkeit und politischer Einstellung haben, weil sie zum Beispiel Waffenexporte und Kriegsgeschrei ablehnen, Nazis oder Rechtsextreme und nach anderen Beliebigkeiten.


Der Rassismus: Was einst bei Pferden, Hunden und Kaninchen im Gebrauch war, die Rasse, sie ist durch die Nazis in die verachtende Begriffsphilosophie erhoben worden.


Fremdenhass oder schlechte Integration von Migranten und wurden mit der Etikettierung Rechtsextremismus und Neofaschismus versehen, obwohl der Faschismus in der Geschichte eine andere, viel gefährlichere und auch widerliche Rolle spielte.

Der 1. Weltkrieg und die Instabilität der Weimarer Republik sind als eine Basis zu sehen ist.

Der Begleittext zu Mörderbanden wie der NSU und andere Mörder (Rostock, Mölln, Hanau, Halle) wurde zum Neofaschismus (zur Nazikeule) und Rassismus erhoben. Eine Mörderbande führt zu keinem systemischen Kontext einer Epoche.

Nero hat Rom angezündet, doch darum sind die Italiener keine Pyromanen.


Es ist an dieser Stelle festzustellen, es passierte in der Zeit nach 1949 eine Wandlung in der Anwendung der Bezeichnung Neofaschismus, es folgte auch permanent eine Wiederbelebung der Erinnerungen an die unselige Zeit von 1933 - 1945, die immer bestimmter und direkter von der Linken forciert und lanciert betrachtet worden ist.

Die FEINDE der DDR waren die Imperialisten, die Kapitalisten, die Revanchisten und natürlich die Faschisten.

Die LIEBE der DDR gehörte dem Humanismus, dem Sozialismus und der Zukunft. Die kommunistische Plattform trug die große Erzählung von der gerechteren, sozialistischen und demokratischen Gesellschaft vor sich her. Deutsche Demokratische Republik!


Heute ist die MITTE rechts. Die Bürger werden schuldig gemacht an alle Schuld der Geschichte. Die neuste Errungenschaft linker Ideologieabsichten ist der Rassismus mit seiner Bilderstürmerei. Die jungen Links- und Rotfaschisten unter uns, werden bezahlt von der SPD, den Grünen, den Linken und den Nichtregierungsorganisationen.


Jährlich werden neben den Spenden satte 126 Mio. Euro verschwendet, um nicht wenige Leistungsunwillige, Träumer, Schwärmer und auch Schmarotzer zu alimentieren die von einer versprochenen Zukunft träumen, die so nicht eintreten wird! Es soll der "Demokratischen Sozialismus" sein, der alles besser machen wird als seine Väter und Mütter, die über hundert Jahre versagt haben.


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Der Anspruch war hoch, die Ausführung kompliziert. Handgebunden und mit zwei Grafiken ausgestattet, das Werk von Roza Domascyna und Angela Hampel. Edition Cornelius


Sie denken alle, sie müssten die Welt retten. Welche Welt?

Sie meinen die Erde, auf der sie herum trampeln. Jeden Tag. Man muss sich nur bücken können, mehr ist es nicht.


Projekte Verlag Hahn in Halle an der Saale

Hier sitze ich, und ich kann nicht anders. Ich muss schreiben.

In unserem Garten ist Martina oft unterwegs. Sie hat es mit Rosen probiert. Das ging einige Jahre gut, doch in diesem Jahr gab es zu viel Regen, obwohl sich doch aus der Sicht der Politik eine furchtbare Dürre ausbreiten sollte. Bis zum August hieß ja, diese lange Dürre wird kommen. Bei uns im Garten kam eher die kurze Dicke, die hätten wir doch einkalkulieren müssen.

Man kann sich auf nichts mehr verlassen, am wenigstens auf die Wünsche, die Politiker an uns haben.

Verehrter Großmeister der Worte, lieber Reinhardt,

nun läuft unser Leben wieder in geregelten Bahnen und wir konnten deinen Roman "Der rote Affe" mit großem Vergnügen zu Ende lesen. Wir sind begeistert!

Dein großes Fachwissen in zahlreichen Bereichen und deine eigenen vielfältigen Lebenserfahrungen erlauben es dir, die Situationen realistisch bis ins kleinste Detail zu schildern. Das jahrelange Leiden des Robert Ticker bis zum Tod seines Vaters ist manchmal kaum zu ertragen. Umso größer ist der Kontrast zu seinem weiteren Leben. Sein Vater, ein Segen für die Partei durch seine Tätigkeit, aber auch ein Fluch wegen seiner privaten Bereicherung. Für Robert ist er zuerst ein Fluch sein halbes Leben lang, und dann ein Segen, indem er ihm posthum ein neues Leben und Wohlstand schenkt. Parallel dazu wird der große Umbruch in der DDR historisch genau und fein beobachtet. Das Kapitel "Das Recht auf Vergessen" geht mir sehr nahe. Wie du richtig schreibst, "ist das Vergessen eine Gnade und heilt die Seele". Das zu verwirklichen braucht aber Zeit, jedenfalls bei mir.

Der rote Affe ist ein wunderbares Buch, aus dem man viel lernen kann, über die DDR und auch sonst: Geschichte, Geographie, Technik... Du verfügst über einen sehr reichen, fast enzyklopädischen Wortschatz! Das Buch ist spannend und trotz des ernsten Themas unterhaltsam erzählt, immer wieder mit Humor, manchmal als grausame Dissonanz. Wir gratulieren zu diesem Werk und wünschen dir damit viel Erfolg!

Herzlich,

Alexander und Catherine


Der rote Affe auf dem Kilimandscharo

Der Aktivist der Arbeit, der Arbeiter im Kollektiv der sozialistischen Arbeit und sogar der Träger der Arthur-Becker-Medaille, das ist Robert Ticker. 

Mit klopfendem Herzen begreift er nach einem verpfuschten Leben, sein Vater hatte sich einen Sohn erschaffen, einen Robert, der nicht wild, aufmerksamkeitsgeschädigt und asozial war, sondern einen Helden der Arbeit, der in fast allen Erdteilen der Welt unterwegs gewesen war, der ein bedeutender sozialistischer Baggerfahrer gewesen sein musste, den er, der alte Genosse Ticker überall als seinen Sohn ohne eigene Rufschädigung vorzeigen konnte. 

Mit Medaillen, Orden, bunten Postkarten und sauber mit der Maschine getippten Briefen berichtete dieser Robert Ticker, der Held der Arbeit, über Beteiligungen an Aufbauobjekten in Angola, Ghana, Guinea, Äthiopien, Libyen, Algerien, Mosambik, Syrien, Irak, Kuba und sogar in der Mongolischen Volksrepublik soll er gewesen sein, über sein Leben, das es nie gegeben hat. Der wahre Robert Ticker kannte nur eine kleine Welt aus den Büchern, die er im Knast „Rüdersdorf“, in der „Schwarzen Pumpe“ und in „Bautzen I“ lesen durfte. Das wenige, was er über Afrika wusste, das war ein Film, den er als Jugendlicher in Westberlin gesehen hatte. Es ging um die Tiere der Serengeti, die eine Heimat suchten und nicht sterben sollten. 

Vor dem Hintergrund des Kilimandscharo, den die Deutschen 60 Jahre die Kaiser-Wilhelm-Spitze nannten, erstreckte sich majestätisch die Savanne in Tansania, in der über eine Million afrikanische Gazellen, Zebras, Büffel, Antilopen, Elefanten und Raubtiere grasten und verdauten. Ein Ort der Sehnsucht und Schönheit für Robert Ticker.

Das Bild von der weiten Welt ging Tickers Leben voran. Später, 

Susanne, die Freundin des verstorbenen Vaters, die derweil Robert zugeschaut hatte, wie er seine alten Briefe las, die er nie geschrieben hatte, tupfte sie einige Tränen von der Haut im Gesicht und verschmierte das Rot der Lippen mit der Schwarztusche unter den Augen. Sie stippte die halbgerauchte Zigarette in den Ascher, schaute an Robert vorbei, von dem sie ahnen musste, was in ihm vorgehen würde. Leise sagte sie: „Da musste durch, Robert. Da siehste mal, wie du deinem Vater gefehlt hast.“ Roberts Lachen klang irre und war keine gute Antwort.


In dem Buch liest sich durch ein Leben, dass die meisten nur vom Hörensagen kennen, es aber fühlen können. Man spürt Roberts Unrechtdasein genau so wie die rottriefende Überzeugtheit und spätere Raffsucht des Vaters.

Reinhardt, das Buch hat mich mit all dem selbst Erlebt- und Erfahrenem angestachelt weiter zu schreiben, denn all das verschüttete gilt es frei zu legen. Lebenswege aufzuführen um aufzuzeigen, warum eine Generation so wird, wie sie ist.

Ob die Akteure Ole Bienkopp, Fabian oder Robert heißen zwischen all den Buchdeckeln weht der Wind des festen Willens “... der zu sein der man ist“.

 

Somit verbleibe ich mit frischen Gedanken im Nischel. Nochmal vielen Dank für den „Affen“,

alles Gute wünscht Dir

 Rüdiger Paul


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Nachlesen in "Ohne Scheu"

Wie organisiert man Widerstand gegen eine Demokratie mit den Mitteln der Revolution oder besser gleich mit der Diktatur. Das sind die wertvollen Erfahrungen, die wir Deutsche der Welt anbieten können. Wir sind die Meister der Organisation und der Bürokratie. Auch falls wir gar nichts Vernünftiges mehr tun sollten oder könnten, wir haben sie immer noch, die Sehnsucht nach Beständigkeit in der Perfektion und die Liebe zum erfolgreichen, uns die Verantwortung abnehmenden Staat. Eher gehen die Deutschen in die Tode, als dass sie ihre Tätigkeit am falschen Tun abstellen würden. Bisweilen ist Deutschland das sicherste Land für dumme Schwätzer und intelligente Faulenzer.

"Ohne Scheu" ist eine Vorlage für das Leben nach einer mehr oder minder erfolgreichen Revolution.



Die Menschen der Welt wollen leben, und sie wollen keinen Atomkrieg. Das Buch über die Atombombenabwürfe 1945 in Japan waren Anlass, 2008 ein Buch gegen den Atomkrieg herausgegeben.

Ich denke, die Menschen haben keine Ahnung, was ihnen widerfahren würde, käme es zu einem solchen Krieg. Dieser Bilder habe Zeitzeugen nach den Abwürfen gemalt. Sie kann man als ein ständiges Zeugnis dieser einmaligen Ungeheuerlichkeit in Japan, in Hiroshima sehen.

Der ROTE AFFE auf dem Kilimandscharo

Reinhardt O. Hahn

R. O. Hahn Der ROTE AFFE

oder Das Recht auf Vergessen

© Projekte Verlag Hahn

www.projekte-verlag.de

Alle Rechte vorbehalten

1. Auflage

ISBN 978-3-946169-51-2

Halle (Saale) 2022

info@projekte-verlag.de

Mitglied IHK Halle-Dessau

Preis 15,00 Euro

Deutschland



Kultur heute ist ein rotgrünes Meinungsdiktat. Politik benutzt immer gern und wieder den Staat, den guten, als Hure, um die Gesellschaft zu f*cken.

Früher war das Land in arm und reich geteilt, heute ist es vielfach geteilt. Wir sind ein diverses Land.

Diktaturen, Monarchien, und Demokratien unterscheiden sich nicht sehr. Es geht immer um die Freiheit des Andersdenkenden.

Der rote Affe auf Tournee

Schlimm an der Zukunft sind immer die neuen Ideen der Stümper in der Politik. Die müssen es wissen.

Die Tetralogie 1978 bis 2019 Halle geschrieben

Zeichnung R. O. Hahn, als ich 14 Jahre alt war.

Versuchte Republikflucht

1962. Gerichtsurteil Landgericht Potsdam in Brandenburg 2022.

Rehabilitierung. 7.650.-, es hätte auch mehr sein dürfen. 24 Monate Heimerziehung in Kyritz

Liebe Freunde der Literatur!


Betrachtet man die Welt als einen gewachsenen Wald von Völkern, so ist die Deutsche Geschichte ein jüngerer Baum. Ein Teil des Stammes, dort wo er sich verjüngt, dort war die DDR. Schneidet man sie heraus, um zu sehen, wie sie gewachsen war, so kann man an den Ringen im Stirnholz erkennen, es sind nur vierzig Jahre gewesen. Um zu sehen, aus welchem Holz sie war, braucht man keine Axt. Es genügt ein scharfes Beil, um dieses Stück Stamm der Deutschen Geschichte mit einem Hieb zu spalten.

So habe ich mein Buch „Ohne Scheu“ geschrieben. Das Beil ist die Poesie, der Hieb die Erinnerung und das Holz, das waren die Menschen. Die Borke, die alles zusammenhalten wollte, das war der Staat mit seinen Repressalien, mit seinem Ministerium für Staatssicherheit. Es wird ohne Scheu geöffnet und erzählt. Es geht besonders um das Schämen und das Einzelschicksal, dass jetzt nach über dreißig Jahren gezeigt werden kann.

Offen und ohne Hemmung wird der Bericht wiedergegeben, den 22 Inoffizielle Mitarbeiter (Quellen) über den Reinhardt Hahn (Das Geheimnis ist unser Brot) geschrieben haben.

Mit einem Schlag wird das Wesen der Diktatur durch Offenlegung und durch Spaltung klar und man begreift beim Lesen, diese Spitzel, Denunzianten und Petzer, sie haben oft wegen der ihrer eigenen Vorteile, die Welt von den Füßen auf den Kopf gestellt, damit das Opfer von unten nach OBEN blicken musste. Das MfS war der Verwalter der Angst, die Partei versprach die Hoffnung, damit das Ziel, die Unterwerfung, immer gedacht oder der Glaube daran erwünscht werden konnte.

Die Nationalsozialisten haben den Menschen das Leben genommen, die Sozialisten nahmen die Freiheit und kommende Diktaturen, sie werden den Menschen den Verstand rauben.

Der Leserfreund Reinhardt O. Hahn


Sie werden fragen, was geschieht hier? Kommen Sie zur ersten Lesung am 20.05.24 im Haus der Volkssolidarität, An der Marienkirche 4, in Halle.

Um 15 Uhr findet die Lesung aus dem obengenannten Titel statt.

Sie haben es alle schon erzählt, wie eine Diktatur sich entwickelt und sich ausbreitet. Brecht, Canetti, Jünger und nun habe ich mich eingereiht und einen authentischen Text darüber geschrieben. In der Presse steht...Sie wollen wissen, wie das Kontrollorgan einer Diktatur funktioniert, zum Beispiel des MfS (Stasi)? Lesen Sie diesen Roman von R. O. Hahn...

Ja, wer kennt ihn schon, den Begriff der Dystopie. Richtig, es ist das Gegenstück der Utopie. Was in diesem Büchlein geschieht, ist merkwürdig, doppelsinnig und es ist die schönste Form des "Schwarzen Humors"

Erzählt wird nur über ein Jahr in der DDR, 1985, sich mit Freunden treffen, reden und lesen. Heute, im Jahre 2023, sind wir wieder dabei zu schweigen, weil "Ein Gespräch über das Fällen von Bäumen ist ein Verbrechen. Das Schweigen darüber schließt die Untaten mit ein, die dort ruhig über die Straße gehen"

Es ist nicht nur der Bertold Brecht, der sich scharfe und tiefe Gedanken über Mörder macht, die unterwegs sind und ihre Opfer auflauern. Es gibt nicht wenige, die ihr Leben nur erhalten können, wenn sie den Hass auf andere pflegen. Darum verurteilt das Buch "Ohne Scheu" das Vergessen. Das ist mein gutes Recht...

Die Staatssicherheit war immer dabei. Alles zusammen hat das MfS den Hauskreis Hahn, wie sie ihn nannte, von 1978 bis 1988 ständig beobachtet. Mehrere Jahre trafen wir uns monatlich. 20 erwachsene Menschen im besten Alter. Im Jahr 1985 war die Observation besonders intensiv.

Insgesamt hat der "Geheimdienst" 2000 A 4 Seiten über mein Leben verfasst. Natürlich auch über die Freunde und auch VON Freunden. Der Berichtsroman spielt auf zwei Ebenen, das MfS bei der Arbeit und die Berichte der "Inoffiziellen Mitarbeiter" mit unterschiedlicher Aufgabenstellung.

Es waren 21 Spitzel, Denunzianten, Petzer auf uns angesetzt. Sie wurden im Jargon der Stasi IMs genannt und die Sinnhaftigkeit ihres bescheuerten Daseins bestand vor allem aus der Denunziation. Wer ein Spitzel war, war wichtig. Man nahm den Spitzel sehr ernst. Er war eine der Säulen der Diktatur.


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Alexander Eva

wurde 1942 als Sohn deutscher

Eltern in der Ukraine geboren.



Er verlebte seine Kindheit und Jugend in einem Lager Sibiriens. Dort fand er seine Liebe und seine Begabung für Musik. 1969 gewann er den 1.

Preis für Trompete im 3. Wettbewerb für Mittelasien und Kasachstan.

Alexander Eva arbeitete als Solist und Hochschullehrer. Als Höhepunkt seiner Karriere

erreichte er die „Aspirantura“ am Moskauer Konservatorium.

1976 emigrierte er nach Deutschland.

Mehrere Arrangements für Trompete und Klavier

stammen aus seiner Feder.

In seinen Büchern

„Mein Weg begann in Sibirien“,

„Die Sprache der Musik überwindet Grenzen“

und

„Der Wandel“

erzählt der Autor über seine Erfahrungen in der

UdSSR, in Deutschland und in Frankreich.

 Die Romantetralogie
"Das gewöhnliche Bauwerk"
Für Buchhändler: www.buchhandel.de 
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Der Verlag Projekte Verlag ist die vierte Gesellschaft in der Folge seit dem Bestehen des Verlages seit 1990.
Als GmbH gegründet, wurde sie von drei Geschäftsführern bis 1992 geführt, sie legte als kleiner Verlag mit zwei Beschäftigten Lesebücher und Belletristik vor.

Die Cornelius GmbH, die 1991 gegründet wurde, druckte für den Projekte-Verlag, den sie in der Folge übernahm.

 Reinhardt O. Cornelius-Hahn, der Gründer, bezog die Produktion des Projekte-Verlages in die Tätigkeit der Cornelius GmbH mit ein, die bis zu 40 Mitarbeiter beschäftigte und neben den Zeitzeugen, Bücher, Zeitschriften, Werbematerialien und Plakate druckte. Auch Homepages und E-Books gehörten mit zu den Erscheinungen des Verlages. Nach 2000 verband sich der Projekte Verlag mit der Cornelius GmbH zur Projekte Verlag Cornelius GmbH. Über den direkten Verkauf, übers Barsortiment, über Messetätigkeit und der Herstellung von Büchern, besonders im Digitaldruck, mit handgebundenen und leinen umhüllten Büchern wurde der Verlag in ganz Deutschland bekannt. Es sind insgesamt mehr als 2.200 Titel erschienen. 2015 übernahm der Schriftsteller Reinhardt O. Hahn, bekannt geworden über den Bestseller "Das letzte erste Glas" auch den Namen und Inhalte des Verlages. 


Der Projekte Verlag Hahn


Der Verlag hat seinen Sitz in Halle. Jedes Jahr bringt er 5 - 8 Titel heraus. Diese Titel befassen sich mit Belletristik und Philosophie. Der Verleger ist Reinhardt Cornelius-Hahn. Im Verzeichnis lieferbarer Bücher finden Sie 51 neue Titel und ein breites Angebot in Amazon, Booklooker und auf 40 WEB Plattformen.

Wir bieten Ihnen aber nicht nur Bücher an, sondern auch Grafiken, die Sie ebenfalls online bestellen können.
„Das gewöhnliche Bauwerk„ und die"Die Würde und Selbstwert in der europäischen Philosophiegeschichte  in 2.500 Jahren"

ist eine unserer wichtigsten Veröffentlichungen, über die wir Ihnen hier gerne einen genaueren Eindruck geben möchten. Das gewöhnliche Bauwerk ist in den Bänden I – IV bei uns erschienen. Verfasser ist der Schriftsteller Reinhardt O. Hahn

Nach der Staatstheorie gestaltet die Gesellschaft (die Wölfe), den Staat (nach Hobbes der Löwe) durch gewählte Politik. Wer ist die Politik, die gewählt wird, die der verlängerte Arm der Gesellschaft sein will? Die Politik ist heute der Abschaum, der auf den gewaltigen Wassern des Zeitgeistes treibt und das Leben der Menschen sinnlos und wertlos erscheinen lässt.

Der Hundertjährige Krieg zwischen Frankreich und England, das ist das Thema von Dieter Reitze. Aus der großen europäischen Geschichte nacherzählt, hier der Band III von drei Bänden.



Guten Morgen lieber Reinhardt,

Leicht und munter klingt der Titel Deiner Geschichte von der Taufe einer Wanderniere.

Mit zwei Nieren auf Wanderschaft zu gehen, erzeugt beim Leser völlig neue Perspektiven.

Man möchte glauben, Max und Paulchen hätten sich tatsächlich abgesprochen. Haben Sie gewiss auch, in einer uns unbekannten Sprache. Liebe, Glaube und Hoffnung bedienen sich eben dieser Ausdrucksmittel.


Freyer fühlt sich’s in der Freye,

Mächt’ger tönet da das Lied,

Es empfängt der Mensch die Weihe, Siehet was er sonst nicht sieht. 


Ludwig der I.

(unter der König Ludwig

Eiche geschrieben)

Bad Brückenau 1840)

Bad Brückenau ist ein wunderbarer Platz für solche Gedanken. Die Eiche, schon in die Jahre gekommen, nimmt Hilfe an und lässt Leben zu. 

Zwei Schicksale, welche mit zwei Sommerlinden begannen, grünen nun gemeinsam mit 150 Bäumen, bilden in Halle a. d. Saale einen Park

des Dankes und Erinnerns. Gewiss werden sich die Linden verbinden und sich austauschen. Auch sie wollen, wie die Nieren ein langes Leben haben.

Vielen Dank für diese Geschichte, welche die Kraft der Liebe in all Ihrer Unsichtbarkeit verdeutlicht.

Es bleibt zu wünschen, dass Du und Deine Frau Martina das Fest des Lebens zeitlos gemeinsam erleben könnt.


Lieber Reinhardt, Dein Text, welcher die Kriegstreiber aus ihrer Historie heraus beschreibt, ist Dir gelungen. Wir kennen sie nur zu gut, die Parolen, mit denen uns ein Klassenfeind beschrieben wurde. Eine Weltanschauung sollte eine Sprache sprechen und dieser Gleichschritt bekam den Namen Fortschritt. Durch eine friedliche Revolution aus dem Tritt gekommen, stolperten und taumelten die Gleich-Schreitenden in alle vier Himmelsrichtungen auseinander. Jeder fand mit der Zeit sein eigenes Schrittmaß. Da die Welt bekanntlich rund ist und man sich immer zweimal im Leben sieht, dauerte es nicht lange und die Menschen begegneten sich wieder. Anfangs sahen sich einstige Brüder etwas befremdet in die Augen und waren verwundert. Der Taxifahrer, welcher vordem vorbildlich mit steifem Knie marschierte, gab sich zivil, machte aber gelegentlich von seinen, ihm eingetrichterten, Sprachkenntnissen gebrauch. So blühte hie- und da die alte Liebe wieder auf, um wenig später, nur den eigenen Fortschritt sehend, ins Gegenteil umzuschlagen. Ewiger Serosammler oder einmal der Held auf der Weltbühne? Es macht Sinn, die, vollkommen frei drehenden Kriegsgenossen auf den Mond zu versenden. Ein Blick aus entsprechender Entfernung auf unseren Planeten würde bei beiden für Ernüchterung sorgen. Vorausgesetzt, die Bordsysteme in deren Oberstübchen sind auf Mensch-Modus umgestellt. Ich weiß nicht, wie viele Erdumrundungen nötig sind, bis deren Schwindel durch Klarheit besiegt wird. Wenn beide vor dieser All-Macht kapitulieren, wird ihr Ruf gehört? Nicht sogleich, denn der Weltraum überträgt keine Schallwellen. Wir werden hochschauen, bis die zwei wieder herunterkommen. Oh, ich hab geträumt, sie sind noch hier, mitten im eigenen Kriegsgetümmel. Ich schaue täglich auf diesen Morast aus Stahl, Blut und Lügen. Dabei vernehme ich ein Hintergrundrauschen von Volkstümelei, Habsucht und Panzerkettengerassel. Warum sprechen entkernte Hirne in dem Zusammenhang von Tradition? Klar, wenn den Fabriken Panzer rollen und damit Geld gedruckt wird, ist das ein Geschäft. Panzerproduktion erlebt in Traditionen(s)-reichen Fertigungsstätten eine Renaissance. Das ist keinesfalls gut und schon gar nicht traditionell. Wenn etwas diese Bezeichnung verdient, dann nur der Frieden und die Bemühungen darum, ihn zu bewahren. Ohne die Frösche zu fragen, muss der Sumpf trocken gelegt werden. Denn für die Frösche bedeutet es Tradition, im Sumpf zu rühren, der Morast unausgefochtener Geschichte ist deren gemeinsame Heimat, darüber sind sich die zwei durchgeknallten Kampfkröten einig. Und wenn nur kräftig genug herumrühren in dieser Suppe aus Gewalt, Zerstörung und Sterben, wird sich ein Malstrom bilden, ein Strudel ungeheuren Ausmaßes. Und wer die Möglichkeit hat, dem blutigen Sog ins Auge zu schauen, wird es ganz unten erkennen, das Ende der Fahnenstange. In meiner Serozeit bauten die einen Knallpanzer und die anderen freuten sich über Knallfrösche. Und heute? Heute sammelt der eine Frosch weltweit Seropanzer, um damit den Krieg gegen ihn, den sein Bruder im einstmals gemeinsamen Tümpel führt, zu bestehen. Zerozeit! Dir wünsche ich einen kreativen und freien Tag alles Gute Rüdiger Paul

Wer ist der 

Projekte Verlag Hahn?


1990 wurde die JUCO GmbH gegründet, die sich neben der Werbung auch auf verlegerische Arbeiten konzentrierte. Kinder- und Zeitzeugenbücher in Auflagen von 100 bis zu 80.000 Exemplaren eines Titels wurden gedruckt und verkauft.

Mit dem hochwertigen Digitaldruck (Hartbücher und E-Books) begann 2005 eine neue Zeit.

Die Cornelius GmbH beschäftigte 40 Mitarbeiter und verlegte bis 2014 insgesamt 2067 Buchtitel. Dabei auch edle elfbändige oder hochwertige dreibändige Auflagen (Richard Wagner, Schmidt-Falkenberg, Christa Wolf).

Mehr als einhundertmal stellte der Verlag das Konzept: Autor, Lektor, Gestalter, Drucker, Buchbinder, Verkäufer und Buchhändler in große Buchmessen vor (Frankfurt, Leipzig, Wien, Peking u. a. m.)

2013 gab der Verleger den Verlag an jüngere Kollegen und an ein Familienmitglied. Reinhardt O. Hahn war 67 Jahre alt geworden. Die Firma wurde 2015 abgewickelt und gilt ab 2017 als erloschen.


Herzlich willkommen


2015 wurde Projekte Verlag Hahn mit einigen Titeln aus dem alten Bestand gegründet. Sie finden ihn unter dem Verzeichnis lieferbarer Bücher des PVH.

Es sind 41 Titel, die in den letzten 7 Jahren herausgegeben worden sind.

Der Verlag bietet aber nicht nur einzigartige, mitunter auch gebrauchte, aber wertvolle Bücher an, sondern auch Grafiken, die Sie ebenfalls online bestellen können.


Das gewöhnliche Bauwerk

ist eine unserer wichtigsten Veröffentlichungen, über die wir Ihnen hier gern einen genaueren Eindruck geben möchten. Das gewöhnliche Bauwerk ist in den Bänden I – IV bei uns erschienen. 

Ebenso sind vierzehn Bände über bedeutendste Philosophen der "Europäischen Geschichte" erschienen, die sich mit der Würde des Menschen befassen, erschienen.

Der Autor, der sich nicht nur philosophisch, sondern auch anwaltlich mit dem Grundgesetz befasst, ist Johannes Driendl.


Das, was man ein Trauma nennt, habe ich erlebt. Mein jüngerer Bruder ebenfalls.


Der Rudi Hahn, der mein Vater war, ging nach einem verunglückten Länderwechsel von der Ostzone in die Westzone 1953, im Jahre 1958 wieder in den Osten zurück.

Er war im Westen unglücklich geworden. Er war nur widerwillig 6 Jahre im Westen geblieben. Weil seine Frau 1953 einem Russen mit einem Spaten den Scheitel "nachgezogen" haben soll, wurde er nach seiner Heimkehr in Haft genommen. Er saß in Oranienburg "ein".

Seine drei Kinder, meinen jüngeren Bruder, meine kleine Schwester und mich holte er aus dem Westen in den Osten zurück, was ihm eine lange Freiheitsstrafe ersparte, vielleicht auch das Leben noch einmal rettete (er war im Krieg 11 (!) verwundet worden).

Er starb an diesen und jenen Folgen im Sommer 1960. Zwei Jahre später versuchte ich zu meiner Mutter zu gelangen, ich war 15 Jahre alt. Sie haben mich an der Mauer geschnappt. Ausgerechnet am 28. August 1962. Danach kam ich zwei Jahre ins Heim.

Heute ist es ein kleines Glück geworden, diese Zeit, ich habe eine "Freiheitsentziehung" nach bundesdeutschem Recht erlitten, dafür erhielt ich eine nicht unwesentliche Summe vom Staat, so hat es das Landgericht in Potsdam gewollt.

Kein Schaden ohne Nutzen, sagt man dazu, obwohl... ich lasse es.


Mein jüngerer Bruder kam schlechter weg. Er versucht 1964 im Winter über die zugefrorene Havel nach Westberlin zu gelangen. Angeschossen blieb er auf dem Eis liegen, bis man ihn in die DDR zurückschob und -zog. Er kam nach Torgau, längere Zeit, wurde wegen Angriff auf die Staatsgewalt nach Rüdersdorf gebracht, dort blieb er nochmals länger als zwei Jahre.

Er wurde "renitent". Ich habe das selbst erlebt und konnte ihn nicht halten. Danach kam er nach Oranienburg, später in die Schwarze Pumpe und zuletzt, da ging gar nichts mehr, nach Bautzen I. . 

Er starb nach einem kurzen, schweren, aber auch segensreichen Leben (vier Kinder) 2006.

Themen für Buchlesungen der Autoren

 2024 im

vierten Quartal erscheint in dieser Reihe das Buch HEIMAT aus dem Leseturm.

Erscheint 2023 im ersten Quartal.

Zum ewigen Frieden

oder

Zum ewigen Krieg?

Lesung in der Hoppenhauptkirche

Die Philosophiebände 1 - 15

von

Dr. Dr. Johannes Driendl

2500 Jahre Würde und Selbstwert in der Philosophie


Reinhardt O. Hahn hat schon vor drei Jahrzehnten im Buch und im Film auf die Kontroll- und Machtsucht aufmerksam gemacht. Der Film zum Buch „Ausgedient“ ist in 72 Ländern gespielt worden. Es entstanden Bücher: „Aus Liebe zum Volk“, „Ausgedient - ein Stasi Major erzählt“, „OPK Broiler“ und „Ohne Scheu“. In seiner Tetralogie (4 Bände - „Das gewöhnliche Bauwerk“) erzählt er den Weg, den Denunziationen, Überwachungen, Repressionen und andere Spitzeleien in der Gesellschaft nehmen.

Aus all diesen Schreiberfahrungen, Gesprächen und Sendungen ist ein Traktat entstanden: „Putin liest Kant“. Dazu wurden Süchte, Missbrauch und Ideologietransfer untersucht.

Hahns Aufsatz: „Putin liest Kant“ lehnt sich an Immanuel Kant „Zum ewigen Frieden“ an, 1795 geschrieben, wenige Jahre nach der Französischen Revolution. Es ist ein "nachhaltiges" Nachwort zu dem Buch von Johannes Driendl, einem Meister-Philosophen, der beim Projekte Verlag Hahn seit mehr als zehn Jahren unter Vertrag ist.


Hahn stellt die Frage:

„Zum ewigen Frieden oder Zum ewigen Krieg“. Hat Putin überhaupt Kant gelesen? Ist es so, dass der Verstand und die Geisteshaltung eines (oder vieler) Menschen, der im Sozialismus geformt, idealisiert und ideologisiert worden ist, um sich für eine kommunistische Gesellschaft einzusetzen, friedfertig und friedensfähig sein kann, obwohl eine ganze Generation nur zum Sieg erzogen wurde? Ist unsere Generation nicht in der Lage, vor einer Notwendigkeit der Lösung der wirklichen Probleme und Konflikte der Menschen Kämpfe aufzugeben und die Geschichte einzusehen oder gar zu kapitulieren?

Ist es so, dass unsere Generation zwischen Aufgeben und Wut schwankt und darum einer wenig geförderten Generation die Macht in die Hände gegeben hat, die wieder gern Wünschen, Hoffnungen, Sehnsüchten und Versprechen folgen will?


Was ist passiert?

Reinhardt O. Hahn sieht in der Kapitulation die einzige Chance, um überleben zu dürfen, und er meint, das gilt nicht nur für Suchtkranke, sondern für die heutige Welt, die am Ende Ihres Verbrauches, Ihres Tuns und ihres bisherigen Handelns angelangt ist. Der Weg zurück ist von derselben Illusion gepflastert, wie der Weg nach vorn. Ist der Stillstand der Ausweg, das Innehalten der Uhren in der Zeitgeschichte?

Für ihn und für seine Unternehmungen waren nur das Loslassen und das Ab- und Aufgeben vom Betäubt - Sein, Räuschen und Suchtmitteln die einzige Überlebenschance. Ebenso ist es mit der Kontroll- und Machtsucht, die auch tödlich endet, wie alle Süchte.


Was ist zu tun? 

Reicht es aus, einen Kranz in Königsberg (Kaliningrad) niedergelegt zu haben, um danach mit Kants Friedensphilosophie unter dem Arm im Deutschen Bundestag zu reden, später die Waffen in die Hand zu nehmen, um plötzlich gegen jede menschliche Vernunft einen barbarischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu führen?

Hahn brennt schon immer das Thema Sucht, Verdrängung und Selbstbetrug unter den Nägeln. Er stellt sich neuen Vorschlägen, die dafür geschaffen sind, denen zu helfen, die nicht wissen, wie sie leben sollen.

Neuer Text

Dirk Becker, Fotograf, Eisenbahner und Autor, bewegt sich gern in Archiven und alten Bauten. Das ist sein Thema. Er kommt gern zu Ihnen und liest aus....

Deutsche Geschichte der letzten 400 Jahre, Alkoholismus, Organspende, der Tod und auch die heitere Kurzgeschichte, alles sind seine Themen. Reinhardt O. Hahn kommt aus Halle (Saale)

Das ist sein großes Thema, die Deutsche Einheit und Teilung. Der Autor und Verleger kommt gern zu Ihnen.

Alexander Eva ist ein Russlanddeutscher, der in der Ukraine geboren ist. Das ist sein Thema. Er ist Trompeter und Dirigent.

In seinen Büchern erzählt er über seinen Weg aus Sibirien bis Frankreich

info@projekte-verlag.de

Hallo, lieber Reinhardt,

recht vielen Dank für das Buch „Der rote Affe“. Im Verlauf Deiner Kurzpräsentation habe ich nicht gleich die Zusammenhänge erfasst, beim Lesen umso mehr.

Wie mit einer funzelnden Taschenlampe bin ich Seite um Seite durch die finsteren Gänge einer Jugend gekrochen. Bin im Auerbachs Keller gelandet, in welchem ein Vater vom Sozialismus verzaubert wird und seinen eigenen Sohn gegen das rote Leben eintauscht.

Ein Lachanfall folgt dem nächsten. Während Vater den Oberen dienend, mühen sich Staatsdiener vergeblich einen neuen Robert zu erschaffen. Warum auch?

Ein roter Kornkreis-Affe als Metapher für die Oberen ist genial. Denn nur sie können so ihr Spiegelbild sehen.

In fünfzig Ländern dieser Erde wurden derartige mystische Erscheinungen gesichtet.

In dem Land erhielt dieses Gebilde umgehend ein negatives Vorzeichen.

Robert dachte sich minus mal minus, ist gleich plus und spendete die ihm aufgebrummte Strafe der FNLA.

„Ich bin jetzt für Euch Rüdersdorf“ hinterlässt beim Umblättern „roten Zement“ an den Fingerspitzen.

Man meint, mehr geht nicht in diesem vorzeige Geviert. Und doch legt Vater Staat noch eins darauf.

Wer denkt, aus der schwarzen Pumpe plätschert quirlig frischer Quell, der irrt. Dreck und Blut ist die Tinktur der Verzauberten.

0021 steht auf und macht sich fertig zum dritten Akt. Zeitenwende. M.J. fragt in Leipzig jemand, wo es denn zur Revolution ginge.

Der rote Vater steigt in die Holzkiste und fährt in die Dunkelheit ein. Gleichzeitig kommt aus der einer Blechkiste der rote Affe ans Licht.

Taschenlampe aus!

Bunte Ansichtskarten und Briefe, Abzeichen und allerlei Klimbim lassen einen, vom Vater ersonnenen, Robert-Geist aufsteigen, den die Menschen zwar denken, aber nicht sehen können. Mit der langjährigen Geliebten des Vaters stirbt die einzige Zeugin dieser Kunstperson. Sie ereilte der katalektische Tod beim Fensterputzen. Ein Weg in die Zukunft ohne Vergangenheit ist ein Traum, so wie jeder ersehnt friedlich im Bett einzuschlafen. Mit materiellem Rüstzeug ausgestattet, erfährt Robert das Familienleben. Nur das ist sein Sinn.

Das gemeinsame Heim soll der Kinder zu Hause sein. Er hatte vom aufregenden Leben die Nase voll.

Robert erkennt in seiner Enkelin die würdige Nachfolgerin für den roten Affen, oder wählt der Affe selbst sein Herrchen?

Für sich selbst wählt Robert in späten Krankheitstagen ein Hospiz und träumt, dass seine Asche auf dem Gipfel des Kilimandscharo vom Winde verweht.


Reinhardt O. Hahn


... ist Nichttrinker, seit 40 Jahren. Er ist Vielschreiber und ein Vielgereister. Allein, wirklich oft sehr

allein, stand er mehr als tausendmal

vor dem Publikum und sprach über

seine Enthaltsamkeit, über seine

Firmen, über die Kindheit in Ost und West, über Heime und Elternlosigkeit,

und was ihn während der

sieben Jahrzehnte seines Lebens

ständig beschäftigte, die Literatur! Er

studierte sie so gut es ging, schrieb

40 Bücher, darunter eine Tetralogie

(vier Bände, 1.700 Buchseiten!), drei

erstaunliche Bestseller und er ist

freischaffend tätig.


Reinhardt O. Hahns Hauptgeschäft

ist die Fantasie, also das Poetische

in der Literatur und darum wurde es

wieder ein Roman, einer über die

Migration damals und heute.

Warum auch nicht mal lachen....


Es ist eine unglaubliche Geschichte, doch sie kann wahr sein. ...

In Luanda sitzen der Held der Geschichte und der Erzähler in einem Taxi, und der Fahrer erzählt ihnen, er habe in der DDR sein Diplom gemacht. Er war zum Ökonom ausgebildet worden, wie so viele Vertragsarbeiter, Studenten

und Schüler der Betriebe, Universitäten

und der Bezirksparteischulen der ‚untergegangenen‘

DDR. 1990 wurden sie, mehr als

200.000 Menschen, aus dem wieder vereinigten Deutschland ausgewiesen.

Sie, und ihre Vorgänger..., die schon 30 Jahre zuvor im zehntgrößten Industriestaat der Welt, der sang- und klanglos in der Zeitgeschichte absoff und nun auf dem Grund der Historie als ein ertrunkener Versuch liegt, den keiner mehr

heben möchte..., sie haben auch die DDR

überlebt und wohnen wieder in ihrem Land. Überall trifft man Menschen in Afrika, in Arabien, Osteuropa und gar auch in Südostasien.

Sie erzählen von der schönen Zeit, darüber, wie es früher war und schließen im Taxi in Luanda oder in einem Kaffee Kubas oder auch in Saigon in einer Autowerkstatt das Gespräch

mit den Worten ab:


„Heute sind meine Enkel nach Deutschland gegangen. Es war ja damals schon ein gutes, ein besseres Land gewesen. Mit dem feinen Sozialismus. Dort versuchen sie jetzt ihr Glück“.

Robert Ticker, ein Held aus Widerwillen, übernimmt eine Rolle als Aufbauhelfer. In seinem Leben war nichts mit rechten Dingen zugegangen.

Ein Anormaler, wie ein Fachmann sagt. Nur eine Nummer im Strafvollzug, sagt sein Vater, der für seinen missratenen Sohn eine andere Biografie erfindet.

Doch es begann alles noch früher: die Angriffe von Einheiten der britischen Royal Air Force und den United States Army Air Forces am 04. 12. 1943 auf Leipzig haben schon in der frühen Kindheit in Robert Tickers Leben eingegriffen und es auf immer verändert. Roman






Das gewöhnliche Bauwerk. 
Tetralogie 
Einblick in die Bände I bis IV.

Drei Lesungen sind in den OK (Offenen Kanälen) Wettin/ Halle, Magdeburg und Merseburg in den Studios aufgenommen worden.
Danke, sagt der Projekte Verlag, ebenso ein Dankeschön vom Autor.
Weitere Lesungen:
Auf dem August-Bebel-Platz
In der Kunsttanke Merseburg
In der Marie - Magdalenen - Kirche
Naumburg an der Saale

Aus der Tetralogie erzählt 

Vier Jahrhunderte im Leben einer Familie in diesem Land. Der Beginn ist der Tag, an dem die Mutter des Erzählers, eine Jahrhundertfrau, bestattet und über ihr Erbe gesprochen wird. 

Band I: Dieser Roman, der in Episoden von 1638 an erzählt wird und dessen erster Band "Was soll mir eure Schuld" eine große Romanerzählung einleitet, die vorerst 1938 mit der Chronik endet, wird von dem eigentlichen Helden, der nach dem Krieg 1947 geboren wurde, im Jahre 2015 in einem Archiv gelesen.

Band II: "Das gewöhnliche Bauwerk". Darin wird die Geschichte der 2. Nachkriegszeit in
 Deutschland erzählt. Von 1946 ausgehend bis ins Jahr 1961. Die Flucht aus der Ostzone am 16.06.1953 eröffnet für die Familie den Weg in eine westdeutsche Zukunft, doch der Vater kehrt 1959 in den Osten zurück. Man zieht ihn zur Verantwortung.

Im Band III werden die unterschiedlichen Wege der am Schicksal Beteiligten erzählt. Treue zum System im Osten führt anfänglich zu einem gesellschaftlichen Erfolg. Anders verläuft der Weg zum wirtschaftlichen Erfolg der älteren Geschwister im Westen. All das kann der Leser anfassen bis zum „Begreifen“. 
Was geschieht, kann im Osten und Westen nicht unterschiedlicher sein. Die Geschwister leben sich auseinander. Das wird durch Erzählungen im Band II und IV des Romans berichtet. Alles verläuft nicht normal, aber wie gewohnt, bis zu den Tagen der neuen Einheit, die nach 1989 zuerst leicht machbar und verständlich erscheinen..


Band IV. 
Erst im IV Band wird sich der große Erzählkreis schließen, der 1638 mit der Pfählung eines Toten im Dreißigjährigen Krieg beginnt.
Die Heldin Edith Bumke stirbt drei Jahre nach der letzten Rate, die vom Deutschen Volk fast hundert Jahre an die Sieger des Ersten Weltkrieges gezahlt wird. Es war einer der schlechtesten Verträge, der je in der Geschichte der Völker geschlossen wurde. Die Beweggründe waren nicht edel, sondern niedrig, sodass die niedrigsten Gefühle im Menschen und wie hier in einer Nation, geweckt werden konnten. 


Max und Paulchen
Da gibt es eine kleine Geschichte, die ich auch im Roman erzähle. Nur als ein winziges Märchen geschrieben, welches wahr werden konnte. Da gibt es diese Heldin Beatrix im Romanband Nummer vier, die eines Tages traurig feststellen lassen muss, sie braucht für das weitere Leben eine Niere. Mein Romanheld, der Meinhardt Dehm lässt in der Klinik heimlich seinen Leib von den Ärzten befragen, ob er "spenden tauglich"  sei. Welch ein Glück, es passt alles zusammen und sie nennen die kleine Niere, die sich auf den Weg in den Bauch seines Weibes macht, Paulchen. Die verbliebene heißt Max und damit wäre ja alles gut. Doch irgendwann vor vielleicht zehn Jahren haben ein Klinikprofessor und Meinhardt, der Romanheld, eine Idee. Sie gründen den Park des Dankens, des Erinnerns und des Hoffens in Halle an der Saale. 
Beatrix und Meinhardt pflanzten dort zwei Sommerlinden, die heute schon Schatten spenden. Sie tragen dichtes Laub und sind gesund.

DDR-Bestsellerautor mit Kyritzer Vergangenheit legt neue Romane vor

Reinhardt O. Hahn aus Halle legt Band zwei und drei einer Tetralogie vor, die in weiten Teilen in Kyritz und im Ruppiner Land bis Gottberg spielt. In Kyritz hat er eine Zeit im Kinderheim verbracht.

Kyritz/Halle

Reinhardt O. Hahn will’s noch mal wissen. Anknüpfen an die Zeit seines DDR-Bestsellers „Das letzte erste Glas“ von 1986, der ihm noch heute „Türen öffnet“, wie Hahn gesteht. Ein am Ende 2000-seitiges Geschütz fährt der mittlerweile 72-jährige Hallenser dazu auf.

Genauer: Es sind ganze vier Romane, die als Tetralogie „Das gewöhnliche Bauwerk“ zusammengehören. Die Bücher spielen in weiten Teilen auch in Kyritz und im Ruppiner Land bis Gottberg beispielsweise. Denn die in seinem Leben erste prägende Zeit erlebte Hahn dort in den 1960ern – als Heimkind in Kyritz.

Den Draht in die Kyritzer Heimat nie verloren

Nach Band eins im vorigen Jahr („Was soll mir eure Schuld“) legte Hahn nun anlässlich der jüngst in Leipzig zu Ende gegangenen Buchmesse die Bände II („Das gewöhnliche Bauwerk“) und III („Die Zukunft war unser Land“) vor. Band vier („Das Paradies im Irrenhaus“) soll im Herbst folgen.

„Bis dahin bin ich bestimmt auch mal wieder in der Region und veranstalte eine Lesung“, verspricht Hahn, der den Draht in die alte Heimat nie verlor. Denn jene, die 1964 in Kyritz die damalige Wilhelm-Pieck-Schule verließen, schafften es bisher, sich alle zwei Jahre dort wiederzusehen.

Ein Deutschlandroman

Die eigene Familiengeschichte regte Hahn zu seinem Werk an. Folglich spinnt es sich über Generationen und Jahrhunderte hinweg und liest sich am Ende wie ein „Deutschlandroman“ oder eben „Jahrhundertroman“, wie es so schön heißt.

Der erste Band setzt sogar noch früher ein, im 17. Jahrhundert, und reicht bis zum frühen Faschismus, die Zeit des Ersten Weltkriegs und die 1920er Jahre. „Alles begann in Gottberg“, heißt es da etwa, als die Familie eingeführt wird. Walsleben, Kerzlin, Lüchfeld und so weiter sind vertreten.

Es ist eine erzählte Chronik. Der Held, die autobiografische Figur Meinhardt Dehm, liest sie im Jahre 2010, als er zur Bestattung seiner Mutter ins Rheinland fährt.

Bei einem Republikfluchtversuch geschnappt

Hahn hatte die DDR im Juni 1953 als Kind mit seinen Eltern verlassen. Nach deren Scheidung kehrte er 1959 mit zwei Geschwistern und dem Vater in das Land zurück. Doch jener starb 1960. Und die Rückkehr zur Mutter blieb Hahn mit der Schließung der Grenze 1961 verwehrt. In „Das gewöhnliche Bauwerk“ wird diese Spaltung einer Familie in Ost- und Westdeutsche erzählt.

Der 15-Jährige wurde kurz darauf bei einem Republikfluchtversuch geschnappt und in Kyritz ins Kinderheim gesteckt. So gelangte Hahn auch an die Pieckschule.

Leuna, FDJ, SED und der Alkohol

Nach der Zeit in Kyritz zog es Hahn zu den Leuna-Werken. Dem Aufstieg zum Schichtführer und FDJ-Funktionär und allerhand weiterer Posten folgte irgendwann ein Bruch samt SED-Parteiausschluss. Zwei Ehen und zwei Scheidungen später war er nur noch Alkoholiker.

Dann habe erst die Literatur ihm wieder Halt im Leben gegeben. Den Kampf mit sich selbst gewann Hahn am 14. Januar 1982. Seither lebt er abstinent.

Der 72-Jährige, der nach der Schule in die Region Halle zog, legte voriges Jahr die nun schon 14. Auflage von „Das letzte erste Glas“ vor. Es handele sich um die authentische Version ohne alle Abstriche, die ihm damals gemacht wurden, als das Thema Alkoholismus, um das es geht, derart aufbereitet noch ein krasses Tabu war.

Figuren aus Verwandten, Freunden, Kollegen und Gefährten

„Nach dem Mauerbau konzentriert sich die große Romanerzählung auf den Helden Dehm, der im Titel ,Die Zukunft war unser Land’ das sozialistische System erlebt, aber auch daran scheitert“, erklärt Reinhard Hahn.

„Die Figuren, die aus Verwandten, Freunden, Kollegen und Gefährten in der Arbeit und im Leben bestehen, breiten sich in den ersten drei Bänden aus. Ein Panorama des Scheiterns und Gelingens, Wege in den Systemen selbst brechen ab und enden, neue Perspektiven werden aufgenommen, um Alltag und Leben zu bewältigen.“

30 Jahre Mauerfall als Termin für Band 4

Dass nun auch der vierte Band „Das Paradies im Irrenhaus“ bis zum Herbst geschafft sein soll, hat seinen Grund: Am 9. November jährt sich der Mauerfall zum 30. Mal. In dem Band geht es schließlich um die weiteren Jahre von diesem Zeitpunkt an bis in die Gegenwart.

Wie Verleger Hahn einst selbst gründet dann auch seine Hauptfigur Dehm ein Unternehmen. Er scheitert, steht aber wieder auf – wie so viele.

Hahn: „Die Tetralogie erklärt es oder sie versucht es zu zeigen, was eigentlich in den letzten 400 Jahren mit Menschen geschehen ist. Erzählungen in den Romanen lassen die Deutsche Geschichte von 1638 bis 2015 aufleben.“ Und auch am Ende sollen Kyritz und das Ruppiner Land wieder dabei sein.

Band II (ISBN 978-3-946169-30-7) und Band III (ISBN 978-3-946169-24-6) sind ab 16. April im Buchhandel zu haben.

Von Matthias Anke





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Lesungen:

- Lesung in Naumburg am 09.11.21 LaLiTa

- Halle Open Air Lesung August-Bebel-Platz

- Landesliteraturtage 2021 am 9. November

- Mecklenburg-Vorpommern Demmin Herbst

- Oktober Mondtanke Merseburg

- Stadtmission Halle 40 Jahre Nüchternheit

- Philosophie in Zeitstunden im OKMQ

- Neustrelitz Kulturanker

- Stadtmission Halle

- Volkssolidarität Halle (Saale)

- Marienbibliothek Halle (Saale)

- Hoppenhauptkirche Beuna 2023

- Neue Residenz (9 Lesungen) über

   Sucht- und Drogenprobleme. 2023 Juni

- Schloss Hundisburg Rita Mittendorfs     

   Beichte in Wolkenkuckucksheim




Der Lebenslauf des Autors zusammengefasst


Studium der Literatur in Leipzig von 1978 bis 1982 (Literaturinstitut). Erste Veröffentlichung 1986 (Das letzte erste Glas). Insgesamt neun Kinderbücher und vier Romane veröffentlicht. Nach 2015 die Tetralogie: Das gewöhnliche Bauwerk veröffentlicht. Zwei weitere Romane und drei Erzählbände veröffentlicht.

1991-2014 Geschäftsführer einer GmbH, Mehrheitsgesellschafter.
Er lebt in Halle/Saale. 2015 den Projekte Verlag Hahn neu belebt, die Domain gekauft und nun bis 2023 in acht Jahren 51 Titel herausgegeben.

Was wird in den vier Bänden 

„Das gewöhnliche Bauwerk“, erzählt?

Meinhardt und Manfred sind nicht die Kinder einer normalen Zeit. Sie sind, wie Millionen andere Menschen auch, die Frucht eines einmaligen geschichtlichen Vorganges, der Deutschland seit hundert Jahren und länger prägt. 
Während die Mutter Edith Bumke, drei Jahre vor dem Abschluss des Versailler Vertrages geboren, noch ihre Zeit genießen wollte und das auch durchsetzte und sich das nahm, was sich ihr anbot, blieben die moralischen Belehrungen und Gewissensnöte, die über Jahrhunderte in einem zerrissenen Deutschland gewachsen sind, bei ihren Kindern wirkungslos. 
Wurde früher das Verlangen nach einem gesicherten Leben noch von der Todesfurcht diktiert, weil das Verhungern, die Krankheiten oder die Kriege augenscheinlich immer in eine Biografie mit einkalkuliert werden mussten und so ein Wille bestand, dem Staat als Institution zu folgen, brach nach dem zweiten Weltkrieg eine neue Zeit an, die Meinhardt Dehm mit den Worten beschrieb, er sei nach dem Krieg und noch vor der Sintflut geboren und so in ein goldenes Zeitalter hinein gewachsen.

Der moderne, demokratische Staat, der nach der Kapitulation (nach dem II.Weltkrieg) als Überlebenssicherung entstand, wurde nach und nach zu einer Institution, die über Jahrzehnte hinweg die moralischen Verhaltenswerte und sittlichen Bilder als Rahmenbildung über das Grundgesetz aufbaute. 
Der andere, der sozialistische Staat, griff jedoch wieder zum Mittel der Schuld, um so das Gewissen des Individuums sanktionieren zu dürfen. Diese erste Generation, die aus der Zertrümmerung Deutschlands spross und wuchs, nahm den Schuldkomplex an und wusste nun nicht mehr, wie sie selbst leben sollte. Die „Alten“ sagten es ihnen nicht mehr. Sie hatten sich schuldig gemacht, sie schwiegen. Aus der SCHULD wurde über Jahrzehnte ein Handel mit dem Gewissen der SCHULDLOSEN, so wie zu Zeiten Luthers, der dagegen aufbegehrte und der Römischen Kirche das Schisma (die Spaltung) brachte. Das Mittelalter kehrt sozusagen durch die neue Einheit Deutschlands zurück, nur das es nicht das Leben des Leibes kostete und diesen wegsperrte, sondern das Denken und somit die seelische Vielfalt des Individuums durch Ideologie im Osten engte die Menschen ein und erzog sie zum Sozialismus. 

In den vergangenen hundert Jahren wechselten die Gesellschaften und der Staat in Deutschland sechsmal ihre innerste Struktur und somit die Ausübung und Durchführung der sozialen und administrativen Macht. 
Der Staat vereinnahmte früher die absolute Herrschaft über Despoten, Parteien und Diktaturen auf sich. Er wurde vom Diener zum Herrscher und vereinigte alle Interessen, auch die der Demokratie und die des Individuums auf sich. Mit Willkür zwang er durch die Macht der Parteien den letzten Generationen seine Vorstellung von der Bewältigung seiner Existenz auf. 

Er wurde Selbstzweck oder auch Staat im Staate. Die wesentlichste Rolle spielte das WIR-Verhalten des Individuums, das die Eigenverantwortung ablegen musste und dafür die Unterdrückung des ICH wohlwollend und vorauseilend begrüßte. Die Kassierung der herkömmlichen, über Jahrtausende verkündeten sittlichen Werte des Individuums. werden wieder als hinderlich gesehen, weil sie der Heranbildung des Gewissens und die Verantwortung über den anvertrauten Menschen selbst im Wege standen. 

Die erworbenen Früchte der Aufklärung, der Gleichberechtigung und der unbedingten Freiheit des Einzelnen, sollten wieder verdorren. Bisher verlangte das Gewissen nach Wahrheit und die Verantwortung forderte das Individuum auf, das eigene Leben zuerst zu gestalten, damit der Nächste (die Kleinfamilie) davon profitieren kann.

Das Pathos, mit dem 1914 Albrecht Dehm in den ersten Weltkrieg ging und schwer verwundet heimkam, brachte ihn dazu, den Vertrag von Versailles als Schande und als Ehrverlust für das Deutsche Volk zu sehen. Unter Wilhelm den II., der die Nation instrumentalisierte, zogen die Bürger mit Ehrbegriffen wie Gott, Kaiser und Vaterland ins Desaster. Das Ende, die bedingungslose Kapitulation, war die Voraussetzung für die gesellschaftliche Akzeptanz einer fast regellosen Freiheit und politischen Toleranz in der Weimarer Republik. 
Diese Republik höhlte die Grundfesten der früheren Wilhelminischen Ordnung aus. Gesetze, Regeln, Maßstäbe, und all die Vorgaben eines gedeihlichen Miteinanders wurden endgültig gebrochen. Reich und Arm, Gerechtigkeit und Gesetz, Vertrauen und Führung, sie funktionierten nicht mehr korrekt und stabil, das laszive, arme, dreiste und gewaltbereite Leben in der Weimarer Zeit schuf die Grundlage für eine Erneuerung der schlimmsten Art und Form der Gesellschaft, für den Faschismus. 

Der allmächtige Staat unter der Führung der Nationalsozialisten versprach die Überlebenssicherung in schwieriger, schlimmer Zeit und verlangte dafür die bedingungslose Gefolgschaft. Er versprach Ehre, Würde und Moral wieder zurück zu geben und belohnte die Gesellschaft mit einem Gemeinschaftsgefühl, das ethisch höher zu stehen schien, als es das Gewissen und auch das Leben des Einzelnen wert gewesen wäre und auch wurde. Die Bedrohung der menschlichen Würde wurde gegen das Versprechen auf Sicherung des Lebens in der Gemeinschaft getauscht. 
Ein schleichender, ideologischer Prozess, durch Hoffnung und Angst gesteuert, der seine Idee im Bewusstsein aller über die kreatürliche Vernunft des Gewissens stellte.

Das Fiasko und Chaos stellte sich nach der Niederlage der nationalsozialistischen Ideologie durch den Tod von Millionen Menschen ein und verlangte nach der zweiten bedingungslosen Kapitulation einen absoluten, innerstaatlichen und von außen gelenkten Neubeginn. Der faschistische Staat war wertlos geworden, weil er seine Legitimität verloren hatte und mit seiner Fähigkeit und seinen Instrumenten das Leben des einzelnen Menschen und zuletzt das Leben aller nicht mehr erhalten konnte. Er trug in sich den Tod und nicht das Leben. Der nationalsozialistische Staat wurde durch die Willkür und die Vereinnahmung einer Partei (der NSDAP) zum größten Verbrecher in der Geschichte. Er "organisierte" die menschenfeindliche Ideologie systemisch. 

Mit dem Grundgesetz nach 1945 ist die Würde als absolute Bedingung in das wichtigste Gesetz wieder hergestellt worden. Das bedeutetet, das menschliche Leben wird höher eingeschätzt, als alle anderen Güter, mehr als Anerkennung, Ruhm, Ehre, Heldentum und Auszeichnungen.
Selbst Friedrich Schiller, der dichtete: „Das Leben ist der Güter größtes nicht“ und der den Europäern die „Ode an die Freude“ schenkte, kann hier nicht überzeugen, wonach der Staat die menschliche Würde zu schützen hat, was denknotwendig ist und zwangsläufig jeder Bedrohung und Gefahr entgegentritt. 
Das Ziel eines solchen Staates ist der Friede auf Erden, was gleichberechtigt ist mit der Sicherung menschlicher Existenz vor ihrer gewaltsamen Vernichtung. 

„Die einzige Aufgabe, die der Staat hat, ist die Überlebenssicherung, die Ermöglichung der Selbsterhaltung seiner Bürger. Er ist nur Mittel zum Zweck, Weg zum Ziel, Instrument oder künstliches Konstrukt, sodass er keinen eigenen Wert, keinen Selbstwert im Dasein besitzt, sondern nur einen abgeleiteten relativen Wert besitzt, abgeleitet von den Überlebensinteressen des Individuums.“

In der politischen „Denkgeschichte“ der Philosophie hat das Individuum seit 500 Jahren einen höheren Wert als der Staat. Der menschliche Wert ist nicht auf einen außerhalb seines liegenden Zweckes instrumentalisiert und funktionalisiert, vielmehr hat der Mensch einen absoluten, nicht mehr relativierbaren Wert, dem der Staat zu dienen hat. Der Staat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Staat, um es in der Diktion der Väter des Grundgesetzes zu sagen.

Anders als in der Bundesrepublik Deutschland wird auf den Boden des ersten sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat die Idee vom Zusammenleben einer menschlichen Gesellschaft über das Individuum gestellt. 
Das neue Wir-Gefühl, das nach dem Kaiser, nach der Notgemeinschaft der Weimarer Republik und dem totalen Pathos eines Wir-Gefühl der Todesgemeinschaft der Nationalsozialisten folgte, wurde im Osten wieder das WIR der sozialistischen Gesellschaftsordnung, die den Zweck der kollektiven Gemeinschaft über das ICH des Einzelnen stellt. 
Die kollektive Sicherung des Überlebens wird über ein ständiges, tatsächliches und auch inszeniertes Bedrohungsverhalten von allen abverlangt und es wird mit der Gefahr der Wiederholung gedroht (Faschismus), der politisch, sozial und wirtschaftlich nach den furchtbaren Katastrophen der beiden Weltkriege und den Kapitulationen aber nicht mehr möglich ist. Die Sprache der Völker sind die 73 Unterschriften WK I und WK II, die eine bedingungslose, dauerhafte Niederlage erzwungen haben, die unumkehrbar ist, es sei denn, sie bezieht den Tod aller in die Tatsächlichkeit des Machbaren ein..

Sicherheit durch die Beschwörung der aus der Vergangenheit erlebten Gefahren in dieser Welt lebt Meinhardt Dehm exzessiv aus, den Sozialismus. Während sein Bruder Manfred für eine natürliche Freiheit kämpft und daran zerbricht, richtet sich Meinhardt Dehm eine gewisse Zeit in der sozialistischen Gesellschaft ein. Das geht gut, so lange er folgsam und vorauseilend gehorcht. Erst die bedrohlichen Gefahren seines süchtigen Lebens zwingen ihn zu einer Umkehr. Es geht um seinen Tod. Seine Nüchternheit im Verstand, der einzige Weg, der für das Überleben spricht, steht für die Klarheit und den Willen der Menschen im Jahre 1989.

Den Trümmerberg, den vorangegangene Generationen hinterlassen, weniger aus Sorglosigkeit, sondern mehr den Sichten der Politik folgend, ist aus der Spannung zwischen Angst und Hoffnung jeweils immer entstanden. Mit der Angst zu drohen und mit der Hoffnung locken, das sind die überzeugendsten Argumente der Parteien in der Politik seit tausenden von Jahren.
Fünfmal folgten die Menschen in Deutschland diesem Rhythmus des auf- und abschwellenden Gesangs im Werte-Kanon der Gefühle, gegen die Erfahrungen und die des Gewissens. Fünf mal anders reden, denken, essen, riechen, schmecken, fühlen und berühren in den letzten hundert Jahren, daraus bestehen die Dinge, die jeweils immer aus einer anderen oder auch „neu“ genannten Definition des gesellschaftlichen Zusammenlebens gemacht werden. 

Aber, die Vergänglichkeit des Wahrgenommenen, eben die zu lebende Ästhetik, zwingt die Menschen immer wieder auf die Gegenwärtigkeit, ihr Gewissen und ihre Verantwortung wahrhaftig und nicht nur politisch zu prüfen. 

Die Heldin Martha Bumke, danach Dehm und später Hohm stirbt drei Jahre nach der letzten Zahlung der deutschen Schulden aus dem Versailler Vertrag 1920. Sie war ihr ganzes Leben eine von Millionen SchuldnerInnen, die für den Wirklichkeitsverlust und die Großmannssucht eines deutschen Kaisers und seines Gefolges büßen mussten. 
Es gibt kein vergleichbares Land auf dieser Welt, das in hundert Jahren fünfmal das Wesen, die Gesinnung und seine Werte so gewechselt hätte, wie es die Deutschen taten.

Das Trümmerfeld dieser Versuche, Verwerfungen und Verbrechen arbeiten die Menschen heute noch ab. Und, es ist nicht absehbar, ob der Satz: „Wir schaffen das“, die Lösung für kommende Generationen anbietet, nach dem das kollektive WIR oftmalig als Gemeinschaft gescheitert ist.

Der Held, Meinhardt Dehm, erkundet Lebenswege der Familienangehörigen, wird selbst durch den Krieg und die Teilung Deutschlands aus der Bahn geworfen.
Im "Das gewöhnliche Bauwerk"  (der Mauer in Berlin) wird die Spaltung der Familie in Ost- und Westdeutsche erzählt.
Der Bau der Mauer "Der Antifaschistische Schutzwall" besiegelt die gewachsene Unterschiedlichkeit in Lebensauffassungen und -bewältigungen.

Nach dem Mauerbau konzentriert sich die große Romanerzählung auf den Helden M. Dehm, der im Titel "Die Zukunft war unser Land" das soz. System lebt und erlebt, aber auch daran zerbricht. Die Figuren, die aus Verwandten, aus Freunden und Gefährten in der Arbeit bestehen und entstehen, breiten sich aus und erlauben einen horizontalen Erzählwinkel, der wie ein romaneskes Panorama zu lesen ist. Scheitern und Gelingen liegen dicht beieinander, Wege in den Systemen selbst brechen ab und enden, neue Perspektiven werden aufgenommen.
Hier finden Sie eine kleine  Fotogalerie zu unserem Auto O. Hahn sowie zu seinen Veröffentlichungen.
Hier finden Sie die Fotogalerie zu unserem Autor O. Hahn sowie zu seinen Veröffentlichungen. Oben ein Gemälde von Rolf Kiy, nach den X. Weltfestspielen gemalt. Es stellt Reinhardt O. Hahn als Jugendlichen dar, der vor den Festspielen ein Ehrenbanner nach Leuna brachte. Die Arbeit seiner Jugendlichen und seine Tätigkeit als Funktionär wurde mit diesem Banner ausgezeichnet. Von oben nach unten, mehrere Politiker und vor allem die liebe Melitta Duscha. Unten der verehrte Bundespräsident Herr Richard von Weizsäcker. Es waren interessante Begegnungen.
Sommerfest in der
In den fünf Zeitzeugen Berichten (Aufnahmen des ZDF) so zeigt es das Startbild an - ist das Video nicht verfügbar. Natürlich kann man die jeweiligen Videos sehen. In der dritten Zeile danach steht eine aktivierte Zeile, sie besagt:  
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Diese Zeile anklicken und man kann die drei Sequenzen in You Tube anschauen.

Inhalt aus Band 1

Der Enkelsohn des Lehrers Albrecht Dehm liest eine handschriftliche sowie eine mit der Maschine geschriebene Chronik des Großvaters, der in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts die 700 Jahrfeier der Stadt Neuruppin mit vorbereitet hat. Sein Beitrag ist die Überarbeitung der Gottberger Chronik, auch der Heimat- und Geburtsort seines Lesers. Ein kleiner Ort, den es in Deutschland bis vor hundert Jahren dreimal gab. 
Albrecht Dehm trifft bei der Recherche auf die Herkunft seiner Frau, die ihre Eltern früh verloren hat. Sie soll jüdischer Abstammung sein, teilt ihm die Witwe eines verstorbenen Dorfpfarrers mit. Albrecht Dehm verändert darauf im Kirchenregister ihren Geburtsnamen. Sie ist die Mutter der gemeinsamen drei Kinder. Diese Lebenslüge, die sich durch eine Indiskretion eines Pfarrers und auch in den Büchern eines Standesamtes offenbart, weil ein eifriger Bediensteter 1938 die Ahnenpässe der Familien überprüft, führt dazu, dass die Beziehungen der Nachkommen untereinander zerbrechen müssen. 
Die Frau des Lehrers legt vor dem Verhör in in der Kreisstadt Hand an sich. Albrecht Dehm kann das nicht ertragen. Er selbst stirbt einen frühen Tod, weil er nicht mehr weiß, wie er mit dieser Schuld leben soll.

Einige Seiten Auszug ... 
XI. Kapitel
Die neue Zeit der guten Menschen

Das Dorf trug im Schatten der Nachmittagsstunde ein langes Gesicht. Da die Mittelstraße, die Sommerwege rechts und links, die Grünstreifen und ganz am Rande der sehr breiten Durchfahrt die Gehwege mit den hohen Bäumen, die einen Schatten nordöstlich warfen. Im Ortskern führten zwei kleine Straßen seitwärts weg. In der absoluten Mitte stand das Gotteshaus mit dem romanischen Wehrturm.
Die Gehwege sind gepflastert. Den Häusern sind Veranden aus Glas vorgebaut. Die Fenster sind breit. Niedrige Zäune grenzen kleine Blumengärten ein. Ein schönes, einsames Dorf. Ein Dorf wie ein Sonett nach Klopstock. Alles reimt sich und hat Takt und Rhythmus.
Die Bauernhöfe, die ich noch kannte, die gab es nicht mehr. Die hohen, das Gehöft verdeckenden Toreinfahrten und Bretterzäune waren verschwunden. 
Einige Verladerampen für Milchkannen standen verloren zwischen Bäumen. Die wenigen Ställe und Scheunen duckten sich hinter den sauberen Häusern, als schämten sie sich ihrer Fachwerke und Lehmwände, ihrer mürben Ziegel und ihres abgeplatzten Putzes in hinteren Höfen.

Das Tor zur ehemaligen Pfarre war weit geöffnet. Ich lenkte das Auto auf den Hof und parkte es neben einem platt gesetzten blauen Trabant. Mit solch einem Auto fuhr ich am 09.11.1989 nach einer Lesung im Kulturbund Berlin, von Pankow aus, durch das seltsam stille Ost-Berlin nachts nach Hause. Als ich früh um 02:00 Uhr in Halle ankam, war meine Frau Beatrix noch wach und sie sagte zu mir, in Berlin hätte man die Mauer „geöffnet“. Ich glaubte ihr kein Wort. Aber, im Trabant war kein Radio. So habe ich ein „Schlüsselerlebnis“ verpasst. 

Kranz und Tasche blieben auf dem Sitz. Eine Deutsche Dogge zerrte an einer Kette und schnappte mit rosiger Schnauze nach mir. Ein kräftiger Hund. Er bellte nicht, er schnappte nur. Wie ein Deutsches Amt. Ich ging um ihn herum. 
Die Dogge riss und zerrte wütend an der Kette. Die Schale mit dem Futter war umgekippt. Fleischreste lagen umher. Ich ging sehr nahe heran. Drohend knurrte der Hund zwischen Unterwürfigkeit und Wut. Ich schoss mit dem Fuß einen Knochen zur Hütte. Der Hund sprang in die Kette und wurde herumgewirbelt. Nochmals sprang er zu dem Fressen und schnappte es. Das Tier würgte und fraß. Dabei schielt es zu mir.
An der Tür hing ein Glockenzug. Ich zog behutsam daran. Im Haus erklang ein melodisches Spiel. Ich trat einen winzigen Schritt zurück, grüßte und stellte mich vor, als die Tür geöffnet wurde. Nach einem prüfenden Blick auf meinen PKW und dem Kennzeichen sagte sie:
„Sie haben wegen der alten Chronik von Albrecht Dehm angerufen? Treten Sie ein.”
Meine Antwort wartete sie nicht ab und ging voran. Sie führte mich in ein großes, kühles Zimmer. Ein Vertiko aus hellem Birnbaum stand neben einer dunkelbraunen Kredenz. Ein Schreibtisch drückte mit Löwenpranken den Teppich auf das Parkett.
„Setzen Sie sich. Wie ist das Wetter in Sachsen?”, wollte sie wissen und wartete meine Antwort aufmerksam ab.
„Halle ist nicht sächsisch. Na - egal. Es regnete, bis Dessau.”
„Ja“, erwiderte sie, „alles ändert sich. Auch das Wetter. Wir haben oben ausgebaut. Die zwei Räume hier unten werden von Walsleben aus besorgt. Es ist der kirchliche Nachlass, der Gottberger. Er ist nett, der Pastor. Er weiß Bescheid. Sie wollen die Chronik wegen Ihrer Familie lesen? Ich bringe Ihnen eine Tasse Tee oder möchten Sie lieber Kaffee trinken?”
„Danke, Frau Möller. Kaffee, in der Tasse gebrüht, wenn es nicht zu viel Mühe macht.”
Sie drückte die Tür zu. Ich lehnte mich zurück. Die lange Fahrt dröhnte noch ein wenig im Kopf nach. Ein Kissen knautschte unter mir zusammen. Im Zimmer war es dämmrig. Die Blattpflanzen, die einen trockenen Birkenstamm umrankten, gediehen unecht grün.

Als ihr Mann den Raum betrat und mich sah, wirkte sein Gesicht sofort mild und ausgeglichen. Er reichte mir die Hand.
„Mein Beileid. Sie wollen wegen des Erbes ins Kirchenregister und in die Chronik mit den Handschriften schauen? Die Mutter zu verlieren, daran hat man schwer zu tragen.”
Er machte mich unsicher. 
„Es ist schon etwas länger her, Herr Möller. Danke, nein, wegen des Erbes bin ich nicht hier. Das hat sich schon erledigt. Ich will wegen meinem Vaters in die alten Unterlagen schauen. Sie wissen ja, heute schaut jeder Zweite nach seinen Vorfahren. Einige, um mit den Biografien die eigene Lebenszeit stolz totschlagen zu können, andere, um vielleicht noch etwas zu erben. Warum wohnen Sie hier oder wie sind Sie zu dem Pfarrhaus gekommen?“, fragte ich ihn, als seine Frau wieder das Zimmer mit dem Kaffee betrat.
„Wir haben etwas gesucht, nicht zu weit weg von Berlin, aber trotzdem still und dörflich. Auch wegen der Kinder, aber die sind schon fast alle ausgeflogen. Da kamen unsere Eltern auf den Gedanken, das Pfarrhaus zu erwerben. Wir haben es nur gepachtet, das reichte aus. Mein Vater war damals der Pastor hier in Gottberg. Haben Sie ihn noch kennengelernt?“
Frau Möller, die den Kaffee vor mir abstellte, fügte den Worten ihres Mannes hinzu: „Sie können hier übernachten. Der Älteste ist schon ausgezogen. Er studiert in Spanien.“
„Nein, ich bin schon 1961 weg von Gottberg. Nach Pastor Weber war die Stelle hier leer. Danke für das Angebot, Frau Möller.“ Sie verstand mich. 
„Ein Klassenkamerad hat für Sie gut gesprochen. Er war der Ortsvorsteher. Sie müssen nicht nach Ruppin fahren. Das Zimmer kostet auch nicht viel. Fast gar nichts“, setzte sie nach. Er nickte ihr zu und so kam ein kleines Einverständnis zwischen uns zustande.
„Das Zimmer habe ich vorgerichtet. Du kannst es ihm nachher zeigen, ich muss ins Dorf“, sagte sie zu ihm.
„Es wird sich finden, Frau!”
Ich unterbrach das Gespräch. Das Gewese um meine Person war mir unangenehm. „Gibt es noch Formalitäten wegen der Unterlagen?”, wollte ich wissen.
„Nichts von großer Bedeutung”, antwortete Herr Möller, „trinken Sie in Ruhe Ihren Kaffee. Heiß stillt er den Durst am besten, sagt man. Herr Dehm, Ihre Mutter ist eine geborene Bumke - habe ich gesehen. Ihr Großvater heißt Dehm? Er war auch aus Gottberg. Ich habe nachgeschaut. Hier ist der Schlüssel. Im Schrank liegen die Bücher, Akten und das Kirchenregister. Das hat schon seit Jahrzehnten niemand mehr in die Hand genommen. Der Pfarrer aus Walsleben sagte mir, Sie sollten behutsam damit umgehen.“
„Ich bin Inhaber eines Druck- und Verlagshauses“, entgegnete ich ihm freundlich und ging zum Schrank, nachdem ich einen Schluck Kaffee zu mir genommen hatte. Ich hob beide Hände. In dieser Bewegung lagen meine Worte.
„Das Zimmer ist auf der anderen Seite des Hauses. Direkt gegenüber. Der Schlüssel steckt und die Handtücher sind gelegt. Dort können Sie sich frisch machen. Ihre Familie gehört zu den Alteingesessenen Gottbergs? Der Ort hat zwei Chroniken, hat mir der Pfarrer gesagt. Wissen Sie das? Eine alte Chronik, die neu gebunden worden ist und einige Ordner, die aus dem Nachlass des Dorflehrers Dehm und der Schule stammen. Als die alte Schule geräumt wurde, hat man sie zu uns gebracht und gesagt, diese Akten wären private Sachen. Die Schule ist auch verkauft, wie das Pfarrhaus. Das hat Ihr Großvater alles geschrieben?”
„Ich denke ja”, erwiderte ich unsicher und musste an die Worte meiner ältesten Schwester denken. Ich solle lesen und bei meiner Familie beginnen. Möller erhob sich. Er öffnete mir die Tür eines weiß lackierten Einbauschrankes und entnahm ein starkes Buch. Es war in Leder gebunden.
„Vorsicht, bitte”, sagte er, „die alte Chronik, diese hier, die ist neu gebunden. Dafür gab es Fördergeld. Darin können Sie auch nachschlagen. Fontane soll sie schon gelobt haben. 300 Euro hat die Bearbeitung gekostet. Nein, nein, nehmen Sie sie in die Hand. Ein Buch, das man nicht benutzt, wird schnell alt. Ab und zu muss es umgeblättert werden. Mit alten Häusern, auch mit alten Menschen ist es so ähnlich. Die Häuser müssen bewohnt und die Menschen bewegt und Bücher müssen gelesen werden. Sonst gehen Sie zugrunde, denke ich.”
„So wird es sein”, bekräftige ich. 
Beide waren wir froh, ein Thema gefunden zu haben. Das Buch hatte Gewicht. Um es aufschlagen zu können, musste ich es auf den Tisch ablegen. Die hellbraunen Seiten waren eng beschrieben. Die Schrift hob sich kräftig von dem groben Papier ab. Ich versuchte den Inhalt einer gekennzeichneten Seite zu lesen und buchstabierte ein wenig:



XII. Kapitel
„Mitt Gott!

Gott gebe mitt gutten Glück, Gesundheit vnd langen Leben.
Bey ynßern andencken ist kein betrübter, gefährlicher, Elender vnd mühseliger ihar geweßen, alß dieß 1638 ihar geweßen, wegen der großen Kriegesgefahr vnd erbärmlicher verhärung vnd verderbung vnßeres Landes vnd damitt Ich nur ein wenig davon berührer, habe ich dießes Kirchenbuch zum gedächtniß vnd nachrichtung aufzeichnen vnd hinter Mihr verlaßen wollen, was eß nur mitt dießen Dorf in dießem ihar vor einen Zustand gehabt.“

„Anstrengend”, stellte ich fest, „darin muss auch viel über meine Familie stehen. Das ist bestimmt die Chronik und das der Bericht meines Großvaters?”
„Lehrreich sind sie aber, die alten Geschichten, Herr Dehm. Man müsste mehr Zeit für sie haben. Im Text des Ordners ist viel in Sütterlin geschrieben worden. Das war vor unserer Zeit. Können Sie die alte Deutsche Schrift lesen?”
„Im Fach Schönschrift mussten wir sie schreiben und lesen können. Damals, ich bin sechs Jahre in Krefeld zur Schule gegangen.”
Herr Möller goss Kaffee nach. Er war sehr aufmerksam geworden. Die angebotene Zuckerdose lehnte ich ab.
„Ich dachte, Sie wären aus dem Osten. Sie sind doch hier in Gottberg geboren? Wie sind Sie in den Westen gekommen?”
„Später“, antwortete ich knapp, „später können wir darüber reden. Es ist eine lange Geschichte. Mein Vater war der Sohn des Dorfschullehrers, der alles aufgeschrieben hat. Über meine Mutter habe ich noch gar nichts erfahren. Sie ist auch hier in Gottberg geboren. Fünf Jahre nach meinem Vater. Die Familie wohnte im Bauernende. Sie hatten wohl miteinander nicht viel zu tun. Die sind 1920 schon nach Berlin verzogen. Ein Mädchen der Familie Bumke. Da gibt es nur ein altes Foto. Das ist alles, was mir meine ältere Schwester dazu gesagt hat. Jetzt will ich mich zuerst frisch machen. Ich darf doch?“, fragte ich nötigend, um meine Ruhe zu bekommen.
Er hat mich verstanden und zog sich zurück. Wieder waren wir beim alten Thema. Fragen stellen und möglichst wenig über sich selbst aussagen - nicht nur eine DDR-Erkrankung. Pfarrer und Funktionäre, Lehrer und Künstler, sie litten und leiden ebenso darunter, wie die Frisöre, Taxifahrer und Betriebsleiter. Sich hinter Fragen zu verbergen, um nicht aufzufallen oder mehr und besser Bescheid zu wissen wegen der Angst vor dem Unbekannten, dem Fremden. Wissen ist Macht. Alles erzählen ist Ohnmacht. 
Keiner sprach das gern aus, was er dachte. Das Land, in dem die schillernden Neurosen blühen. Vertrauen war Dummheit. Überall wurde vor Vertrauen gewarnt. Kontrolle sei Klugheit. Daraus bestehe auch das deutsche Wesen. Eine öffentliche und eine persönliche Meinung zu haben.

Ich spürte es überdeutlich, ich hatte keine Lust, über meine Eltern und über mich zu reden. Aber ich wehrte mich jetzt auch gegen das Dorf, das allein durch seine Existenz mich bedrückte und mich an Vergangenes erinnern wollte. 
Meine Heimat ist bodenlos geworden. Meine Mutter lag oder besser stand als Urne in Krefeld in der Erde, mein Vater lag in Berlin - Weißensee, mein jüngster Bruder in Leipzig und der andere Bruder ist Krefeld begraben. Sogar in der Verwesung sind wir in der Diaspora zu Hause. 
In meinem Leben gab es eine Zeit, in der ich mich aussprechen wollte, doch niemand mochte mir zuhören. Das war die Zeit im Kinderheim in Kyritz und die Zeit nach meinem Republikfluchtversuch, den ich 1962 mit 15 Jahren durchführen wollte. Er misslang und verfolgte mich in der Kaderakte bis 1989, als die PDS-SED mich nach dreizehn Jahren Austritt wiederhaben wollte. 
Meine frühere Kaderleiterin in Leuna, die Waltraud, die war mit meinem Schicksal in den Sechzigern schon hausieren gegangen: „Der arme Junge. Die Rabenmutter im Westen. Das Kinderheim im Osten. Das hat ihn verstört. Die kaputte Familie. Die Partei wird ihm ein Zuhause geben. Er ist ein Kind der DDR, sie ist seine Heimat“
Ich bin nicht mit meinem Schicksal hausieren gegangen. Ich habe um Verständnis geworben, aber ich habe nicht darum gebettelt.

Herr Möller ging nochmals zum Schrank, suchte darin und entnahm den fleckigen Leitz-Ordner.
„Hier”, sagte er, „habe ich noch das, was Sie interessiert. Der Dorfschullehrer Dehm hat einen Teil der alten Dorfchronik überarbeitet. Er hat nach Ereignissen und Begebenheiten seiner Familie geforscht. Zur Vorbereitung der Feier 700 Jahre Ruppin hat er diese Geschichten aufgeschrieben, so steht es drin.“ Die Mappe machte mich neugierig. 
„Sie ist stellenweise sogar mit einer Schreibmaschine getippt. Für eine 700-Jahrfeier der Stadt Ruppin?“ 
„Wie die Mädchen an der Orga Privat“, stellte ich fest, doch Herr Möller verstand mein Gedankenspiel nicht.
Ich blätterte vorsichtig die Seiten um. Sie klebten ein wenig aneinander. Da hat schon seit Jahrzehnten keiner mehr richtig hinein geschaut. Mehrmals las ich „Dehm”. Nur sehr langsam las ich mich ein. Die gestochen scharfe Sütterlin-Schrift, die auch sehr schön geschrieben war, gab nur langsam ihre Gedanken preis.


XIII. Kapitel
Jahrhunderte öffnen sich

Der Loseblatt-Ordner war ein Schatz und ich musste an meine Geschwister in Krefeld denken. An die Halbjuden oder wie sie sich auch immer nennen wollten oder mussten.
„Nehmen Sie sich Zeit für ihre Heimat und Ihre Familie”, rief Herr Möller mir zu. „Ich gehe. Meine Frau zankt mit mir, falls ich Sie nicht zufrieden lasse. Sie sagt, da haben wir mal einen Gast in dieser Einöde, und darüber kann man froh sein, doch was machst du? - Du verjagst ihn wieder mit deinem Geschwätz.”
Wir verließen das Wohnzimmer, in dem es heller geworden war. Im Hausflur fragte ich Frau Möller: „Wo kann ich den Kranz und das Blumengebinde ablegen? Die sind für die Geschwister meines Vaters. Für Onkel und Tante.”
„Neben der Kellertür ist es dunkel und kühl. Ich werde eine Schale mit Wasser bereitstellen.“
Ich ging auf den Hof und blieb vor dem Hund stehen. Die Kette war straff gespannt, die Augen glitzerten schwarz-feucht. Lauernd blickte er mich an. Behutsam näherte ich mich dem PKW. Ich nahm die Reisetasche und den Kranz. Die goldenen Fransen raschelten leise. Ich hörte die Dogge knurren.
Im Haus stand eine Schale bereit. Ich löste das Blumengebinde vom Kranz und legte die Blumenstängel ins Wasser. 
Teppiche bedeckten die Stufen, die ins Hochparterre führten. Darauf ging es sich weich. Gute Westware. Die Tür war angelehnt. Das bezogene Bett duftete nach Frischwäsche. Neben dem Bettkasten befand sich eine verglaste Balkontür, die auf einen winzigen Erker Lust machte.
Als ich die Reisetasche auspackte, fand ich zwei Schnitten und Tomaten, die mir Beatrix mitgegeben hatte. Den Gedanken an das Mittagessen verdrängte ich, die Schnitten mochte ich nicht wegwerfen. Ich räumte die Umhängetasche aus. Ich legte den Ordner, die dicke Chronik und einen heimatkundlichen Vortrag zurecht. 
Mein Blick fiel auf den Namen Collasius. Ich setzte mich und fand sofort die Stelle, an der ich in der Originalchronik das Buchstabieren abgebrochen habe. 
Der Bericht war gut leserlich umgesetzt. Er hatte sich mit seinen Chronisten unwahrscheinlich viel Mühe gegeben, der Albrecht Dehm:

„Was hier geschehen ist, daran zerreißet mir bald das Herz. Als in diesem 1638 Jahr kurz nach der Roggenernte die Kaiserlich Callassche Armee von Malchin aus Mecklenburg aufgebrochen und allhier vor Fehrbellin ihre Feldlager aufgeschlagen und vier Wochen stille gelegen hatte, sind bei dem Aufbruch derselben folgende Pfarrhäuser und Rittersitze abgebrannt, die mir bewußt sind:
 1. Die Pfarre zu Bechlin abgebrannt.
 2. Die Pfarre zu Gotberch abgebrannt.
 3. Die Pfarre zu Wildberg abgebrannt.
 4. Das ganze Dorf Rohrlack, sowohl die Kirche und
 andere Gebäude.”
Ich kenne fast alle Dörfer. Dreizehn Pfarren und fünfzehn Rittersitze sind gebrandschatzt worden. Die Klitzings aus Walsleben, die von Zieten aus Wustrau, die Quitzow aus Lüchfeld.“
Wären nicht die neuen Ortsbezeichnungen beigegeben, die Namen würden mir wenig oder gar nichts mehr sagen. Der Dreißigjährige Krieg hat ungeheuerlich gewütet. Was Religionen so alles Gottgefälliges anrichten können. Belustigend finde ich meinen Gedanken nicht.
„Und noch vielmehr in der Gotbercher Nachbarschaft, ja, man hat kein Dorf nennen können, da es nicht gebrannt, das nicht niedergerissen und dann verbrannt worden wäre.
Der Vorrat an Gersten ist alles vom Felde und von den Soldaten weggerafft und ausgedroschen worden, dass der Landmann nichts davon gekriegt. Der Roggen ist nicht wieder gesät worden, daher sich die Leute an das Kraut halten mussten, welches dann Krankheiten im Bauch und danach den Tod verursachte. Die Obstbäume sind ganz abgehauen worden, welches die armen Leute sehr beklagt haben, sowohl auch die Weiden. Die Kirche ist auch sehr verwüstet worden, da man 5 oder 6 Feuerstellen innegehabt hat, ist kein Stuhl fest darin geblieben, kein Fenster. Der Kirchenboden ist ganz herausgerissen worden. 
Der Seyer ist auch ganz zunichte gemacht. Die Wellerwand um die Kirche ist fast ganz weggebrannt, die heilige Scheune abgebrochen. Summa, es kann nicht beschrieben werden, wie kläglich es in Gotberch ausgesehen hat in diesem 1638. Jahr.
Vorm Kirchhof stand eine breite und in der Nachbarschaft berühmte Linde, die ist ganz abgekröpfet worden, dass kein Zweiglein mehr daran geblieben ist. 
In diesem Jahr ist das Volk Armut halber sehr aus dem Lande gelaufen, nach Hamburg oder Lübeck oder Pommern wo sonst geblieben. Aus diesem Dorf sind weggelaufen: Peter Plettrich mit der Frau, Palm Schultz mit der Frau, Hans Schröder, Jakob Gottschalk und sogar der Herr von Gottberg und viele andere.
Und weil die Pest in diesem Jahr sehr grassierte, sind die Leute so gestorben, dass sie sich nicht beerdigen konnten. Die Hunde haben sie hernach gefressen und die wenigen Leute, so sie übrig geblieben sind, die Hunde wieder gegessen haben. Auch die Kriegsgefahr ist geblieben, so ist der eine hier, der andere dort gestorben: Summa 64 Leute.
               gez. Emanuel Collasius
               Pfarrer zu Gotberch”   



XIV. Kapitel
Worte davor

„Ich, Albrecht Dehm, habe diese Familienchronik in diesem Ordner verfasst. Meine Söhne und meine Tochter sollten sie gut aufheben und später dem erstgeborenem Kinde geben.“

Ich musste an meinen Vater denken, den zweiten Sohn des Albrecht Dehm. Für ihn war das Manuskript wohl nicht vorgesehen. Mein Vater soll ein fröhlicher, junger Mann gewesen sein, der sein Herz der Sturmabteilung des SA-Reiterbundes und den damals neumodischen Motorrädern geliehen hatte. Das wusste ich von meiner Tante, die einige Meter weiter hier auf dem Friedhof begraben lag.
Später, als er aus dem Krieg kam, sprach er über alles leidvoll, egal worüber er sich äußerte. 
Elf Verwundungen vor, im und nach dem Ostfeldzug machten aus ihm einen kränklichen, weinerlichen Menschen. Nach dem Krieg zog er mit uns und meiner Mutter in den Westen. Lange schon vor der damals scheinbar endgültigen Teilung Deutschlands. Noch vor dem Mauerbau kehrte er wieder in den Osten zurück. 
Die Familienchronik ging nicht mit über den Rhein. Sie blieb hier in Gottberg und nach dem frühen Tod meines Vaters wurde sie weder mir noch anderen gezeigt oder gegeben. Mein jüngere Bruder und ich, wir waren politische Vollwaisen im Osten. Nie hätten wir die Möglichkeit gehabt, die Geschichte unserer Familie auch nur annähernd zu erfahren. Es blieb das Privileg des Dorfpfarrers, als einziger mehr darüber gewusst zu haben.

Nun lag sie vor mir, die Chronik eines Dorfschullehrers, der über das Leben in Gottberg seit 1638 berichtete. Mein Großvater hat also ein eigenes Werk über die Familie verfasst. Respekt. Die noch früheren Aufzeichnungen waren dem damaligen Dreißigjährigen Krieg zum Opfer gefallen. 1638 wurde die Kirche stark verwüstet. Ebenso der Ort. Ich blätterte im dicken Ordner. Über die Jahrhunderte in Episoden erzählt, streift die Chronik das Schicksal vieler Menschen in Gottberg, Ruppin, Kyritz und Wusterhausen und andere Städte und Flecken.

Ich verließ das gastliche Zimmer und ging nach unten ins Haus. Frau Möller warnte mich, als sie mich sah:
„McCartney ist gefährlich. Den blöden Namen hat er von unserem Sohn. Er studiert Theologie. Axel hat den Hund unglaublich verwöhnt. Er hat ihn mit ins Bett genommen, er ist mit ihm nach Ruppin zum Gymnasium gelaufen. Wir meinten, der Hund würde eher das Abitur schaffen als unser Sohn. 
Als außerhalb das Studium für unseren Axel begann, musste McCartney an die Kette gelegt werden. Axel studiert so vor sich hin. Niemand hat mehr für McCartney Zeit. Dieser Hund ist hochintelligent, aber er ist gefährlich. Keiner bringt es fertig, ihn einzuschläfern. Wir sind Christen und unser Sohn würde es auch nicht verwinden können. Den Hund bezeichnet er als einzigen, verlässlichen Freund. Nein, das Einschläfern kommt nicht in Frage. Machen Sie einen großen Bogen um den Verrückten. Haben Sie Kinder, Herr Dehm?”
„Meine jüngste Tochter ist etwa so alt wie ihr Axel. Sie arbeitet in unserer Firma.”
„Sie haben spät geheiratet?”
„Nein, ich bin das dritte Mal verheiratet. Eine Tochter habe ich aus erster Ehe. Sie geht schon lange ihre eigenen Wege.”
Sie schwieg eine längere Zeit und sie umging das Thema mit der Frage: „Möchten Sie noch einen Schluck Kaffee?”
Ich hob die Tasse hoch. Frau Möller war verlegen wegen der vielen Fragen. Ich baute ihr eine Brücke, damit sie mich verstand. „Für mich ist alles ausgestanden. Ich nehme es hin, ändern kann ich nichts.”
„Natürlich, Sie wissen selbst am besten, was Sie erzählen. Das ist nur die Neugier. Im Dorf ist es ruhig. Selten kommt ein Gast. Da will man schon wissen...”, lenkte Frau Möller ein.
Ich rührte den Kaffee um.
„Was ich fragen wollte, haben Sie schon in der Chronik des Lehrers geschaut? Frau Schatzowsky hat nach Ihrer Familie gefragt. Albrecht Dehm war Ihr Großvater, er hatte drei Kinder. Eigentlich weiß niemand etwas Genaues. Irmchen Krüger behauptet, er hätte sich umgebracht. Na, ich weiß nicht. Ist darüber in Ihrer Familie etwas bekannt?”, fragte sie mich.
„Nein, gar nichts. Und in der Chronik habe ich noch nicht begonnen zu lesen”, erwiderte ich.
„Früher, so sagt man, haben viele Familien Sippenchroniken angefertigt. Zusammen mit dem Ahnenpass wollten sie so den Beweis erbringen, dass die Familie arischer Abstammung war. Scheußlich, nicht wahr?”
Ich wusste es nicht genau.: „Interessant für mich ist, ich habe mich immer als einen Dehm gesehen, dabei bin ich zur gleichen Hälfte ein Bumke. Kossäten - und Bauernende sind so in mir zusammengekommen.”
„Hälften sind Hälften, Herr Dehm”, kommentierte Frau Möller meine Worte und lachte.
„Ich gehe lesen, um meine Hälfte zu erhalten”, erwiderte ich und trank den letzten Schluck Kaffee. Ich ließ die Frau in der Küche zurück. Im Gästezimmer angekommen, schob ich den Sessel an das Fenster und nahm den Ordner.

Ein beschriebenes Blatt war herausgerissen worden. Ich blätterte die Loseblatt-Chronik nach Notizen durch. Ich fand nichts. Ich war sonst die Ruhe und die Festigkeit selbst, doch jetzt bemerkte ich, wie eine nervöse Unruhe nach meinem Herzen griff. Albrecht Dehm, wo ist er geblieben? Verschwunden? Wie hat er sich umgebracht - im Luch? Früher gab es dort Sumpflöcher. Eine Schande muss es gewesen sein, die jedes Gespräch über unsere Familie zugedeckt hat? 
Es war der Schlag der Gottberger Kirchturmuhr, der mich hochschreckte. Ich saß im Bett und mein Herz klopfte bis zum Hals. Tief durchatmend konnte ich mich erst so beruhigen.
Vor dem Fenster schwatzte ein Vogel. Er piepste und lockte, er trällerte und sang. Ich erhob mich und sah den Friedhof. Ich beugte mich vor, doch ich konnte den Vogel nicht entdecken, aber ich höre ihn so gut und so bestimmt, als säße er in meiner hohlen Hand. Im Westen schimmerte der Himmel dunkelrot. Er erfasste die stumpfwinklige Spitze des Kirchturmes.
Ich legte mich wieder ins Bett. Seit Jahren träumte ich nicht mehr. Ich war bestimmt gemütskrank.
Ich holte die Tasche aus dem Schrank und stellte sie auf den Tisch. Beatrix hatte den frischgebügelten, dunklen Anzug sorgfältig verpackt und gefaltet. Ich hoffte, dass er keinen Knitter haben würde. Auf dem Bett breitete ich ihn Anzug aus. Die blaugemusterte Krawatte passte gut zu dem weißen Hemd. Diese Sachen werde ich anziehen, wenn ich den Kranz niederlege und einen letzten Spruch sagen würde.
Im Schein der Abendsonne sah ich jeden Fussel und jedes Staubkörnchen auf den Beinlingen der Hose. Ich pustete und zupfte. Bald gab ich es auf.
Als ich die Treppen nach unten ging, steckte Frau Möller den Kopf aus der Küche. „Nehmen Sie den Kranz und das Gebinde mit. Sie können hinter dem Haus durch eine Pforte gehen. Sie ist nicht verriegelt. Sie müssen den Holzkeil ziehen. Essen gibt es um sechs Uhr. Wie geht es Ihnen, Herr Dehm?”
„Ich bin müde”, sagte ich. Ich nahm nun doch das gebundene Grün mit der Schleife.
„Sind Sie ja vorsichtig. McCartney’s Kette reicht bis zur Pforte.”
„Ja doch. Ich trage Schwarz. Davor haben Hunde und Studenten Angst.”
„So?”, fragte Frau Möller und schüttelte verwundert den Kopf.
Als ich über den Hof ging, sprach ich McCartney an: 
„Ich sehe es an deinen Augen, du bist ein armer Hund. Was ist bloß mit dir? Sie haben dich an die Kette gelegt und hysterisch gemacht. Du bist ein trauriger, armer Hund. Nein, was bist du für ein trauriger Hund.” Es klang so, als spräche ich mit mir selbst.
Während meiner Worte lauschte und lauerte die Dogge, die Ohren spitz nach vorn gestellt. Sie ließ mich gehen. Schwarz wirkte. Ich schob den Holzkeil aus der Verriegelung und betrat den Friedhof. An eine Mauer gelehnt standen durchrostete Eisenkreuze. Die Selbstmörder- und Soldatenecke. Der schmale Pfad war ausgetreten und führte auf den Hauptweg, der breit und fest bis zur Kirche angelegt war. 
Vor der Doppelflügeltür der Kirche zögerte ich einen Moment, doch dann drückte ich die Klinke herunter. Ich ging in die Halle und legte vorn auf eine Bank das Gebinde ab. Als ich zwischen den Bänken stand, sah ich die Treppe, die sich unter der Orgelempore teilte. Sie führte zum Turm. Ich fühlte mich von der steilen Treppe angezogen. Aber etwas Unerklärliches hielt mich jetzt davor zurück, sie zu ersteigen. Ich meinte, es war die Angst davor.
euer Text

Großvater und Großmutter (noch jung)       Mutter                   Reinhardt                       Manfred und Reinhardt Einschulung 1954 in Krefeld (Traar)

Der Held der Geschichte "Das gewöhnliche Bauwerk" als Neuerer und auch als "Sozialismus-Gläubiger"

Das erwartet den Leser im zweiten Band der Tetralogie

Kapitel XXI
Die Rabenmutter

Damals, ich war keine dreizehn Jahre alt, da empfand ich zuerst die Last des Lebens spürbar und direkt. Meine Mutter hatte ihren Offizier mit seinen Orden, aus denen sie sich nichts machte, aber seine Pension sicherte ihr das lang ersehnte durch den Krieg vorenthaltene Leben.
Krefeld blieb für mich zurück, wahrscheinlich auf immer und ich fühlte es mit jedem Schienenstoß, mit dem Raunen der Stahlräder und mit dem Schlag meines Herzens. 
Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich mein Herz spürte. Ich fühlte, wie es schmerzte. So kam es, dass ich mich um mein Herz zu sorgen begann. Sorge und Liebe gehören zusammen, das begriff ich in jener Nacht, als der Interzonenzug quer durch Deutschland mit meinem Bruder und mit mir nach Berlin rollte.

In der Essener Bahnhofshalle überschlugen sich die Lautsprecherdurchsagen. Elektrokarren rollten raunend auf den Bahnsteigen. Schwer, schnittig und von weißen Dampffetzen umflockt fauchte eine schwere Lok in die Halle. Für Sekundenbruchteile strahlte sie den öligwarmen Hauch auf uns am Fenster Stehende ab, der so gut nach Reise roch. Die Bremsen blockierten die Stahlräder. Vorn wurde über der Lok ein dickes Rohr gedreht und ein Ventil geöffnet. Kaltes Wasser stürzte in den schwarzen Eisenleib des Kessels, der von unten befeuert und durchgeglüht wurde.

Die ältere Dame, die uns bis zur Zusammenstellung des Zuges beobachtete und ständig fürsorglich nach unserem Befinden fragte, verabschiedete sich von uns. Wir seien arm dran, sagte sie zu mir. Eines Tages würden wir es begreifen, mahnte sie, eure Mutter sei eine Rabenmutter. Das habe sie noch nie erlebt, Kinder einfach so, ganz allein in einen Zug zu setzen, sie fremden Menschen anzuvertrauen und danach eine ganze Nacht in einem Zug allein in die Zone fahren lassen.
Andere, aus Köln kommende Waggons wurden angekuppelt und die frische Lok wurde vor dem Zug gestellt. Hell klirrte Stahl auf Stahl. 
Mit der Überlandbahn käme man von Essen noch nach Hause zurück, meinte ich, obwohl ich meine Worte für unnötig hielt. Es war nur ein letzter Gedanke, wieder in die Heimat zu wollen. Eine kurze Zeitspanne später wurde der Zug fahrbereit gemeldet. Nach dieser Durchsage wurden die Reisenden nochmals informiert, dass sie sich im Interzonenzug befänden. Vorn hob eine Beamtin die grüne Kelle und pfiff. Der Zug verließ den Essener Hauptbahnhof. Deutschland sei groß, sagte Manfred nochmals, wenn man eine ganze Nacht durchfahren müsse.
Nervöse Unruhe trieb mich auf den Gang. Der schlingernde Wagen warf mich mehrmals gegen Türen und Fenster. Bis auf ein älteres Ehepaar und eine Gruppe italienischer Gastarbeiter, die auf den Knien Karten mit einem winzigen Blatt spielten, waren die Abteile leer.

Ich öffnete einen Verschlag, klappte ihn zurück und stand vor einer verriegelten Verbindungstür am Ende des Zuges. Unter mir schoss das nachtdunkle Gleisbett hervor. Ich drückte die Stirn gegen das kalte Glas. Der Zug raste von West nach Ost. Weichen und Kurven im Licht der Laternen warfen die Schienen wie blitzende Schlangen umher. Unaufhörlich flossen sie zusammen, wurden zu einem Band, das sich im Dunkel verlor. Mein Blick glitt von dem Gleis auf die Schwellen. Schotter drehte einen schwarzen Sog nach oben. Es war, als stürze ein dunkler Bach aus der Tiefe nach oben, gegen jede Naturlehre quoll und floss er blitzartig in der Ferne hoch. Grau und einladend - eine Aufforderung, sich fallen zu lassen, um ruhen zu können.
Das sei sie, meinte ich, die Zeit. Unaufhörlich und strömend ging sie dahin. Niemand könne sie anhalten oder sich an ihr festhalten und glauben, er schwebe ewiglich von ihr weg. Die Quelle des dunklen Baches war Krefeld, er floss von mir zum Ursprung, der sich entfernte. Es schien mir, als schwebte ich mit dem Rücken voran in eine unbekannte, tosende Zukunft, die ich nicht sehen konnte. Sie festhalten, die Zeit. Ihr schwarzes Band umarmen. Ich würde nur das Glas zerschlagen müssen. Auf die Zeit prallen, auf den wirklichen Augenblick zu stoßen. Eine sterbensschnelle Sekunde den roten Glutaugen des davoneilenden Zuges nachschauen. All das stellte ich mir vor, ohne zu wissen, genau das würde mir in zwanzig Jahren passieren, mit Tränen im Gesicht, sich nach der Mutter sehnend, die mir mein Herz gegeben und genommen hatte. Feuer brannte auf meine Wangen. Ich spürte die salzigen Tränen mit der Zungenspitze auf. Als ich den Blick hob, sah ich eine Stadt, die von dem rasenden Zug in die Nacht geschleudert wurde. Eine Stadt, die ich nicht kannte. Diese und andere Städte lagen zwischen mir und Krefeld, zwischen Andrea, Mutter und Franziska. Die bittere Ahnung war, hier geschah mehr als nur ein Abenteuer. 
Ich zog aus meinem ersten Leben aus. Meine Freunde, sie schliefen schon. Ich war mir gewiss, ich würde sie nie wiedersehen. Sie und auch sonst alles was war, blieb zurück. Mich trug in dieser Nacht nur die vergehende Zeit, in der ich vor Kummer fast verbrannte. Es gab nur diese Nacht und das sausende, lärmende Eisen, das uns vom Westen wieder zurück in den Osten trug.
„Hier bist du, Junge. Man kann sich ja sonstwas denken. Dein Bruder schläft, geh ins Abteil. Ich steige nächste Station aus.”
„Wo sind wir?”, wollte ich vom Schaffner wissen.
„Jetzt hält der Zug nur noch einmal vor der Grenze.“
Ich ging mit dem Mann ins Abteil zurück. Er beobachtete mich, als ich in den Rucksack griff und mir etwas zu essen nahm. Bevor der Schaffner ging, drehte er sich nochmals zu mir um und reichte mir eine Tafel Schokolade. Die sei für meinen kleinen Bruder, sagte er. Ich legte mir die Jacke unter den Kopf und wartete. Vorsichtig betastete ich die Papiere und das Geld, das mir Mutter von meinem Ersparten mitgegeben hatte. Ich fühlte mich allein und unsicher. Ich rückte sehr nahe an meinen Bruder heran...
Manfred erwachte. Das Deckenlicht blendete ihn. Er sah mich, wie ich die Papiere zur Tür reichte. Der Zollbeamte prüfte das Siegel. „Seid ihr zwei allein?”, fragte er.
Manfred und ich nickten verschlafen. Der Zöllner verließ das Abteil und öffnete das nächste Abteil. „Guten Morgen, Sie verlassen die Bundesrepublik Deutschland. Ihre Papiere bitte.”
„Sind die von uns?”, fragte Manfred.
„Die sind noch alle von uns”, erwiderte ich. Draußen standen die Beamten des Bundesgrenzschutzes. In den Abteilen wurden verschlafene Reisende darauf aufmerksam gemacht, dass die nächste Station im Osten sei.
Nach einem kurzen Halt stand der Zug wieder. Türen wurden aufgeschoben oder aufgerissen, laut und störend grüßten die Beamten. Zwei kamen zu mir und Manfred, abwechselnd schauten sie in die Papiere. Unsicher fragte der Jüngere: „Von Krefeld seid ihr. Ihr wollt nach Berlin-Ostbahnhof?”
„Ja, wir sind allein”, erwiderte ich.
„Und eure Eltern. Wo sind die?”
„Mutter hat uns zum Zug gebracht, Vater holt uns ab. Unsere Mutter hat alles übers Rote Kreuz geklärt”, fügte ich hinzu und tippte auf einen Stempel. Es klang nach Angeberei. Die Beamten nickten den Dokumenten zu, verglichen die Angaben mit uns. Als sie gingen, hörten wir den Jüngeren sagen: „Sind das Zustände. So eine lange Zugfahrt allein. Der Mutter könnte ich ein paar in die ...”
„Nun ist gut, Genosse. Ach ihr jungen Kerle. Guten Morgen! Die Ausweispapiere, bitte.”
Betroffen saßen Manfred und ich auf unseren Plätzen. Die Worte des Beamten kamen uns ungerecht vor. Wir beobachteten das Treiben auf dem Bahnsteig. Dort wurden die Reisenden aufgefordert, ihre Taschen und Koffer zu öffnen. Ein Schäferhund bewachte jede Bewegung und bellte vorübergehende Reisende an.
Endlich fuhr der Zug wieder ab. Ich öffnete das Klappfenster. Kalte Luft wirbelte ins Abteil. Erfrischt standen wir auf und schauten nach draußen. Das war also das neue Land, welches vorläufig, so hatte die Mutter gesagt, unsere Heimat sein sollte. Der in Fahrtrichtung heraufdämmernde Morgen verdrängte die Finsternis. Der Zug fuhr auf einem Damm quer durch ein Luch, dessen blaugrüne Fläche ab und zu zwischen dem Nebel zu sehen war. Zwischen Pappeln und Feldwegen lagen die kleinen Felder schmal gestreckt. Das neue Land war flach, kühl und still. Durch ein Städtchen rollte der Zug langsamer. Am Bahnhof hing eine strahlendfrische, rotweiße Parole, die wir später Losungen nannten:

 WIR EIFERN DER BRIGADE MAMAI NACH
UNSERE DEVISE HEISST PÜNKTLICHKEIT.

„Weißt du, was das zu bedeuten hat?”
„Was Geheimes kann es nicht sein. Es steht überall. Aber, MAMAI klingt ganz gut”, antwortete ich. Ich musste an die Schmuggler denken, die im Bahnhof nach der Grenze die Koffer auspacken mussten.
Je mehr Sprüche wir sahen, um so unverständlicher wurden sie uns. Das Erstaunliche an diesen Sprüchen war, dass sie sich an jemanden wendeten, den wir nicht kannten, und den wir uns auch nicht vorstellen konnten. Die Aufforderungen von einem PARTEITAG an einem PARTEITAG wurden von einer PARTEI der Arbeiterklasse verlangt, die bald tagte und die sollte wiederum die Ziele des PARTEITAGES erfüllen. Es war auch kein Wochentag gemeint und fast jeder Aufruf, der nach Aufmerksamkeit heischte, war mit Proletariern verbunden. Sie gehörten einer Klasse an. All das war merkwürdig. In welche Klasse würden wir in Berlin kommen? Was für einen Lehrer wird diese Klasse haben?
Auf dem ersten Bahnhof im Osten blieb der Zug eine Viertelstunde stehen. Eine Lautsprecherdurchsage verbot Reisenden, den Zug zu verlassen, da er lediglich nur Verspätung habe. Eine Viertelstunde, dachte ich. Ich sprang aus dem Zug, lief auf einen Laden zu, über dem das Wort KIOSK stand und verlangte zwei Sinalco.
Misstrauisch drehte die Verkäuferin den Zehnmarkschein herum und fragte nach, von wem ich das Geld hätte? Es sei nichts wert. Sie schaute sich nach allen Seiten um.
„Von meiner Mutter“, erwiderte ich ehrlich, denn es ging um Geld.
„Bist du aus dem Zug? Mach dass du schnell wieder hinein kommst. Bei mir gibt es nichts dafür. Hat der Zug keine MITROPA? Sonst fährt der immer durch.”
Ich nahm der Frau den Schein aus der Hand. Das Wort MITROPA hatte ich am Bahnhofsgebäude gelesen. Ich flitzte hinein, ging zum Tresen und reichte einem müden Kellner das Geld.
„Zweimal Brause. Rote!”, sagte ich vorsichtshalber. Wortlos nahm der Kellner das Geld, steckte es in sein dickes Portemonnaie und wechselte es. Ich staunte über das leichte, mir unbekannte Wechselgeld.
„Verpass deinen Zug nicht, sonst frisst dich der Sozialismus”, forderte der Kellner mich auf, reichte mir zwei dunkle Brauseflaschen und gab mir zwanzig Mark zurück. 
„Stimmt so“, sprach er in meine fragenden Augen hinein. 
Manfred schaute verängstigt aus dem Abteilfenster. Erleichtert rannte er zur Tür und öffnete sie für mich.
„Echte, rote Ostbrause”, rief ich und drückte Manfred eine Flasche in die Hand. „So was bekommst du für unser Geld nicht. Ich habe mehr Ostgeld bekommen, als gegeben. Der Kellner ist in Ordnung. Hoffentlich schmeckt die Brause.”
„Ich habe Durst. Osten ist nicht Westen und Westen ist nicht Osten”, sagte Manfred. Er nahm die letzte Schnitte und brach sie in der Mitte durch. Wir tranken die rote sozialistische Brause und kauten die süßen Westsachen, der Zug fuhr los.
Drei Stunden später rollte der Interzonenzug durch Berlin. Jede Minute rechneten wir damit, dass der Zug in den Ostbahnhof einfuhr. Das klang groß: OSTBAHNHOF. Vier große Bahnhöfe müsste Berlin mindestens haben. Er sollte der Endbahnhof sein, so stand es auch in den Papieren. Doch was wäre, wir würden unseren Vater nicht wiedererkennen?
Monate waren vergangen. Der Zug fuhr sehr langsam. Unsere Angst nahm zu. Herbstmüde und nasse Büsche neigten sich bis zu den Abteilfenstern. Wassertropfen glitzerten im Sonnenschein. Im Schritttempo zog die Lokomotive die Reisezugwagen über die Gleise. Eine gelbrote Stadtbahn surrte an uns vorüber. Sie beschleunigte die Fahrt, der Ton ging in ein hohes, aufdringliches Summen über.
Nach einem kurzen Ruck stand der Interzonenzug im Bahnhof. Schnaufend ließ die Lok Dampf ab, der den Bahnsteig für Augenblicke vernebelte. Wir liefen durch die leeren Abteile. Einen Wagen weiter vorn stiegen wir aus. Wenige Menschen standen auf dem Fernbahnsteig. Kalt war es. Wir trugen kurze Hosen. Unter dem Zug, auf den Schwellen, entdeckten wir glitzernden Reif. Dort, wo die Unterführung war, stand ein älterer Mann im dunkelgrauen Mantel.
„Dort ist er! Papa!“ Manfred rannte auf ihn zu, als könne er noch im letzten Augenblick verschwinden. Die Koffer schlugen gegen meine Knie. Manfred hing in den Armen unseres Vaters. Ich reichte ihm ein wenig scheu die Hand. Ich wollte etwas sagen, als ich aber die Tränen in den Augen unseres Vaters sah, schlug ich die Augen nieder und kämpfte ebenfalls mit den Tränen. Er streichelte uns, seine Söhne.
„Es wird schon gehen, Jungs. Gewachsen seid ihr. Kommt, hier ist es zugig und frisch.”
Wir gingen neben ihm. Etwas wie stolz war in unseren Schritten. Ich trug weiterhin beide Koffer. Als Vater fragte, wie die Reise gewesen sei, erhielt er keine zusammenhängende Antwort. Erst als er über eine zukünftige Wohnung sprach, stürmten wir fragend auf ihn ein. Wohin wir jetzt fahren würden? Wie ginge alles weiter? Blieben wir lange zusammen oder nur für ein paar Wochen?
Wir gingen die Treppen hinunter. Vor uns öffnete sich eine gigantische Wartehalle. In ihr hallten und überschlugen sich oben die Worte.
„Seht mal, ein Bild von Ulbricht!”
„Nein, das ist Wilhelm Pieck.”
„Er hat Ähnlichkeit mit dir. Nur, du trägst keinen Bart.“
„Ulbricht trägt einen spitzen Ziegenbart.”
„Das sagt man nicht.”
„Warum nicht? Wenn es doch so ist?”
„Das könnte jemand hören”, sagte der Vater. Ich war mit der Begründung nicht ganz zufrieden. Wir gingen in die MITROPA. Der Saal war groß und karg. Vor einem langen Tresen standen Serviererinnen und Kellner, die Frauen mit weißer Schürze, die Herren mit weißer Jacke angetan. Sie fassten Bier ab, das ihnen ständig zugereicht wurde. In Glasschränken standen Gebäck und Süßigkeiten und über allem war an der Wand ein Transparent befestigt:

10 Jahre DDR. Der Sozialismus siegt!

Auf den Tischen, in kleine Blumenvasen gesteckt, ragten rote Arbeiterfahnen, Nelken und DDR-Fahnen aus Papier heraus.
„Ich habe keine ordentliche Wohnung in Hennigsdorf”, eröffnete Vater das Gespräch über wichtige Dinge, wie er es nannte. Das bestellte Essen mundete. Wir hatten Hunger. Zwei Bockwürste und ein Salat dazu, das war schon etwas, doch satt wurden wir nicht.
„Ich werde euch vorläufig nach Gottberg bringen. Die Landwirtschaft und die frische Luft, die werden euch gut tun. In Gottberg, da seid ihr geboren. Bis mir eine Wohnung zugesprochen wird, müssen wir warten. In Hennigsdorf baue ich an Lokomotiven. Ich muss dort bleiben. Es ist meine Arbeit.“ Ich wechselte schnell das Thema.
„Kannst du uns die Fabrik mal zeigen?”, fragte ich.
„Bestimmt. Ja, das werde ich machen”, antwortete unser Vater, „willst du auch ein wenig Senf, Meinhardt?”
„Nein”, erwiderte ich. Es klang grob. Ich stand auf und ging. „Zur Toilette“, sagte ich, als ich die fragenden Blicke meines Vaters sah. Ich suchte ein Geschäft. Das in der Halle, es erinnerte mich ein wenig an Frau Wittigs Zeitungsladen in Oppum.
Am Kiosk überschaute ich die Zeitschriften und Illustrierten des Tages mit einem Blick. Die Zeitungen trugen ähnliche oder gleichlautende Titel. Sie waren aufgemacht mit den fast immer selben drei Überschriften. 

15.000 Leuna-Arbeiter feierten gute Freunde  
Erster Spatenstich für Leuna II
Leuna feiert

Ich verlangte einen Kaugummi. Er war groß und nicht blasig. Er schmeckte nicht. Das war er also, der Sozialismus. Damit begann er. Der Osten, dachte ich damals ernüchtert, der wäre doch hinter diesem Bretterzaun, der die Welt trenne. Ab hier gab es kein Zurück mehr. Für mich stand fest: Ostdeutschland ist das Ende der Welt. Hinter diesem Bretterzaun herrschte die Nacht, die aus Einseitigkeit, Finsternis und Schlimmeres bestand, so wie es die Erwachsenen im Westen immer sagten.


Im Jahr 1961 war unsere Klasse in Berlin...

Unser Klassenlehrer, Werner Gutowsky, hatte die Organisation übernommen. Ohne Eltern, mehr als 20 Vierzehnjährige, das war etwas. Wir übernachteten in Wuhlheide, im Pionierpark, am Abend waren wir Gäste und (kleine) Zuschauer einer Operette "Die Weiber von Windsor" in der Staatsoper.

Bemerkenswert war der Tag vor dem Opernabend, wir standen dicht vor dem Brandenburger Tor. Keiner wagte es, näher heran zu gehen. Es war untersagt. Ich prägte mir das Motiv ein und zeichnete es einige Tage später nach. Ich gab es irgendwann meinem Lehrer.


Als er vor vier Jahren starb, gab mir eine seiner Töchter ein Album. Darin war das Bild und ein zwei Seiten langer Brief von mir enthalten. Im Brief schrieb ich an Werner G. das ist mein Thema und es wird so bleiben. Ich schrieb ihm auch, wir Menschen können einander uns nicht aussuchen. Das Schicksal stellt uns irgendwo hin und wir begegnen uns. Mein erster Roman, "Das letzte erste Glas", ein tolles Buch, es hat meinem Lehrer nicht viel Freunde gemacht.

Alkoholismus, er hätte sich bestimmt von mir eine andere Geschichte gewünscht.

Das Leben hat mir noch eine alte Geschichte aus dieser Zeit diktiert: Vor zwei Wochen, also fast nach sechzig Jahren erhielt ich ein Beschluss vom Landgericht Potsdam. Darin wurde festgestellt, mein versuchter Grenzdurchbruch in der Invalidenstraße im Jahre 1962, vielleicht nur wenige hundert Schritte vom Brandenburger Tor entfernt, wurde 2021 als Straftat gelöscht. Das Kinderheim, das nur wenige Tage nach dem versuchten "Grenzdurchbruch", für zwei Jahre mein neues Zuhause sein sollte, war eine Freiheitsentziehung gewesen.

Fast ein ganzes Menschenleben später erhalte ich heute Geld für meine Sehnsucht nach meiner Mutter, die im Westen lebte. Dabei weiß ich noch nicht einmal, ob Sie ein guter Mensch gewesen war, so wenig haben wir uns nach dem Mauerfall kennengelernt.

Heute haben wir das Jahr 2022. Nie hätte ich angenommen, während der Kindheit und auch später, welchen Weg mein Vaterland nehmen würde. Es war nicht gut zu mir, doch ich habe es immer geliebt und die Teilung, die musste ich schon als Kind gehasst haben.

Heute soll man nicht mehr hassen dürfen? Was für ein Unsinn - der Hass erhält am Leben und er ändert die Welt genauso wie die Liebe. Wie soll man das verbieten können?

Der Sohn des Lehrers Albrecht Dehm, Rudolf, kehrt aus dem II. Weltkrieg heim. Geschunden, verletzt und in Trauer. Seine Eltern hatte er vor dem Krieg Eltern durch Suizid verloren. 
Er heiratet eine Einheimische, deren Familie aus dem zerbombten Berlin wieder an ihren Geburtsort zurückgekehrt ist. Sechs Jahre danach verlassen sie überstürzt und fluchtartig den Osten, weil ein furchtbares Ereignis ihr Leben überschattet. 
Jahre später, im Westen Deutschlands, trennt sich das Paar. Die Kinder wachsen im geteilten Deutschland auf. Der Vater, der die jüngsten Kinder bei sich hat, lebt nur noch wenige Jahre. Seine Kinder werden zu politischen Vollwaisen, denn der Bau der Mauer trennt sie von den älteren Geschwistern und der Mutter im Westen fast drei Jahrzehnte. 
Im Band II, vom Kriegsende bis zu den Tagen des Mauerbaues (Antifaschistischer Schutzwall 1961), erfährt der Leser, wie Menschen in Deutschland die Teilung erlebt haben.
 
Das gewöhnliche Bauwerk, die Mauer in Berlin, wird über Nacht in Deutschland zwischen Millionen Menschen gesetzt. Das Schicksal der Trennung einer Familie wird erzählt. Ein wahrhaftiges, großes Buch.

Das erwartet Sie im dritten Band der Tetralogie

Hier habe ich versucht Erich Honecker aus der DDR zu verabschieden. Es gelang mir tatsächlich erst 15 Jahre später. Dazwischen war die Zeit sehr schwer für alle, auch für mich.
Im Westen Deutschlands trennt sich das Paar Dehm. Die Kinder wachsen im geteilten Deutschland auf. Der Vater, der die jüngsten zwei Kinder bei sich hat, geht zurück in den Osten Deutschlands. Er lebt nur noch wenige Monate. Seine Kinder werden zu politischen Vollwaisen, denn der Bau der Mauer trennt sie von den älteren Geschwistern im Westen Deutschlands auf drei Jahrzehnte. 
Im Band III werden die unterschiedlichen Wege der am Schicksal Beteiligten erzählt. Treue zum System im Osten führt anfänglich zu einem gesellschaftlichen Erfolg. Anders verläuft der Weg zum wirtschaftlichen Erfolg der älteren Geschwister im Westen. All das kann der Leser anfassen bis zum „Begreifen“. 
Was geschieht, kann im Osten und Westen nicht unterschiedlicher sein. Die Geschwister leben sich auseinander. Das wird durch Erzählungen im Band II und IV des Romans berichtet. Alles verläuft nicht normal, aber wie gewohnt, bis zu den Tagen der neuen Einheit, die nach 1989 zuerst leicht machbar und verständlich erscheinen..
Erst im IV Band wird sich der große Erzählkreis schließen, der 1638 mit der Pfählung eines Toten im Dreißigjährigen Krieg beginnt.

Dem Sozialismus folgte der Alkoholismus. Die Ideologie, folgsam den Idealen des Arbeiter- und Bauernstaates zu huldigen, war für nicht wenige Genossen und "Menschen" ohne Suchtmittel kaum oder wenig zu ertragen.

Übrigens, die Begeisterung, mit der wir, die Fahne in der Hand, unsere Gegner und Feinde verfolgten, erinnert mich sehr an die AntiFa von heute, die auch überall dort, wo sie sich die Geschichte und auch die Gegenwart nicht erklären kann, Faschisten, Nazis und Rechtsextreme verfolgt. Wie heißt es umschrieben in der Bibel, ...sie sehen den Splitter im Auge des Feindes, haben aber selbst einen Balken im Auge. Heute sage ich, sie reden alle einen unsichtbaren braunen Elefanten im Roten Salon herbei.

Nach der unseligen Zeit in der Partei beschäftigte mich die Idee, Schüler zum Schreiben zu animieren. Das Studium in Leipzig schuf mir tatsächlich eine neue Lebensgrundlage.

Rechts das Foto in Rostock. Es war unglaublich, 800 Bücher (!) in etwa zehn Stunden signiert. Fünf Damen haben mir geholfen, zu stempeln, zu kassieren, zu signieren, einzupacken und zu überreichen. Ein Stempel mit dem Hahn, den mir KDL gemacht hatte, schaffte zusätzlich eine freundliche Atmosphäre.

Leseprobe aus dem dritten Band der Tetralogie


Kapitel XVI
Der Feind ist mitten unter uns

Die politische Lektion, die uns erteilt wurde, war interessant. Das hätte ich nicht erwartet. Vor uns stand der Genosse Werner, ein Kämpfer, der sogar das KZ der Faschisten überstanden hatte. Er erläuterte uns das Thema:
 Der VIII. Parteitag und seine Bedeutung 
für die sozialistische Landwirtschaft
„Natürlich entwickelte sich die Produktivität der sozialistischen Landwirtschaft nach 1960 für einige Jahre nach unten. Man kann sagen, sie sank in den Keller. Trotzdem gab es keine Versorgungsprobleme. Fast immer war das Schnitzel da. Wir haben es der sparsamen Wirtschaft unserer Partei zu verdanken, die klug und vorausschauend die Schweinezucht gefördert hat. Der Wachstum, Genossen, grundsätzlich kann gesagt werden, der Wachstum der Genossenschaften ist mit dem Wachstum des Sozialismus identisch. 1950 gab es 2,2 Millionen Beschäftigte in der Landwirtschaft, im vorigen Jahr waren es knapp 900 000, welch ein Wachstum. Das sind 10,5 % mehr werktätige Arbeiter in der DDR. 
Ihr seht, Genossen, die Führung durch die Arbeiterklasse ist nicht gefährdet. Ihr versteht also, die Bündnisfrage zwischen Arbeiter und Bauern ist eine Kernfrage der Diktatur der Proletariats. 
Ja, Genosse Speckmann. Du hast eine Frage?”
Speckmann saß schräg hinter mir. Er war ein Büroangestellter aus dem Norden des Leunawerkes. Seine Fragen brachten oft Verwirrung in die Reihen der Genossen. Auffällig sei er, meinte Rover, der ebenfalls aus Leuna kam. Wir waren vier Genossen, die aus dem Werk von der Kreisleitung zur Parteischule delegiert worden waren. Eine Genossin gehörte dazu. Sie saß in der letzten Reihe und sagte nie ein Wort. Sie war außerordentlich schön, aber unnahbar. Sie schrieb jedes Wort mit.
„Die führende Rolle der Arbeiter und Bauern als Klasse ist durch die Intelligenz gefährdet, Genosse Werner”, stellte Genosse Speckmann fest. Wir erstarrten.
„Das musst du mir genauer erklären, Genosse. Wie ist dein Name, Genosse?”
„Speckmann! Neuesten Erhebungen zufolge stellt nicht mehr die Arbeiterklasse die Mehrheit in der Produktion, sondern die werktätige Intelligenz. Eigentlich müsste der Intelligenz die führende Rolle zufallen.”
„Erstens, Genosse Speckmann: Die führende Rolle steht der Partei der Arbeiterklasse zu. Die Herkunft deiner neuesten Erhebung erläuterst du mir bitte nach der Lektion in der Pause. Warum sollten die Intelligenten die Partei führen?
Zweitens, Genosse Speckmann, die Arbeiterklasse reproduziert ihre Kader selbst, mehr und mehr Kader erhalten Bildung. Es wächst keine Intelligenz, die die Majorität der Arbeiterklasse verdrängt, sondern das Bildungsniveau der Arbeiterklasse insgesamt steigt. Unsere Arbeiter qualifizieren sich. Ihr könnt Werkleiter und Wissenschaftler nehmen und sie befragen, fast alle haben eine Berufsausbildung. Die Intelligenten müssen nicht immer die von der Intelligenzia sein. Die sozialistische Intelligenz ist der Herkunft nach proletarisch und wird es bleiben. Genügt dir diese Antwort, Genosse?”
Speckmann setzte sich.
„Ich fahre fort. Ich möchte zu den Punkten eins bis vier kommen, sie enthalten die Grundsätze, die die Partei der Arbeiterklasse sieht, wie sie ja auf der Grundlage der Beschlüsse des VIII. Parteitages beschlossen worden sind. Ergänzend erläutere ich die Beschlüsse des XI. Bauernkongresses dazu - die Weiterentwicklung der sozialistischen Landwirtschaft. Wir werden feststellen, Bauern und Arbeiter gehören untrennbar zusammen. Sie sind das Fundament des Sozialismus und sie sind vereint unbesiegbar.“
Ich schraffierte karierte Felder im Notizblock und dachte über Speckmann nach, der sich ständig melden und hervortun musste. Auf der Hin- und Rückfahrt von Leuna bis zur Parteischule war er mir besonders unangenehm aufgefallen. Speckmanns eckige Armwinkel, die Enge im Personenkraftwagen der Kreisleitung, seine vorlauten Fragen, sie haben ihn zum bestgehassten Genossen der Seminargruppe gemacht. Es ging auch das Gerücht um, dass der lange Speckmann sich eine Freundin zugelegt haben soll.
Die Feinde der Arbeiterklasse, sie wären überall, so wurde es jedem Einzelnen im Gespräch vor dem Beginn der Bezirksparteischule mehrmals gesagt. Darum war das Rüstzeug, das die Parteischule den Genossen anbot, mehr als nur ein Instrument der ideologischen Auseinandersetzung. Es war auch das moralisch-ethische Zuhause der Parteimitglieder.
Die Welt werde komplizierter, die Kämpfe härter, so hatte der Genosse Kuhauge von der Kreisleitung die Lernenden in Leuna verabschiedet. Ich erschrak plötzlich über mich selbst, ich war dabei, einen Genossen vorschnell einzuschätzen. Das hieße, ich würde mir ein falsches Urteil, ein subjektivistisches Urteil, über Genossen Speckmann bilden. Ich hielt inne. Die Partei mahnte ständig auch Besonnenheit an.

Anders stand es um einen neuen Kollegen im Waschmittelbetrieb. Vorige Woche rief die Partei in der Schule an und fragte, ob es zu vereinbaren wäre, dass ich am Wochenende zwei Schichten sozialistische Hilfe machen könne. Ein Kollege habe einen Arbeitsunfall erlitten, eine schmerzhafte Verstauchung des Fußgelenks, hieß es. Ich war sofort bereit. Zwar reagierte Inge empfindlich, es gab Streit zwischen uns, aber ich ging zur Schicht.
Während meines ersten Rundganges lernte ich Kollegen Brennecke kennen, der die Zentrifuge im Hauptbau bediente. Ich war auf ihn neugierig. Meine Kollegin Lore hatte mir erzählt, dass der Neue ein Schuldirektor gewesen sein sollte. Warum und weshalb er hier arbeiten müsse, wisse keiner genau.
Ich dehnte jeden meiner Rundgänge bis zur Zentrifuge aus. Ich knüpfte kleine Gespräche an. Ich lud Kollegen Brennecke zu einer Zigarette ein. Brennecke rauchte nicht. Obwohl der Arbeitsplatz an der Zentrifuge der dreckigste innerhalb des gesamten Hauptbaues war, schien der neue Kollege außerhalb aller Rußwolken und Ölspritzer zu stehen. Er blieb sauber und adrett, als mache jeglicher Schmutz einen Bogen um ihn.
Ich fragte ihn, warum er sich diese Arbeit gesucht habe?
Er erwiderte, er sei von dem Posten eines Schuldirektors geschmissen worden, weil er seine Arbeit als eine Berufung angesehen habe. Er sei kein Erfüllungsgehilfe enthirnter Bürokraten.
Ich war schockiert und suchte stammelnd nach neuen Worten. Bald hatte ich es, klug versuchte ich das vor Tagen erst errungene Wissen in überzeugende Worte zu kleiden. Eine Weile hörte sich Brennecke meine Argumente an, bis er mich rigoros unterbrach. Er sagte wörtlich: „Ich bin ein humanistisch gebildeter Mensch, der sich den Sozialismus ein wenig anders vorstellt. Deine Agitation interessiert mich nicht. Aus dir spricht die Furcht der Menschen, die nicht selber denken. Die unbewusste Angst vor der Kultur, der Bildung, der Meinungsvielfalt, der Jugend und vor der Aufklärung. Die Angst der Mächtigen verbreitet gezielt und organisiert Furcht!”, schloss Brennecke ab und stand auf. So, als ob nichts geschehen sei, fragte er mich, ob ich ihm helfen könne, den Kipper mit Abfall zu beladen.
Brennecke und ich arbeiteten schweigend. Ich vermochte nicht, die Bedrohung, die von seinen Worten ausging und auf mich wirkte, zu erfassen. Gern hätte ich mit einem Genossen darüber gesprochen, doch die Furcht vor der Verbreitung solcher Ansichten hielt mich zurück. Allein mit einem Genossen über diese Meinung eines ehemaligen Schuldirektors nur zu reden, es käme einer Verleumdung des Sozialismus gleich.
Nach der Schicht wurde ich von einem Genossen der Wechselschicht abgelöst. Ich atmete auf, wir waren viele.
Er schickte mich nach Hause. Die Parteischule und deine Inge, sie würden mich ausgeschlafen besser brauchen können, meinte er. Mit wenigen Sätzen informierte er mich auch darüber, dass der Neue ein Schuldirektor und Genosse gewesen sei. Seine Frau habe einen Antrag auf Umsiedlung, Auswanderung oder so was gestellt. Erst Westdeutschland und dann Übersee. Brennecke beherrsche perfekt die englische Sprache, stellte er abschließend fest.
Tagelang dachte ich über Brennecke nach. Gelegentlich schien mir der Hals zu platzen, so stark stieg die Wut von der Brust zum Kopf hinauf. Mit Speckmann war der ehemalige Schuldirektor in keiner Weise zu vergleichen. Speckmann irrte, Brennecke hasste und ich glaubte und war überzeugt von der guten Sache, an der ich nicht zweifelte.

Irren sei menschlich, entschuldigte sich Genosse Speckmann halblaut. Einige Parteischüler sahen ihn an mitleidig an. Dozent Werner unterbrach für Sekunden seine Ausführungen.
„Richtig, Genosse Speckmann und nur irren, ist unmenschlich. Genosse Speckmann, zur Versorgung gehören 30.000 Schweine, nicht 3.000 Viecher. Dazu 220.000 Geflügel und 9 Millionen Eier, Genossen!”
„Nimm ein Ei mehr!”, rief einer. Alle lachten.
„Ich fasse es nicht, 12 Millionen Schweine. Ich weiß gar nicht mehr, wie ein Schinken von Borstel aussieht.“
„Ruhe, Genosse Speckmann. Ich bin noch nicht fertig, Genossen. Wir haben festgestellt, welchen Kurs wir fahren müssen. Eine vertrauliche Information noch, damit ihr den Ernst der Situation auch richtig einschätzen könnt - ganz unter uns. Die landwirtschaftliche Nutzfläche hat sich während der letzten Jahre um 250.000 Hektar verkleinert. Dies entspräche der Ernährung einer Dreiviertel Million Menschen. Auf 3.700 Quadratmeter wird ein Mensch ernährt, das ist DDR- Maßstab. Wir müssen, und das sage ich sehr ernsthaft, noch mehr Vieh und Futterbestände selbst produzieren. Also, Devisen einsparen, sich vom Klassenfeind störfrei machen! Noch einmal zu dir, Genosse Speckmann. Unsere Vorhaben sind die Komplexe Mechanisierung, mehr und bessere Technik, wie Melioration in Nebra, das Helme-Unstrut-Gebiet und, hier liegt der Schwerpunkt, Genossen, die weitere Chemisierung der Landwirtschaft. 
Du kommst aus dem Leunawerk, Genosse Speckmann. Produziere mehr, besser und schneller. Die Felder brauchen Kunstdünger, damit die Menschen satt werden. Wir benötigen intelligente Menschen, die aus den Reihen der Arbeiterklasse kommen und ihren Klassenauftrag wahrnehmen. 
Natürlich brauchen wir auch die Schicht der Intelligenz, die Wissenschaftler und Forscher. Und, seid ihr jetzt alle klüger geworden? Danke für die Aufmerksamkeit.”
Alle klopften mit den Fingerknöcheln die Bänke.
„Zwei Stunden Selbststudium, Genossen. Grüne Stifte für die Klarheit, blaue Stifte für Fragen und rote Stifte für die Richtigkeit der führenden Rolle. Jetzt eine Zigarettenpause. Unten gibt es Kaffee und dazu Schweinsohren von der Bäckerei.”
Wir erhoben uns und packten die Notizen ein. Ich besaß eine rote Mappe. Ich klemmte sie unter den Arm. Der Wunsch, eine Zigarette zu rauchen, trieb mich aus der Schule. Die Sonne stand über dem Dachfirst. Ihr Schein ließ einen Kastanienbaum erglühen, der herbstmüde seine Blätter hielt. Ich beteiligte mich an einer Diskussion auf der Freitreppe. Das Thema war heiß umstritten und es hieß: „Ist es notwendig sich westlich zu informieren, um die Argumente des Klassengegners kennenzulernen?”
Wir waren uns fast alle einig, eine Antenne in Richtung Westen auf dem Dach, sie wäre nicht nötig. Nur wenige spekulierten mit der Möglichkeit der zusätzlichen Informationen. Ein gut informierter Genosse sei besser gewappnet, parteischädigenden Diskussionen standzuhalten. Es sei nicht auszuschließen, dass ein Teil, wenn auch nur ein gewisser, sehr, sehr geringer Teil der Bevölkerung der DDR, Westfernsehen sehe. Speckmann vertrat diesen Standpunkt. Ich wendete mich ab. Unangenehm fühlte ich mich an Brennecke erinnert. Vielleicht hatte die Aufweichung seiner parteilichen Haltung auch so begonnen. Ich hatte mich in einer schriftlichen Arbeit entschieden gegen das Westfernsehen gestellt, und ich begründete es so: 
Ein Genosse und auch ein Nichtparteimitglied, sie können führenden Genossen von Partei und Regierung bedingungslos vertrauen. Verantwortungsvoll gingen die Genossen mit der Wahrheit um, da sie sich von der Wissenschaftlichkeit des Marxismus-Leninismus leiten ließen. Sich Lügen der Halbwahrheiten erzählen zu lassen, welcher Diskussion sollte es nützlich sein? Und da gab es ja auch den Schwarzen Kanal. Er entlarvte den Imperialismus konsequent.
Ich trat die Zigarette aus. Ich wohnte mit dem Parteischüler Rover aus Leuna in einem Zimmer. Er und ich, wir hatten uns schon vor dem Beginn des Sonderkurs kennengelernt. Wir waren beide Kämpfer in der Kampfgruppe der Arbeiterklasse.
In unserem Zimmer breiteten wir die Unterlagen auf dem Arbeitstisch aus. Neben den Tageszeitungen, es gab drei, lagen die Bände der Klassiker, die Reden und Aufsätze Honeckers und der Bericht an den VIII. Parteitag der SED. Dabei sprachen wir über die bevorstehende Jahresabschlussübung des Bataillons. Ich hatte bisher nur an wenigen Übungen teilgenommen. Drei Tage ohne eine Mütze voll Schlaf, versicherte Rover, das sei eine beachtliche Leistung. Zur Stärkung gab es Tee mit Rum, eigentlich mehr Rum mit Tee, er lachte. Da müsse die innere Einstellung zur Sache des Sozialismus stimmen, die mache auch den Atem frei, sonst kippe man unter der Gasmaske um, kommentierte Genosse Rover.
Wir setzten uns und schlugen die Bücher und Notizblöcke auf. „Worin besteht der Sinn des Sozialismus” hieß das Thema für das Selbststudium. In der Rede Erich Honeckers vor dem VIII. Parteitag fand ich die Gedanken ausformuliert, die ich kannte, zusammentrug oder nur abzuschreiben brauchte.
„Die Zielsetzung des VIII. Parteitages der Partei der Arbeiterklasse bestimmt Sinn und Zweck unserer Wirtschaftspolitik. Sie findet ihren konkreten Ausdruck in den Leitgedanken und Zielen der Hauptaufgabe. Er charakterisiert gleichzeitig das wirtschaftspolitische Programm unserer Partei und Regierung...” 
Mir schien die Ausarbeitung zu sehr auf die Wirtschaftspolitik orientiert. Unsicher geworden, fragte ich den Älteren, wie er es sehe. Rover erhob den Finger und sprach langsam: „Merke dir, Meinhardt. Nach der Klärung der Machtfrage tritt zwar die Ökonomie in den Vordergrund der Tätigkeit der herrschenden Arbeiterklasse und ihrer Partei, doch das Primat der Politik über die Ökonomie war, ist und bleibt ein ständiges Prinzip, weil ja die Politik das Ziel der gesellschaftlichen Entwicklung bestimmt und somit die Ökonomie als Mittel zum Zweck zur Veränderung des Seins und zur Erfüllung der historischen Mission der Arbeiterklasse benutzt wird. Kapiert?”, fragte Rover und lächelte weise. Ich dachte, mir müsste der Kopf platzen. So viel kluges Wissen in einem einzigen Satz!
„Aus dir wird noch ein hohes Tier. Könntest du das alles ein wenig langsamer sagen?”
„Hier, ich habe es schon aufgeschrieben. Kannst es nehmen, es ist abgeschrieben.”
   


Kapitel XVII
Sex in der Partei? 

Die Tage wurden kürzer. Rover und ich, wir begannen uns hin und wieder zu streiten. Ich richtete mich auf Einsicht ein, Rover auf Überzeugung. Als wir den unterschiedlichen Charakter staatstragender und staatserhaltender Parteien untersuchten, wurde eines Tages kräftig an die Tür geklopft. 
Der Parteiorganisator der Seminargruppe steckte den Kopf ins Zimmer und rief: „Wir machen eine Kurzversammlung, unten. Es geht um den Genossen Speckmann und die Genossin Rudolfe. Beide gehen miteinander fremd!”
Da hatte sich also das Gerücht bewahrheitet. Wir klappten die Bücher zu. Wir beeilten uns. Es war ein sehr wichtiges Thema. Wir liefen schneller. Auf dem Korridor trafen wir die anderen Genossen der Seminargruppe. Eine nervöse Spannung breitete sich unter uns aus. Jemand lachte hell und überreizt. Alle sprachen leise, aber heftig miteinander. Im Tagungsraum der Schule trafen wir uns. Vorn saß die Leiterin unseres Kurses, daneben zwei Genossen. Speckmann hielt das Gesicht gesenkt. Er machte auf mich einen unsicheren Eindruck. Ohne Umschweife sprach der Parteisekretär der Schule: 
„Wir sind zusammengekommen, um über einen ungeheuerlichen Sachverhalt zu sprechen. Liebe Genossen, liebe Genossinnen, es geht um das parteischädigende Verhalten von zwei Genossen unter uns, die sich weder der Ehre bewusst sind, an dieser Schule sein zu dürfen, noch der Moral bewusst sind, die das Zusammenleben in dieser Schule erfordert. Sie haben”, sagte der Parteisekretär und er holte sich das Einverständnis durch einen Blick von der Leiterin des Hauses, „unmoralisch miteinander verkehrt. Sie sind im Heizungskeller erwischt worden. Beide sind verheiratet. Beide haben das außereheliche Kopulieren vor der Parteileitung eingestanden. Nun fällt uns die undankbare Aufgabe zu, sie disziplinarisch zur Verantwortung zu ziehen und ein Urteil zu fällen. Ich denke, beide sollten zu ihrem Verhalten Stellung beziehen!”
Der Parteisekretär setzte sich. Er wartete auf eine Antwort. Doch weder Speckmann noch die Rudolfe machten Anstalten, auf die Anschuldigung zu reagieren. Erregt oder wütend wurde geflüstert. Jemand sagte leise, die hätten bestimmt schon alle Stellungen durch. Es wurde gezischt, einer sagte: „Halt die Klappe, sonst müssen wir uns noch mit dir auseinandersetzen.”
„Nun, was ist, Genosse Speckmann. Wir hören?”, forderte der Parteisekretär ihn auf. Speckmann erhob sich zögernd. Er schluckte und kaute, jeder sah, dass er nach Worten suchte.
„Es ist ein Zufall. Wir haben uns hier gefunden. Wir lieben uns. Wir wollten zurückhaltend bleiben, bis die Parteischule beendet ist, doch wir haben uns an unsere Vorsätze nicht gehalten...”
„Hört mal, jetzt wird er noch überheblich!”
„Der ist immer arrogant. Das Problem liegt bei ihm tiefer!” rief ich halblaut.
„So ist es. Zwischen den Beinen”, bestätigte Rover. Die stille Genossin, die ebenfalls aus Leuna kam, schrieb hastig mit. Eine Haarsträhne fiel ihr immer wieder ins Gesicht. Ihre gepflegte Hand wechselte oft zwischen Papier und Frisur.
„Ulrike und ich, wir lieben uns”, sagte Speckmann leise. Jedes Wort schien ihm schwer zu fallen. Mit seinen langen Armen stützte er sich auf. Die Tischplatte bog sich unter seinen Händen. In seinem Gesicht zuckte ein Muskel. Es sehe aus, als müsse er grinsen der Genosse Fremdgeher, wisperte Rover mir ins Ohr.
„Macht klare Fronten”, forderte ein alter Arbeiter, „damit saubere Luft herrscht. Ich will eine Antwort von dir! Was ist? Mit meiner Annegret bin ich seit dreißig Jahren zusammen. Ich war oft zu Lehrgängen und Schulungen, aber unmoralisch haben wir es nie getrieben. Ich hatte meine Gelüste immer im Zaum gehalten. Klare Fronten fordere ich von dir, Genosse!”
Speckmann nickte und schaute zur Seite. Neben ihm saß die Genossin Rudolfe, die Beine übereinander geschlagen und die Arme vor der Brust verschränkt. Es war, als wollte er Mut von ihr holen, doch sie schaute zum Fenster. Der Wind fuhr in die Bäume der Parkanlage und riss erste Blätter ab. Ein rotgoldener Laubwirbel drehte sich, bis er neben einer lackierten Parkbank niederfiel.
„Ulrike will sich scheiden lassen und ich will es auch. Sag es allen, Ulrike. Er schlägt dich und er trinkt. Du brichst mit ihm. Wir haben eine gemeinsame Zukunft, Genossen. Wir beginnen neu!”
Sie ging auf seine Worte nicht ein. Dicke Tränen wölbten sich träge in ihren Augenwinkeln. Sie rannen langsam über ihre Wangen. Plötzlich stand sie auf, sie schlug die Hände vor das Gesicht und rannte hinaus. Dabei rempelte sie gegen den Stuhl der Schulleiterin. Empört blickte die ihr nach.
„Ich denke, es ist klar”, sagte der Parteisekretär, „wir missbilligen einmütig das parteischädigende Verhalten des Genossen Speckmann und der Genossin Rudolfe und wir fordern sie auf, noch heute ihr unethisches Miteinander zu unterlassen und die Bezirksparteischule zu verlassen.”
„Eine Rüge sollten wir beiden aussprechen”, rief der Alte.
„Mindestens eine“, ergänzte ich.
„So geht das nicht”, meldete sich die Leiterin der Schule, „wir sind disziplinarisch nicht dazu befugt. Wir können sie nur der Schule verweisen. Die Parteileitungen in ihren Betrieben werden unterrichtet. Dort werden sie zur Verantwortung gezogen.”
„Ich danke für die wegweisenden Erläuterungen. Bevor ich die Kurzversammlung beende, bitte ich um das Handzeichen - danke, einmütig. Die Genossen Rudolfe und Speckmann werden noch heute der Schule verwiesen. Wir missbilligen das Verhalten der Genossen. Noch ein organisatorischen Hinweis: 
Einige Genossen haben ihre schriftliche Arbeit über die politische Einstellung zum Westfernsehen nicht abgegeben. Diese Genossen gehen jetzt auf ihre Zimmer und bringen der Seminarleitung die Arbeit. Nach dem Selbststudium und dem Mittagessen kommt der Genosse Bernstein von der Bezirksleitung unserer Partei zu uns. Es steht fest, er wird kommen. Trotz terminlicher Schwierigkeiten ist es ihm gelungen, bei uns sein zu können. Ich erinnere nochmals an das Thema: Der VIII. Parteitag und die Erhöhung der Kampfkraft der Partei und die Hauptaufgabe: 
Im Mittelpunkt all unseren Strebens steht der Mensch. Es empfiehlt sich wirklich ernsthaft, sich mit den Leninschen Prinzipien der Leitungstätigkeit zu beschäftigen. Danke Genossen. Ich denke, zur nächsten Mitgliederversammlung werden wir uns mit erfreulicheren Dingen beschäftigen können.”
Alle verließen den Raum, um sich dem Selbststudium zu widmen. Einige gingen in den Keller, um sich nochmals von der Richtigkeit einer einmütigen Entscheidung zu überzeugen. Der Heizer Lötzke beteuerte jedem, der es wissen wollte, er habe die beiden selbst gesehen, als er Kohlen schaufelte.
In den Zimmern wurde es still. Über die Lautsprecher in den Außenanlagen dudelte ein Liedchen. Wer genau hinhörte, konnte die Stimmen von Chris Doerk und Frank Schöbel unterscheiden. Sie sangen im Duett. Ein wunderbares Paar.
Ich saß am Fenster und sah, wie Speckmann und Rudolfe über den Platz die Parteischule verließen. Er trug zwei Koffer. Sie hatte unbeholfen ihren Arm um seinen rechten Ellenbogen geschlungen. Die Rudolfe bog den Oberkörper zu dem Mann und küsste ihn flüchtig. Sie lief schief und ihr Knie stieß bei jedem Schritt gegen den Koffer, aber sie ließ Speckmann nicht los.
Eigentlich müssten die sich schämen, dachte ich. Ein Gefühl der Entrüstung schnürte mir fast den Hals zu, doch es dauerte nur einen Moment. Die Parteigruppe hatte sie gestraft. Ich gehörte zur Parteigruppe. Sie hatte auch meine Stimme gebraucht. Einmütig hat sich die Partei distanziert. Ich genoss die Wärme des Zimmers, spürte die vertrauensbildende Nähe Rovers und ich sah spöttisch vom Fenster aus zu, wie die Ausgestoßenen an der Wache ihre Papiere abgeben mussten und in den kalten Herbst den weiten Weg zum Bahnhof gingen.
Am Abend sprach der Bezirkssekretär vor den zusammengefassten Seminargruppen im Hörsaal. Zuerst bedauerte er die Verfehlung zweier Genossen, alle wussten, wer gemeint war. Danach richtete er die Aufmerksamkeit auf die Erhöhung der Kampfkraft der Partei, und betonte, dass die Moral einen nicht unwesentlichen Platz darin einnehme.
Sein Vortrag war scharf und genau, als er die Aufgaben der Mitglieder herausarbeitete. Das Leiten und Lenken der gesellschaftlichen Prozesse, die Prinzipien der Partei bei der Aufnahme von neuen Mitgliedern und die Leninschen Normen des Parteilebens erläuterte er. Er beschwor Lenins Prinzipien und Lenins Arbeitsstil. Weniger, dafür aber besser. Massenverbundenheit. Wissenschaftliche Leitungstätigkeit. Keine Widersprüche scheuen. Wo ein Genosse ist, da ist die Partei. All diese klugen Sprüche notierte ich mir. 
Ich ärgerte mich, dass ich nicht annähernd so schnell schreiben konnte, wie ich es gern gewollt hätte. Der Wunsch nach stenographischen Kenntnissen suchte mich während des Vortrages mehrmals heim.
Genosse Bernstein gipfelte seine Ausführungen mit Wahrheiten, die höchst unangenehm klangen. Jeder müsse daran mitwirken, dass die Mitgliederversammlungen frei von Schematismus und Leitartikelstil sein sollten. Etwa 20 bis 25 % der Genossen würden nicht an den Mitgliederversammlungen teilnehmen. Parteiaufträge müssten konkret und abrechenbar gestaltet werden.
Er stellte danach die Frage nach den Fragen. Niemand wollte fragen. „Zwei Zusätze habe ich noch”, verkündete Genosse Bernstein. „Erstens, mehr als 35% der Parteimitglieder sind Arbeiter, damit keine falschen Vorstellungen von der führenden Rolle der Partei entstehen. Zweitens, ich habe da wirklich ein Problem. Es ist eine Streitfrage. Nachdem wir eine kommunistische Gesellschaftsordnung errichtet haben, in der jeder Bürger nach seinen Bedürfnissen lebt, wird dann noch eine kommunistische Partei notwendig sein?”
Alle zögerten mit der Antwort. Der alte Genosse stand auf. Er sagte unzufrieden: „Die Partei brauchen wir immer. Eine kommunistische Gesellschaft funktioniert nicht von selbst ohne Partei. Jemand muss die Vorgänge in der Gesellschaft kontrollieren.” 
„Danke”, unterbrach Bernstein die Überlegungen des Alten. „Nun eine zweite Frage: In der kommunistischen Gesellschaft lebt jeder nach seinen Bedürfnissen, da sind wir uns alle einig. Braucht diese Gesellschaftsformation noch das Bargeld?”
„Vielleicht in der ersten Zeit, später aber nicht mehr,” antwortete ein Genosse aus der ersten Reihe.
Ich erhob mich: „Nein, wozu brauchen wir Geld in einer kommunistischen Gesellschaft, in der jeder nach seinen Bedürfnissen lebt.”
Genosse Bernstein ließ einige Sekunden verstreichen. Dann fragte er, sich direkt an mich wendend: 
„Und, Genosse, womit willst du deine Parteibeiträge bezahlen?”
Alles lachte, erst stockend, bald hell und danach herzlich und auch langanhaltend. Ich fühlte mich um meine Antwort geprellt, doch ich lachte mit. Die Genossen waren vom Genossen Bernstein begeistert. Sie klopften und klatschten als er ging. Unsere Partei hatte eben auch Witz und Humor.
Erst auf der Treppe vor dem Hauptgebäude redeten wir offener über unsere Probleme. Ich drängelte mich an Genossen Bernstein heran und bat um einen Termin. Wir könnten sofort miteinander sprechen, forderte er mich auf.
Ich nutzte die Gelegenheit und berichtete ihm von meiner Absicht, mich an der Berliner Parteihochschule einschreiben zu lassen. Er lobte mich. Erst danach gestand ich ihm den Konflikt, den ich mit mir herumtragen müsse, es waren die politischen Ansichten eines Herrn Brennecke, der ins Ausland wolle.
„Kläre das in deiner Grundorganisation“, riet er mir und fragte nach meinem Namen. Sein Begleiter notierte ihn sich und meinte, wir haken nach.




Inhalt vierter Band
Das Paradies im Irrenhaus

.
Die Wende kam mit den blühenden Landschaften über die Menschen und die Betriebe, wie ein Gewitter. Es fehlte nichts.
Firmen werden gegründet, Reichtum und Pleiten wachsen nebeneinander hoch. Mitarbeiter verlassen die Firma, das Arbeiten, Essen und Trinken, Recht und Steuer, Ämter und Konzerne, Reichtum und Armut, alles was ihm, seinen Mitarbeitern, seinen Freunden und seiner Familie geschieht, kann unterschiedlicher nicht sein zu dem was früher war. Es ist eben nicht planbar, wie im Sozialismus der DDR. Und, da sind die alten Gefährten und Freunde, ebenso die Geister der Vergangenheit, die keine Ruhe geben und wieder Schicksal spielen wollen. Die Erzählungen in den drei Romanen, die die Suche nach der deutschen Geschichte und Einheit von 1638 bis 1989 erleben lassen, erklären ihm vieles, nur eines nicht, warum dieses Land aus der Geschichte nichts gelernt haben will. Es sind Unfreiheit, Neid und Gier, die sie nicht überwinden möchten, obwohl sie es besser wissen sollten

Von den Tagen des Versuchs der neuen Einheit, die 1989 leicht machbar und verständlich erscheint, bis zum Zusammenbruch aller Kontakte und Beziehungen zum westlichen Deutschland, das Meinhardt Dehm einst als Kind und Jugendlicher kennen lernte, kann der Leser das erfahren, was Deutsche auf der Suche nach Gemeinsamkeit heute vorfinden und sie noch prägt: Die Suche nach dem Paradies im Irrenhaus.
Zu den Fotos oben: Es sind eigene Bilder, aufgenommen zu Anlässen, die mir wichtig waren. Das gemalte Bild heißt "Jugend" wurde von Rolf Kiy anläßlich der Weltfestspiele 1973 geschaffen und 1975 im Leunawerk ausgestellt. Das lebensgroße  Porträt inmitten des Bildes bin ich selbst, Reinhardt O. Hahn.
Das Gemälde ist Eigentum des Landes Sachsen-Anhalt und gehört zur Leuna-Kunstsammlung. Die Genehmigung zur Verwendung zum Zwecke der Öffentlichkeitsarbeit des Verlages für die Tetralogie liegt dem Verlag vor.

Andere Fotos bilden Personen der Zeitgeschichte mit mir ab. Die Anlässe des Zusammentreffens waren persönlicher Art und dienten der Vorstellung meiner Bücher und meiner Tätigkeit als Lektor, Autor und Inhaber. Ich bedanke mich auch gegenüber Unbekannten, die im Beisein historischer Persönlichkeiten ihre Arbeit oder ihren Dienst tätigten. 

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Berlin, arm aber sexy. Die wichtigsten Berliner meines Abends, als ich Autor und Buch in Spandau vorstellen durfte.

Oertel, ich war ein Fan von ihm. Daneben Sivan, der Regisseur meines verfilmten Werke "Aus Liebe zum Volk

Was ist DEKONSPIRATIV? 
Die höchste Auszeichnung meines Lebens wurde mir mehrmals verliehen: Reinhardt O. Hahn ist 
Ein Begriff, den ich erstmals las und vorher nicht kannte, als ich in meinen Akten aus dem Archiv der Bundesbehörde (Stasiakten) las. Ich bin also als Spitzel, Denunziant oder meinetwegen auch als Whistleblower ungeeignet. Das ist eine würdevolle Bewertung meines Charakters in einem Land, in dem die Schnüffelei, das Anzeigen und das Unterstellen schon immer und heute wieder ausgezeichnet wird. 1976 bin ich aus der SED ausgetreten, nach meinen Erkenntnissen und Handlungen. Ich begann zu trinken, aus Angst vielleicht. Seit dem 14.01.1982 lebe ich ohne Suchtmittel. Ich war von 1976 bis 1989  in der DDR laut Aktenlage der Stasi staatszersetzend tätig. Auch ein Wort, das ich bis dato so nicht kannte. 
Wir, die Freunde und die Familie, wir haben uns von 1984 bis zum Ende der Deutschen Demokratischen Republik, 1989 im Sommer, monatlich zweimal getroffen. Wir, das waren zehn bis fünfundzwanzig Männer und Frauen, die einander Texte vorlasen und darüber sprachen, wie man das Land verbessern, heilen und verändern könnte, um in ihm menschenwürdiger leben zu können. Das war unsere zersetzende, feindliche Tätigkeit (oft) in unserem ausgebauten Haus in Halle in der Gabelsberger Straße 15.

X. Kapitel Band vier der Tetralogie
Alles wird anders

Noch nie, wirklich noch nie brach die Geschichte über die Deutschen so herein, wie diese zwölf Monate von Oktober zu Oktober, von 1989 bis 1990. Alles war anders geworden. Keiner wusste es genau, welche Veränderungen kommen würden. Alle ahnten es, niemand machte aber etwas dagegen oder dafür. Das Volk saß vorn in der Achterbahn und hinten stand schwankend die Politik. Die Musik auf dem Rummelplatz der Gefühle spielte alle Genres durch, da fehlte nichts. 
Die Wahrnehmung für alle Dinge veränderte sich total. In der neuen Gesellschaftsordnung versuchten die ersten Menschen aus dem Osten, anders zu sprechen, zu reden, zu weinen, zu hören, zu sehen, zu atmen, zu kaufen, zu essen, zu fahren, zu trinken, zu furzen und zu kacken. 
Es geschah etwas Unumkehrbares und völlig Neues. Es sprach sich herum, die Biografien der Ostler taugten nichts, sie verteidigten nicht ihre Lebensleistung, sondern den Sozialismus, der sie gelebt hatte. Sie trauerten nicht um ihr verlorenes Leben. Sie gaben es einfach weg. Aber sie wurden wütend, wenn man ihnen vorwarf, wie sie das Land haben verkommen lassen. 
Der Osten und der Westen, sie vergaßen im Streit, dass ihre Väter und Großväter bis vor den Toren Moskaus vorgedrungen waren oder bis nach Griechenland marschiert sind, so wie mein Vater Rudolf oder mein Lehrer Hermann aus Krefeld. Sie waren an der Teilung Schuld. 
Das Ergebnis war das marktwirtschaftliche System des Kapitalismus. Es war denen aus dem Osten aber nicht nur brandneu, es war ihnen bis in die hintersten Hirnwindungen und den Darmzotten unbekannt. Sie wussten nichts mehr über Krankenkassen, Versicherungen, Straf- und Zivilrecht, über Finanzämter und Arbeitsämter, über Banken und Aktienkurse und sie glaubten, die Treuhand wäre ein Begriff aus einer schönen Menschenwelt über eine Hand, die alles glücklich und zufrieden ordnet und streichelt, weil sie zum Wohle des Landes alles verkaufte, auch Äpfel für Birnen und Tomaten gegen Eier. Und, was sie wirklich nicht wissen konnten, der Westen verstand keinen Spaß mit seiner Unterhaltung, dem Quiz, den Rätseln und den amerikanischen Filmen und der Werbung im TV, während der Osten auf Ideologie durch Nachrichten, auf sozialistischen Wettbewerb und vor allem aus den Berichten über die wahre Größe der DDR in der Welt bestand, die ihr eine Aura im Sport und dem wunderbaren Volk verliehen, das geschlossen hinter der Partei, dem Staat und der Regierung stand. Die neue Wirklichkeit des Westens wurde allmählich wirklich wahr.
Die Ostdeutschen hatten keine Ahnung, nicht die geringste, was Arbeit, Kapital und Wirtschaft waren. Sie hatten eine marxistisch-leninistisch geprägte Ausbildung und ein großes schulisches Wissen. Ihre Theorie war eben keine schicke Vita, wie es die ersten Seitenwechsler erkannten. 
So gingen sie in die Einheit. Begeistert, arglos, beherzt und hoffnungsvoll. Eher hätte man einem Menschen das aufsteigende Schwimmen im Wasserfall beibringen können, als ihn vor den Folgen eines Absturzes ins sozial Bodenlose zu warnen. Sie waren eben keine Forellen, die im Wasser steigen konnten, sie waren nur am Bauche rot gepinselt worden von ihrer Partei. 
Alles brauchte seine Zeit. Was den Ostdeutschen fehlte, das waren sicher Liebe und Toleranz, die aber gab es nur zu Beginn der Einheit frei, danach wurden sie käuflich und sie waren schnell zu einer Mangelware geworden, so wie früher im Osten Rouladen, Haarnadeln und Apfelsinen. 

Alle Schranken waren gefallen. Es war fast folgerichtig, beinahe wäre ich zwischen den Regalfluchten in der Kaufhalle West mit Braune zusammengestoßen. Seit Wochen schob ich einen dieser neuen Gitterwagen zwischen Regalen hin und her, um ihn, Robert Braune, zu treffen. Ich hatte eine Idee.
Braune erkannte mich sofort wieder. Etwa fünfzehn Jahre waren wir einander aus dem Wege gegangen. Braune war beim MfS angestellt, ich bei mir selbst. Wir waren Nachbarn gewesen. Die Partei, die SED, sie brachte uns damals im fünften Stock des Neubaublocks in Halle-Neustadt zusammen. Braunes waren ebenso wie ich mit einer Drei-Raum-Wohnung ausgezeichnet worden. Die Einbauküche mit Durchreiche, die Wandschränke im Schlafzimmer und der sechs Meter lange Balkon - das alles gab es für etwa hundert Mark Miete im Monat. Eine der wenigen Traumerfüllungen für Bevorzugte im realexistierenden Sozialismus. Die Zeit damals, sie hatte echte Sicherheiten zu bieten. Für eine Mark war es möglich, über den Tag zu kommen. Zwei Flaschen Milch, drei Brötchen und zwei gelbe Köstliche, sie sicherten die Grundversorgung. Brot, Milch und Äpfel gab es immer. Wer wollte, der konnte sehr sparsam leben. Wer allerdings mit dem Leben nicht zurecht kam, um den sorgten sich die Abteilung Inneres der Stadt, die Stasi oder ein Ratsherr wie Herr Kuhauge. Für jeden Bürger war die Arbeit, das Zuhause, die Freiheit und das täglich Brot geregelt und gesichert. 
So trafen wir uns, Braune - erbittert und lustlos geworden an der neuen Zeit, ich - noch von der neuen Zeit entzückt, in der Kaufhalle West. Braune hielt eine Flasche im Einkaufswagen fest. Die Marke seines Cognacs war gleich geblieben.
„Meinhardt“, rief er überrascht und ein wenig erschüttert aus.
„Robert“, grüßte ich freundlich zurück. 
Es waren doch starke Gefühle, die uns aus dem Unterbewusstsein her ausbrechend nach Worten suchen ließen. Es war so viel geschehen in den letzten Monaten. Hastig tauschten wir Gegenwartseindrücke aus. 

„Frage: Was hat die DDR zerstört? Der Fleiß?“, wollte ich von ihm wissen.
„Meine Antwort, Meinhardt!“, es klang ätzend, „Die sozialistische Elite des Politbüros hat das Land kaputtgemacht! Es ist immer die Elite, die ein Land zerstört. Aller Alltagssorgen entledigt, kommt sie erst auf vernünftige Ideen, die aber immer perfider und perfekter werden und irgendwann, da kommt die große selbstgestellte Frag: Ja, aber. Wir hätten gern davon mehr. Dieses Aber verführt dazu, alles in Frage zu stellen. Was wäre, wenn wir ein kleines, schwaches Land neben uns den Krieg erklären. Was wird, enteignen wir die Großfressen des Kapitals oder wie arm kann und darf der Durchschnitt der Bevölkerung noch werden ohne zu verhungern.“
„Das hört sich ja an wie Widerstand? Du meinst, so war es auch mit der DDR? Mensch, Robert. Falls hier einer zuhört! Dann bist du geliefert.“
„Meinhardt. Wir haben die friedlichen Demos selbst eingefädelt. Es ist unsere Revolution. Sie sollte nur anders enden. Wir haben die falschen Leute eingesetzt. Modrow will jetzt die Einheit. Der ist verrückt.“
„Robert, 100% Feinde?“
„Meinhardt. Mehr als 100%! Eine statistische Planerfüllung.“
„Darum keine gute Planerfüllung?“
„Die realexistierende Statistik hat das Land liquidiert.“
„Frage: Robert, ist die DDR gekauft worden. Vom Feind?“
„Antwort: Richtig, vom revanchistischen, faschistischen Klassenfeind. Pro Freund des Feindes gab es einhundert Mark West. Nie werde ich sie abholen!“
„Es hieß, der Sozialismus sei unumkehrbar?“
„Bananen, Mallorca und Gebrauchtwagen haben ihn von den Füßen auf den Kopf gestellt“
„Komm, wir reden miteinander...“
„Worüber - etwa über meine Entlassung?“
Robert Braune wurde laut. Ich schob ihn an der Kasse vorbei, er legte einen Schein für den Cognac auf die Geldschale und wartete nicht auf das Wechselgeld.
„Ich trinke heute auf die Gräber der Genossen, die in den letzten Wochen gestorben sind. Man redet von einigen Tausend, die sich stranguliert oder erschossen haben sollen.“
Erregt und halblaut führten wir dieses Gespräch. Die Angst vor der Zukunft trieb Robert Braune um. Genauer gesagt, es war die Angst vor der Arbeitslosigkeit, die ich als Schriftsteller nicht kannte. Ich war immer arbeitslos, falls ich nicht nachdenken wollte. 
Die Cognacflasche sprang fröhlich im elastischen, bunten Silastiknetz und ich versuchte meinen ehemaligen, alten Nachbarn zu beruhigen. 
Die Welt sei offen. Man könne alles werden, ob Eisenbieger oder Kapitalist, ob Marktfrau oder Fabrikant, weniger aber ein Angestellter im öffentlichen Dienst. Und, Robert, flüsterte ich ihm ins Ohr, das soll es schon gewesen sein? Einige Statistiken gefälscht und vergeblich versucht, dem Politbüro und der Partei zu helfen. Angst vor Strafe brauche man nicht zu haben. Er habe doch selbst die Sprüche gehört: Stasi zurück in die Produktion! Jacobinische Verhältnisse würde der Westen nicht zulassen, wenn er käme...
Zwei Stunden saßen wir in Braunes Wohnung. Im Bildschirm des großen Fernsehgerätes spiegelten sich die Gläser. Darüber im Regal standen die Bücher des Hausherren; Autoatlas, Duden, die politische Ökonomie des Kapitalismus, der Marx und der Lenin und daneben lagen die roten Weisheiten des Dietz-Verlages gebündelt. Die wolle er wegwerfen, meinte er, daraus könne man über die „Wandlung“ des Landes keine Erkenntnisse mehr beziehen. 
Seine Frau Barbara, die er wie früher „Babsi“ nannte, hielt dagegen. Man wisse nie, was kommen werde. Verärgert entgegnete er ihr, die neue Gesellschaft, die unweigerlich käme, bräuchte nur reiche oder wenigstens schuldenfreie Helden. Hier sei einer nur ein Held, der zu Reichtum gekommen wäre, so einer wie Meinhardt, der ja als berühmter Schriftsteller bestimmt ein hohes Konto habe. 
Babsi sah mich interessierter an als vorher. Sie erkannte mich wieder und erinnerte mich an meine frühere Zeit, in der mein Grad der Alkoholisierung mein Reichtum gewesen sei. So, dass meine erste Frau Inge mich verlassen hätte und sie die gemeinsame Tochter Kerstin allein großgezogen habe. Aber, das wäre ja kein Thema für Meinhardt Dehm, einem berühmten Autor, säuselte sie süßlich, der mit den Schwäche der Menschen sein Geld verdiene.
Ich war ein wenig sauer und entgegnete ihr: Erst Verlierer und danach Sieger zu werden, das sei nicht einfach. Das könne man jeden Tag rund um die Uhr in allen Fernsehkanälen sehen. So wie jetzt. Eine gerechtere Gesellschaft sei die Zukunft und daran müsse man arbeiten. Mit Wahrheit und Aufklärung. 
Wir schauten nebenbei fern.
Aus Millionen Zuschauern heraus hatten sich Frau Heberle und Herr Huberle nach vorn gekämpft. Sie standen auf der Bühne in Mainz. Der Quizmaster stellte zwei Fragen zur Auswahl. „Antworten sie sofort: Wie tragen Eichhörnchen ihre Nüsse oder nennen Sie den deutschen Mädchennachnamen einer skandinavischen Königin?“ 
„Ja, sie ist eine Deutschstämmige - mehr darf ich nicht verraten. Herr Huberle?“
„Sommerlatte?“
„Richtig - das ist richtig! Herr Huberle, Sie waren schneller. Herr Huberle, Sie haben gewonnen. Sie sind der Gewinner. Unser Sieger heißt: Herr Huberle aus Rosenheim!“
„Wahnsinn - Wahnsinn!“
Wie fühlen Sie sich?“
„Wahnsinnig, wahnsinnig!“
Frau Heberle stand betreten neben dem Sieger. Das war Fernsehen heute. Großartig! 
Viel hatte sich in den letzten Jahren geändert. Ausdruck der damaligen politischen Einstellung war ein Erlebnis, über das ich noch immer lächeln konnte. 
Stark angetrunken bestiegen Braune und ich vor fast zwanzig Jahren das Flachdach des Neubaublockes. Mit einer Kombizange trennten wir die Kabel, deren Besitzer die Antennen ins gelobte Land gerichtet hatten, ab. Der schädliche Einfluss westdeutscher Ideologie und Unkultur wurde so gewaltsam von uns gebrochen.   
Historisch gesehen waren diese Bemühungen aber nur von kurzer Dauer. Die Antennen waren ein bis zwei Tage später wieder aufgerichtet und angeschlossen. 
Zu Beginn der Siebziger Jahre gab es dann einen umstrittenen Parteibeschluss, der brachte Gemeinschaftsantennen aufs Dach. Helsinki tat seine Wirkung. Aber, es war ein Erlebnis, welches mich mit Braune verband. 
Auf den Frieden, die Frauen und den Sozialismus mochten wir nicht trinken, so tranken wir also auf die Gesundheit, die es aber auch nicht nötig hatte. Ich alkoholfrei, darum trank Braunes Babsi entschlossen mit. 
Meinen Plan begann ich zuerst mit den üblichen Sprüchen und Fragen: „Kennst du den Genossen noch? - Kannst du dich noch an diese Beschlüsse erinnern? - Den hat es über der Wüste in Libyen erwischt, weißt du noch?“
Bald waren wir damit durch. Babsi fragte mich listig: „Meinhardt, eine aufgeklärte Gesellschaft willst du. Wollen wir das alle?“
Ich spürte, es hatte bei ihr gezündet. Ich nickte ihr zu. Sie nahm Robert die klobige Fernbedienung aus der Hand und drückte das Programm weg. 
„Aber, Aufklärung worüber? Das, was der Wolf erzählt, so neu ist das nicht. Und, was habt ihr denn verbrochen? Ihr müsst arbeiten gehen, das müssen Millionen andere auch.“
„Ach, du denkst, wir wären faul gewesen, Meinhardt? Ausgerechnet wir beim Ministerium? Ich kann dir eines sagen, ich habe am Tag 30 Seiten A4 getippt, schöne, ordentliche Briefe. Draußen in den Betrieben haben die Damen Tippsen in einer Woche zwei oder drei Briefe für den Direktor geschrieben. Wären alle so fleißig wie wir gewesen, der Sozialismus hätte gesiegt. Das kannst du dir merken, Meinhardt!“
„Und, wer hätte was davon? Was hat es gebracht für euch? Jetzt seid ihr arbeitslos oder werdet es. Nur wegen der Statistik und für die Schnüffelei...“
Wir waren an einem Punkt, der unser Gespräch beenden müsste, als Robert Braune sagte:
„Wenn du wüsstest, was wir wissen, Meinhardt, du würdest nicht so ruhig hier sitzen. Ich war in Ungarn im Einsatz und hatte die volle Stelle eines Majors und war als Referatsleiter eingesetzt. Mit meinen Genossen kontrollierte ich die Universität in der Stadt. Meine zehn Genossen betreuten mehr als hundert Quellen...“
„Sei still, Robert!“, unterbrach sie ihn heftig.
„Warum? Das ist vorbei! Wir gehen jeden Tag in die Bezirksbehörde, ohne Bewaffnung. Wir werden jeden Tag von unseren eigenen Polizisten kontrolliert und jeden zweiten Tag kommt einer vom Bürgerkomitee angeschissen und will seine Akte sehen, weil er selbst auch ein Spitzel war. Darüber müsste man ein Buch schreiben und es veröffentlichen und diesen dämlichen Parteien eins drüber zu geben. Das müsstest du aufschreiben, Meinhardt! Meinhardt, du bist doch Schriftsteller? Warum schreiben deine Kollegen wie dieser Macke und der Brähmer solchen Stuss zusammen, der danach in der Zeitung steht und Leute anschmiert? Heh!“
Meine Idee nahm Gestalt an. Ich wusste, es war ein guter Stoff. Nur, er musste schnell auf das Papier und in die Druckmaschine und ich wusste auch, welcher Lektor es bearbeiten könnte. Ich nahm mir vor, schon morgen mit dem Verleger über ein neues Buch zu reden.
Barbara Braune, ihr Mann Robert und ich, wir beschlossen, ein Buch zu machen. Alles sei jetzt käuflich. Aufmerksamkeit zählte und zahlte. Ich würde es schreiben und auch eine Vereinbarung einhalten müssen, den Namen der Braunes keinesfalls preiszugeben. Ich nannte von diesem Tag an alle Stasileute Braune oder die Braunes, um nichts falsch zu machen.
Ich schlug vor, es „Die Kontrolle der Kontrolleure“ zu nennen. „Als Arbeitstitel“, fügte ich hinzu, als ich Babsis hochgewölbte Augenbrauen sah. Sie meinte: „Ein Stasimajor erzählt“ sei auch ein guter Titel und Robert wischte unsere Überlegungen weg mit dem Titel: „Ausgedient“, weil er den 8. Februar fürchtete, den Jahrestag des MfS und man müsse die ehemaligen Genossen und Aufklärer nicht vor den Kopf stoßen mit dem Stasimajor. 
Gemeinsam ein Buch schreiben, warum nicht, aber ich zweifelte daran, dass es ginge. Es war nicht nur das literarische Vermögen, es zu können, es waren vor allem auch der Name, die Verträge und die Öffentlichkeit, die würden alles zum Platzen bringen. Man werde jetzt noch nicht verzeihen können, wenn überhaupt. „Die werden uns bis zur dritten Reinkarnation hassen. Erst wenn wir alle als Kaninchen wieder auf die Welt kommen, wird man uns nicht mehr beachten. Wir sind dann keine Feinde mehr.“ 
„Bis zum Urknall“, pflichtete ich Babsi bei und brachte das Beispiel des Atomkerns, dessen kleinste Teilchen ewig einander abstießen. Wir schmiedeten einen Plan. Major Braune a. D. würde mir einen Bunker bei Brachwitz oder in Hettstedt zeigen. Ich brauchte das für meine Inspiration. 
In Gera könne man sich eine Haftanstalt ansehen, sagte Babsi sie wäre dort längere Zeit tätig gewesen und in Halle, in der Bezirksbehörde am Gimritzer Damm, da würde sich auch ein Weg finden, der verborgener war, als mit dem Paternoster von unten nach oben und von oben nach unten zu schweben und von allen gesehen zu werden. Die Kantine sei auch zugänglich, obwohl man jeden Tag mit dem Ende der Mahlzeiten rechnete, so ein Oberstleutnant, der mit einem Vertreter des Komitees die Hausaufsicht führte.
Robert Braune, der eine spezielle Ausbildung als Graphologe in Potsdam an der Fachschule für Staat und Recht absolviert hatte, sagte mir zwanzig bis dreißig Seiten in Blockschrift als Notizen mit Grafiken und Diagrammen zu, die man später nicht würde entschlüsseln können und Babsi, die sich nach dem Honorar und einer eventuellen Auflage erkundigte, versprach alles, jeden Schriebs, sofort in eine flotte ERIKA zu tippen, die sogar einen elektrischen Anschluss besaß, um auf die Wünsche des Verlages und seines Lektors schneller reagieren und eingehen zu können.
Abends erzählte ich triumphierend meiner Beatrix von der neuen Aufgabe, ja, von einer Sensation. Sie wog nachdenklich den Kopf und sagte so wie früher meine Tante Lotte aus Gottberg: Ein Segen liege auf dieser Arbeit nicht, Meinhardt. „Aber, wenn du es für richtig hälst, mach es...“
Ich erzählte ihr von Victor Klemperer, der das Buch „LTI“ geschrieben hat. Darin stak der großartige Verdienst, die Sprache der Diktatur, die der Nazis, festgehalten zu haben. Das wäre mein Vorbild, was sonst? 
Beatrix sollte aber Recht behalten. Ein Fluch lag auf diesem Buch, der uns ein Leben lang verfolgen sollte.


Neue Bücher und Lesungen in Halle/Saale  
Projekte Verlag Hahn

Die Würde des Menschen im
 abendländischen Denken

Gibt es sie überhaupt außerhalb des Lehrsaals und vielleicht nur noch vor dem Gericht? Andererseits handelt es sich um ein Dauerthema, das in aller Munde ist und das Theologie, Politikwissenschaft und Rechtswissenschaft, selbst Kosmologie, Biologie, Medizin und reale Politik ständig beschäftigt, insbesondere wenn ständig von Werten die Rede ist, aber auf Nachfrage nähere Präzisierungen verschwiegen werden.
Die ersten drei Bände (Bd. 5, 6, und 7), die jetzt vorgelegt werden, zeigen zum einen, dass Aufstiegs- und Verfallsgeschichte menschlicher Würde eng miteinander verknüpft sind, dass die Forderung nach Notwendigkeit menschlicher Würde und der Ausweis der Möglichkeit menschlicher Würde alles andere als kongruent sind. In Zeiten von Revolutionen wurde die menschliche Würde immer wieder neu definiert. Dies zeigt schon die erste Revolution des Kopernikus, wo Descartes, Pascal, Leibniz und Luther ganz unterschiedliche Antworten gefunden haben. 
Band 3 „Der Kosmosschocker“ des Kopernikus ist ausgeliefert, ebenso Thomas Hobbes mit seinen Auffassungen über das Einzelwesen Menschen und die Rolle des Staates, die er sich gewählt hat, um ein Gleicher unter Gleichen sein zu dürfen (Wolf unter Wölfen). Der Band "Der Mensch - Ein Abenteuer Gottes" ist in Vorbereitung. Hier sprechen die Philosophen der Renaissance. 
Die großen deutschen Philosophen, Kant, Marx und Nietzsche haben sich an den drei großen folgenden Revolutionen abgearbeitet: Kant hat ein Gegenmodell zur französischen Revolution vorgelegt, Marx versuchte ein umfassende Antwort auf die industrielle Revolution zu finden, Nietzsche hat brutale Konsequenzen aus der biologischen Revolution des Charles Darwin gezogen.
Die drei vorgelegten Bände zeigen, dass diese drei Denker zu recht als philosophische Giganten angesehen werden müssen, was aber nicht in Bewunderungshaltung ersticken darf. Mit dem gleichen Scharfsinn müssen die drei Scharfrichter des Denkens auch vor das philosophische Schafott.

Johannes Driendl mit Reinhardt O. Hahn im Gespräch über die europäische Philosophie

Die Würde des Menschen im abendländischen Denken

1. Die späte Geburt der Menschenwürde 
a) Die humanistische Lüge
b) Die Sophisten und der Mensch als Maß aller Dinge
c) Die Stoa und die Flucht in eine unzerstörbare Würde
d) Christentum - Schöpfung, Erlösung und Verheißung
e) Laktanz – Der christliche Cicero
f) Aurelius Augustinus – Die Religion als Entlarvung
g) Thomas von Aquin - 
     Die Auseinandersetzung mit dem Islam 
2. Die Renaissance – Der Wert des Menschen
    Ficino und der Abschied von der „miseria hominis“
    Pico della Mirandola - Aufbruch zu 
    unbegrenzten Möglichkeiten
3. Giannozzo Manetti – Die Erhabenheit des Menschen
4. Niccolo Machiavelli -  
    Die Entdeckung des neuen Menschen
5. Der Kosmosschocker – Kopernikus und die Folgen
a) Martin Luther: „Hat die Bibel hat doch recht?“
b) Rene Descartes – Der Mensch als Meister und 
     Herrscher der Natur
c) Blaise Pascal – Allein und verloren im Weltall
d) Gottfried Leibniz - Der Mensch - Eine Monade?
6. Der Revolution des Staates und die  
     staatliche Schutzpflicht menschlicher Würde
     Thomas Hobbes - Der Mensch als Wolf 
7. Die zweite Revolution des Staates
     in Amerika und Frankreich
a) John Locke – Die Grenzen staatlicher Macht
b) Jean-Jacques Rousseau – 
     Die Grenzen staatlicher Legitimität
8. Die Neubegründung menschlicher Würde
     Immanuel Kant – Der Tabubrecher
9. Die Antwort auf die industrielle Revolution
     Karl Marx – Requiem ohne Leiche
10.Die biologische Revolution des Charles Darwin
     Friedrich Nietzsche - Einer gegen alle


Inhalte der ersten drei Titel von Johannes Driendl

Die Würde des Menschen im abendländischen Denken
11. Die Entdeckung der Humanwissenschaften
     a)Arnold Gehlen, - Die philosophische Anthropologie
     b) Burrhus F. Skinner – Jenseits von Freiheit und Würde
     c) Talcott Parsons - Das Mensch als Subsystem 
     d) Sigmund Freud – Die Kraft der unbewussten Steuerung
     e) Konrad Lorenz – Die Ähnlichkeit im Verhalten 
        von Mensch und Tier
12. Die existentielle Wichtignahme des Menschen
a) Martin Heidegger – Der Mensch als Lichtung 
     b) Karl Jaspers – Scheitern als Selbstfindung
     c) Jean-Paul Sartre – Radikaler Selbstentwurf
     d) Albert Camus – Vom Prometheus zum Sisyphus
     e) Gabriel Marcel – Christlicher Existentialismus
13. Friedliche und unfriedliche Revolutionen 
     des 20. Jahrhunderts 
a) Die russische Oktoberrevolution 
b) Ernst Bloch – Der Hoffnungsstapler
     c) Rudolf Bahro – Die Flucht in die Idylle
     d) Leszek Kolakowski – Die Entlarvung des Kommunismus
     e) Michail Gorbatschow – Das Zerbrechen
     f) Vaclav Havel und die samtene Revolution
     g) Die friedliche Revolution in Deutschland
     h) Die chinesische Kulturrevolution
     i) Die fundamentalistische Revolution des Islam
14. Die Notwendigkeit einer ökologischen Revolution
15. Die Wirklichkeit der humangenetischen Revolution
16. Die globale Revolution: Am Nasenring von Konzernen 
17. Die digitale Revolution – Unbegrenzte Möglichkeiten?
18. Die Menschenwürde in der Gegenwart
a) Die Würde der Frau und der Feminismus
     b) Die Würde des Kindes
      c) Die Würde der Behinderten und die Inklusion
     d) Die Würde der Flüchtlinge   
     f) Neue christliche Akzente
     g) Neue politische Akzente
     h) Die Menschenwürde im Grundgesetz – 
19. Unantastbarkeit oder Relativierung
     Philosophie: Votum für eine  
     humane oder posthumane Gesellschaft ?
Wir bereiten regelmäßig spannende Lesungen für Sie vor ...
und bringen Sie damit in eine andere Welt. Erfahren Sie hier rechtzeitig alles Wissenswerte rund um unsere anstehenden Lesungen und melden sich direkt für Ihre Wunschveranstaltung an.  

Schkopau Bibliothek. Halle Diakonie. Halle - Landsberg. STRABAG. Bauhof Halle. Stadtmission Halle. Walsleben - Ruppin.  Klausberg Halle.
Weitere Lesungen:
Bildungszentrum Halle. Möwe - Berlin. 

Rezensionen


Hier finden Sie all unsere Presseartikel zu den Büchern des Projekte Verlags Hahn, insbesondere unserer Veröffentlichungen „Das gewöhnliche Bauwerk“.
Die Zeitungsausschnitte und Fotos sind genehmigte oder auch eigene Unterlagen. Die Artikel tragen alle die Namen der Verfasser, der Redakteure und Fotografen. Personen, die neben denen der Zeitgeschichte stehen, gehören mit zum politischen oder sichernden Personal, die in der Dienstpflicht standen. Ich danke allen. Nur so konnte diese Dokument (WEB) enstehen.
Sehr spät im Leben wurde mir erst bewusst, eigentlich durch eine kluge Rezension eines "altgedienten" Pädagogen, was das Kinderheim eigentlich für das Leben meines Bruders und für mich bedeutete. Meinem Bruder brachte es wahrscheinlich einen frühen Tod, wie es im Band IV nachzulesen ist, geht man einer Figur in den vier Bände "Das gewöhnliche Bauwerk" nach (Die Figur Manfred Maria Preim), mir brachte es die zwanghafte Sucht nach Geborgenheit ein, die mich bis zum 35. Lebensjahr tyrannisierte und dadurch meinen abhängigen Lebensweg erzwang. Nur, man weiß es später nicht, was einem einst früh an der Wiege gesungen ward. 
Mein Dank gilt hier Herrn Anke, der sich der Texte annahm, als sie noch im Rohzustand waren, so groß war auch sein Interesse am Heim. Er schrieb darüber zwei Rezensionen, die ehrlich und gut sind. Dank auch der MAZ, der Heimatzeitung meiner Figuren und Helden im Buch.
In der Tetralogie "Das gewöhnliche Bauwerk" nehmen die Kindheit und die Jugend einen beträchtlichen Anteil am Geschehen ein. Ich habe die Kindheit eines "Oheims" des Helden Dehm in der Zeit des Nationalsozialismus so glaubhaft erzählt, dass jeder, der mit heißem Herzen und mit Spannung liest, die abgrundtiefe Kindesverachtung und den ideologischen Missbrauch von Kindern durch die Hitlerjugend begreift. Auch die junge BRD in den Fünfzigern wird unverhüllt und mit hartem Gesicht erzählt. Die scheinbar menschlich gute und warmherzige Volksbildung der DDR und deren Gesicht als humanistische Erziehung und Lehre wird die Maske herunter gerissen und wir sehen das erbärmliche Ausnutzen der Kinderseelen für den ideologischen Gebrauch im System von blau und rot der Jungen Pioniere und der Freien Deutschen Jugend. Allein 350 Buchseiten von den insgesamt 1.700 Seiten sind den Kindern gewidmet.
In der Tetralogie sind etwa 12 Handlungsstränge eingewoben und eingeordnet, die Themen variieren wie: Geschichte 300 Jahre, Traktate über Schuld und Unschuld, Arbeit von Werktätigen und Arbeitnehmern (man achte auf den feinen Unterschied), bäuerlich Landwirtschaft, Neofaschismus und Antifaschismus, Diskriminierung unterschiedlichster Form, Sucht- und Drogenprobleme, Die SED intern und mit allen ihren Makeln und mit der Verbreitung der Furcht vor dieser Partei unter Menschen, Liebe und Liebesleid, das Digitale löst das Analoge scheinbar ab, grandiose Höhepunkt und auch, ja, entsetzliche Niederlagen meiner Figuren. All das passiert in vier Bänden, die man mit atemloser Freude am Entdecken des Geschriebenen lesen und ausfühlen kann. In diesem großen Gesellschaftsroman wird nur der Leser geschont und er wird am Ende nicht allein gelassen, verspricht der Schriftsteller Reinhardt O. Hahn 

Nachsatz: Diese Zeitungsartikel sind mir wichtig. Ich habe um die Erlaubnis gebeten, sie zum Verständnis für die Leser hier abzubilden. Es gibt sie überall, die guten Journalisten. Sie haben es schwer. Sie schreiben in Umbruchzeiten (digital - analog). Danke an Matthias Anke, der sich außerordentlich um die Ostprignitz und Kyritz bemüht.

Kritiken

https://www.yumpu.com/de/document/view/21287321/literatur-fur-und-aus-halle-halle-liest Text

Etwas Schöneres kann mir kaum passieren!


Lieber Reinhardt,

Lieber Unterweiser,

Lieber Besteseller-Autor,

Lieber Verleger,

 

Was bist Du eigentlich alles noch? Also, nochmals ganz herzlichen Dank! Auch für die sehr gute Zusammenarbeit mit Dir und unseren netten und fruchtbaren Austausch in Halle a.d.S.- daran denke ich immer gerne zurück!

Der Perfektionist wünscht sich natürlich das Buch jetzt noch als Hardcover, wenn da nicht die lieben Kosten wären ... aber das ist jammern auf hohem Niveau.

Das Buch ist wirklich ganz toll geworden, lieber Reinhardt! Ich bin sehr froh, dass wir das zusammen so gut hinbekommen haben!

Jetzt hoffe ich, dass ich die eine oder andere Lesung hier machen kann, dass es sich verkauft und dass es zu einer zweiten Auflage (vielleicht als Hardcover :-) kommt ...

 

Einen schönen Mittwoch - und jetzt im Herbst immer ein Kettenhemd unterziehen, er wird frischer ...

 

Herzliche Grüße - auch an Martina

Frank

 


Es ist einer der inhaltlich schönsten, tiefschürfenden Briefe, die ich je erhalten habe. Auf Eine Seite hat sie, Ursula Hörig, meine 1.700 Buchseiten, mein erstes Buch und auch mein Leben auf einen Punkt gebracht. Danke. Sie wird 88 Jahre und hat  einen beachtlichen Teil ihrer Lebenszeit mir geschenkt. Ursula, Du bist so wunderbar ehrlich und gutherzig.

Zehn gute Hinweise für den Autor für Arbeitspausen und Überarbeitungen nach der Manuskriptarbeit:


1. Sei schlauer als der Leser, sage es ihm aber nicht. Er soll selbst etwas entdecken.

2. Hau jedes Adjektiv zugunsten der Handlung raus.

3. Trenne unbedingt die begleitende Sprache von den Dialogen der Figuren, nur so kannst Du Charaktere schaffen.

4. Versuche nach der ersten, gründlichen Arbeit alles wegzulassen, was geht, damit die Fantasie des Leser "springt".

5. Ist eine Handlung plötzlich, aggressiv, fürchterlich müssen die Figuren und der Autor nicht noch a und oh und schrecklich stöhnen. Ein Zugunglück ist ein Zugunglück, da braucht man selten abgetrennte Arme und Köpfe die am Boden liegen und noch zucken.

6. Wiederholungen immer mehr verknappen, um sie zum Schluss zum großen Knall zu führen.

7. Die gute Idee und die Organisation des Stoffes für die Idee immer im Auge behalten

8. Die epische Heiterkeit unbedingt beachten. Kein Schaden ohne Nutzen. Auch das Grauen ist schön.

9. Das Hässliche macht das Schöne erst möglich und umgekehrt.

und merke 10., auch das Gemeinste hat was Gutes. Beispiele Hitler liebte Hunde und Kinder. Immer das selbe Essen (Brei) ist auch nicht gesund.

Mache technische Sachen, Glossar, Lesungen und so weiter und den Umschlag und sichere Dir so Pausen

Freundlich Reinhardt

Halle, den 05.02.2022

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Zitate von Lesern nach der "Lektüre" der Tetralogie "Das gewöhnliche Bauwerk"
Wie ein großes Lexikon über das Soziale im Zusammenleben der Menschen. Nur, viel besser, viel spannender und enttäuschend - wo bliebt Band V?
- Der Jahrhundertroman über die deutsche Teilung und Einheit!
- Ich stand nachts um 03:00 Uhr vor dem Kühlschrank und wollte mich betrinken, weil ich das Leben dieses Helden nicht aushalten konnte.
- Im Band III, so nach der Hälfte des Inhaltes habe ich weinen müssen, was haben diese Menschen nur aushalten müssen...
- Im Band II taten mir die Kinder so leid, da kamen mir immer wieder die Tränen. Ich konnte einen Tag später erst wieder weiter lesen...
- Wenn das keine ganz große Literatur ist, dann weiß ich nicht mehr, wo der Geschmack und das Wissen abgeblieben sind...
- Der Autor wollte es noch einmal wissen, mit über siebzig Jahren. Respekt!
- Einfach Irrsinn, diese verwobene Schreiben zwischen Wirklichkeit und Irrsinn. So, wie das Leben ist, so treten mir die Figuren entgegen.
- Ich habe die vier Bände in vier Tagen "verschlungen". Danach noch einmal in vierzehn Tagen, langsamer. Ich fasse es nicht.
- Nein, mein Leben war es nicht. Es war ganz anders und besser. Aber, ich verstehe dieses Leben, denn ich komme auch aus dieser Zeit.
- Weiter so, Herr O. Hahn. Wo bleibt Band V.

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Rezension nach verifiziertem Verkauf

Dr. jur. Dr. phil.
JOHANNES DRIENDL
Rechtsanwalt
RA Dr. Dr. Johannes Driendl• Maximillianstrasse 29 D-95444 Bayreuth
Buchbesprechung
Von Reinhardt 0. Hahn, Was soll mir eure Schuld? Roman, 2018/2019
Der Tod der Mutter, die ihm kaum etwas über ihr Leben erzählt hat, ist für den Autor Anlass, über sich und seine Lebensgeschichte nachzudenken und sie zu erforschen. Das Begräbnis in Krefeld in Anwesenheit der Großfamilie ist die Rahmenhandlung für jemand, der bis zum Volksaufstand 1953 in der damaligen DDR Lebte, mit seinem Vater dann in den Westen zog und seinem Vater 1959 mit elf Jahren wieder in die DDR nachfolgte. Aufgrund seiner Intelligenz hatte er eine glänzende Parteikarriere vor sich, er war bei der FDJ. Seine wissenschaftlichen Arbeiten zeigten den freien Geist, sodass das Parteikollektiv ihn aus der Partei mit der Begründung ausschloss: „Genosse, Sie wollen uns wohl belehren“. Er blieb dennoch im Osten. Den Mut, sich dem Parteikollektiv als Übermacht nicht auszuliefern, findet sich an vielen Stellen des Romans, selbst die „friedliche Revolution“ von 1989 wird hinterfragt. Anstelle der ständigen Phrasen von Solidarität und Internationalismus „belehrt“ Hahn die Leser, dass die persönliche Biographie und Lebensgeschichte nicht unterdrückt werden kann. In gleicher Weise kann die persönliche Schuld nicht durch die Annahme einer Kollektivschuld zu einem „Schuldgefängnis“ führen. „Schuld tragen können wir immer nur für uns selbst“.
Der historische Teil, der den Großteil des Romans ausmacht, ist authentisch, dicht und an Einzelschicksalen festgemacht. Er schlüpft in die Rolle seines Großvaters Albrecht und findet - so der Roman - im Pfarrhaus die Chronik des Ortes Gottberg in Brandenburg, die 1638, mitten im Dreißigjährigen Krieg beginnt.

Die Zeitreise beginnt 1638, wo durch die Kaiserliche Armee dreizehn Pfarren und fünfzehn Rittersitze gebrandschatzt wurden und auch die Kirche in Gottberg dem Feuer zu Opfer fiel. Man kann sich die Grausamkeiten, die Armut und den
frühen Tod der Menschen kaum vorstellen. Dort beginnt auch die eigene Familiengeschichte.
Berührend schildert Hahn die Moralvorstellungen in der Zeit der Schwedeneinfälle in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Ein Blumenmädchen wurde von einem Kerl des Regiments geschwängert und konnte die Schande nicht ertragen, da der „Galan“ das Kind nicht haben wollte. Sie ging in den Tod und wurde in der Selbstmörderecke des Friedhofs in Gottberg begraben. Die Dorfgemeinschaft ließ jedoch die Schande nicht auf sich sitzen. Einer seiner Vorfahren nahm den Galan als Deserteur der Preußischen Armee gefangen und schlug ihn mit den Worten „Nun stirb, Du Sau“ nieder. Der Kompanie-Chef meinte nur, es sei eine Schande, einen wehrfähigen Soldaten halb niederzuschlagen. Immer wieder kamen die Schweden nach Gottberg, wie zu einem Topf mit Süßem, aus dem man ungeniert und immer wieder löffeln konnte. Die Schlachten zwischen Preußen unter Friedrich dem Großen und den Österreichern machte auch vor Gottberg nicht Halt, Deserteure flüchteten, nachdem sie ihr Handgeld bekommen hatten.
1806 nach der Schlacht von Jena wurde Gottberg von den Franzosen geplündert, Napoleon eilte von Sieg zu Sieg. Nun gäbe es keine guten Preußen mehr, sagte einer der Ahnen, der den Tod seines Sohnes nicht verwinden konnte. Preußen war noch nie so weit unten.
Zwischen den politischen Ereignissen kommt die Geschichte einer Kindesmörderin, die mit ihrem Kind sitzen gelassen worden war und sich nicht anders zu helfen wusste, als ihr eigenes Kind zu töten. Die „ehrbaren“ Bürger sahen zu, wie ihr durch den Scharfrichter erst alle Knochen gebrochen und ihre Muskeln zerfetzt wurden. „Die Schreie der Frau stiegen zum Himmel und wurden dünner. Lautlos, den blutbesudelten Mund weit geöffnet, schien sie jemanden rufen zu wollen“. Dann wurde das Schauspiel beendet, als der Scharfrichter den Strick um den Hals der Verurteilten legt und den zuckenden Körper erdrosselte
Mit dem Krieg in Frankreich 1870/1871 endet die Chronik nicht, auch hier treten die Einzelschicksale vor das große Weltgeschehen. Die Kriegsgebetsstunden, die der Pastor in der Gottberger Kirche hielt, wurden besonders fleißig besucht. Dann kamen die Tage des Kulturkampfes, die Einführung der Civilehe, die erst keinen Anklang bei den Leuten fand. Wer sich nicht kirchlich trauen ließ, galt als minderwertiger Bürger.
Dann kam der Niedergang durch den ersten Weltkrieg, es herrschte eine geradezu gesetzlose Zeit. „In Ruppin wurde fast täglich ein neuer Gerichtsfall verhandelt. Diebstähle, schwere Einbrüche, bis zu Mord und Totschlag füllten die Akten. „Die Richter waren faul und nur ungern führten sie arbeitsreiche, gerechte Prozesse“. Dann wird das falsche Vertrauen zu Adolf Hitler in der Bevölkerung geschildert, Hitler wurde gleichsam als personalisiertes Bollwerk gegen die Kommunisten gesehen. 
Nach dem Inferno des 2. Weltkrieges war man sich einig „Nie wieder Krieg“. Als der Autor des Buches nach Gottberg, dem Ort seiner Ahnen, dem er eine so umfangreiche und interessante Chronik gewidmet hat, zurückkehrt, wird er wie ein Fremder behandelt. „Ich bin gekommen, ich bin der Fremde, ich werde fremd bleiben‘. Das Dorf; das ich kannte und das meine Kindheit und frühe Jugend war, gab es nicht mehr. Jede Generation erfindet Freund oder Feind, Ortsansässiger oder Fremder neu. Was Hahn herausarbeitet, ist die wechselvolle Geschichte des Landes, von Kriegen und Verwüstungen, wo die Menschen ihr Überleben suchten, meistens im Dienst fremder Mächte, ohne wirklich selbstbestimmt leben zu können. Hahn zeigt immer wieder seine erzählerischen Fähigkeiten, er findet aber auch immer das Leitmotiv und die Überschriften zu den Geschehnissen. Das Leitmotiv seines Buches beschreibt er selbst: „So wird Erinnerung zur Sinnstiftung und diese zur Kultur“. Ein wertvolles Buch.
Ebenfalls AMAZON Kauf

Rezension nach verifiziertem Verkauf

Ein biographisch tiefschürfendes Buch flatterte mir jüngst ins Haus und schon der Titel irritierte: „Was soll mir eure Schuld“ (ohne Fragezeichen).
„In diesem Buch von Reinhardt O. Hahn wird dem Antisemitismus der ständige Kampf angesagt. Judenhass und Judenverfolgung werden genau und tiefgründig entlarvt und offenbart“, heißt es im Erklärtext bei Amazon.
Der Buchtitel müsste eigentlich heißen „Eure Schuld bedeutet mir sehr viel!“: Welterklärung, Schreibgrund für eine Romantrilogie und gelegentlicher Antrieb für einen steil erigierten Autoren-Zeigefinger.
Gar so allgemeinpolitisch und holzschnittartig wird es dann doch nicht, denn Reinhardt O. Hahn kann erzählen, als Naturtalent ohnehin, aber auch als Absolvent des Leipziger Literaturinstituts. Auf 352 Seiten entwirft er ein breites Panorama von fast 400 Jahren Familiengeschichte.
Nach dem Tod seiner Mutter begibt sich der Autor auf Spurensuche in seinen Geburtsort Gottberg, heute ein Ortsteil von Märkisch Linden im Landkreis Ostprignitz-Ruppin. Im Archiv des Pfarrhauses vertieft er sich in die alte Ortschronik seines Großvaters Albrecht Hahn.
Die Familiensaga beginnt 1638, mitten im Dreißigjährigen Krieg, Menschen sterben, Städte und Dörfer brennen nieder. 1719 ist die Wirtschaft wieder im Aufschwung, Familie Hahn kann den Grundstein für ihren neuen Bauernhof legen. Hexenwahn und Schlesische Kriege entfalten ihre Schrecken. Der Soldatenkönig und der Alte Fritz marschieren auf. Viehseuchen, uneheliche Kinder und Selbstmörderinnen werden anschaulich und historisch genau geschildert. So waren etwa die Schweden im Siebenjährigen Krieg Preußens Verbündete, gebärdeten sich in Gottberg aber eher wie Besatzer. Im Preußisch-Österreichischen Krieg wurde der Ort zum Schlachtfeld. 1787 brannte Neuruppin. Keine Atempause, die Napoleonischen Kriege sorgten für Plünderungen und patriotische Aufwallungen. Väterchen Blücher wurde in der Kreisstadt bejubelt.
Urahn Ludwig Dehm zeigte zeichnerische Begabungen, ging bei einem Litographen in die Lehre und wurde Kolporteur der Neuruppiner Bilderbogen. Ein Erbschaftsstreit endete tödlich. Die Revolution von 1848 fand ihren Niederschlag im Bilderbogen und im Familienleben. 1870 stirbt Richard Dehm in der Schlacht bei Mars-la-Tour. Die Reichsgründung und die folgenden Gründerjahre werden leider ausgeblendet. Auch der Erste Weltkrieg passte wohl nicht ins Erzählkonzept.
Großvater Albrecht Dehm tritt auf, der seine „antisemitische“ Schuld gleich selbst ausbreiten soll. Der ehrgeizige Dorfschullehrer war mit der Tochter einer jüdischen Berliner Kaufmannsfamilie verheiratet. Er begeisterte sich für den aufkommenden Nationalsozialismus und versuchte, die Ehefrau in sein naives Bild von „Volksgemeinschaft“ mit herein zu nehmen. Dafür erklärte er sie zu einem Waisenkind unbekannter Herkunft und fälschte in diesem Sinne Kirchenbuch, Ortschronik und „Ahnenpass“. Der Schwindel flog auf, beide Eheleute starben von eigener Hand.
Zweiter „Antisemit“ in der Familie soll der Vater des Erzählers sein. Er heiratete eine lebenslustige Witwe, die ihm aus erster Ehe drei „halbjüdische“ Kinder mitbrachte. Vater Dehm äußerte eine flapsige Bemerkung („Judenbrut“) im Schutz familiärer Privatsphäre, ohne seine angeheirateten Kinder je zu benachteiligen. Das Paar floh 1953 nach Westdeutschland, trennte sich und der Mann ging zurück in die DDR. Die Frau reichte die Scheidung ein, Begründung antisemitische Äußerungen des Mannes. Schreckliche bundesdeutsche Juristen bastelten daraus ein vernichtendes Scheidungsurteil und ließen es ihm in die DDR zustellen, was der Gatte nicht überlebte. War er deshalb ein „Antisemit“?
Viel interessanter fand ich die wirtschaftlichen Aspekte des Erzählten: dass man um 1840 plötzlich von Bilderbogen leben und eine Familie gründen konnte. Der kleine Meinhardt arbeitete 1959 in Krefeld als Zeitungsjunge mit BILD, HÖRZU und Neuer Illustrierter. (HÖRZU-Igel Mecki gab es auch als Comicbuch.) Ein paar Kapitel weiter erleben wir den gereiften Meinhardt als Geschäftsführer des zeitweise größten sachsen-anhaltischen Verlages. Ein Scheitern wird angedeutet - hier hätte ich gerne mehr erfahren.
Überhaupt liegt die Schwäche des Buches wohl darin, das der Autor es zu früh allgemeinpolitisch festgezurrt hat. Statt die Geschichten schweben zu lassen in den starken (auch abstoßenden) Kraftfeldern von Historie, Wirtschaft und Familie. Ich denke mir mal das ganze Polit-Geklingel weg und gebe dem Text satte fünf Punkte.

Kauf über Amazon

Rezension - Verifizierter Kauf
Ein lesenswerter Roman aus Hahns Tetralogie über eine/seine deutsche Familiengeschichte, die immer da am stärksten ist, wo über die Zeit der deutschen Teilung berichtet wird, die Hahn selbst erlebt hat. Schon als Kind in einer komplizierten deutsch-deutschen Familie ist er ein Grenzgänger und Verschiebeposten zwischen den beiden Deutschländern. Der Romanheld erlebt als aktiver Mitgestalter die Höhen und Tiefen der DDR bis zu ihrem Untergang. Da ist SED-Ideologie (in wunderbar krassen O-Tönen), da sind Nebensächlichkeiten wie Liebe, Notwendigkeiten wie Arbeit, auch die unter unmenschlichen Bedingungen. Und da sind Fluchten aus der Wirklichkeit durch entlastende Saufereien, zerstörenden Alkoholismus, und es gibt den schmerzhaften Weg der Selbstbefreiung aus zweierlei: aus den Klauen des Alkohols und aus den engstirnigen Denkbahnen sozialistischer Ideologie. So ungefähr muss sich Anton Reiser das vorgestellt haben.
Durch Auslassungen, Verkürzungen und rätselhafte Denk- und Handlungssprünge entsteht eine Atmosphäre von so etwas wie Poesie. Immer wieder konfus und verwirrt wie das Leben entsteht ein Kaleidoskop von erinnernswerter Wirklichkeit. Wer hätte das gedacht.
Um die anderen Bände leichter zu finden, hier die Einzeltitel der Tetralogie von Reinhardt O. Hahn:
1 Was soll mir eure Schuld
2 Das gewöhnliche Bauwerk
3 Die Zukunft war unser Land
4 Das Paradies im Irrenhaus (erscheint im Herbst 2019)

Rezension nach verifiziertem Verkauf

Von der auf vier Bände angelegten Roman-Tetralogie des Autors Reinhardt Hahn sind jetzt drei Bücher erschienen. Band 3 ist für mich der zugleich packende Roman. Er beschreibt das Leben der Hauptfigur Meinhardt Dehm in der DDR detailgetreu, insbesondere sein Scheitern an den Strukturen der DDR-Politik. Das alles ist spannend und interessant geschrieben, wenn auch zuweilen etwas ins Politische ausufernd. Hier verlässt der Autor die Romanstruktur und seine Hauptfiguren zugunsten allgemeiner zeitpolitischer Einschübe. Hier sieht sich der Autor in einem bildungspolitischen Auftrag, den er sich selbst gestellt hat. Die eigentliche Romanhandlung aber ist packend, interessant und spannend. Es wird offensichtlich, dass der Reinhardt Hahn hier sein eigenes Leben aufbereitet, was das Werk so authentisch macht: Er hat das alles selbst erlebt, was die manchmal sprachlos machenden Geschehnisse um Meinhardt Dehm nur umso glaubwürdiger macht - das alles ist wirklich so passiert! Mir sagt dieses Romanwerk hundert Mal mehr als jede soziologische oder zeithistorische Schilderung des deutsch-deutschen Alltags. Zumal der Autor ein versierter Erzähler ist, der seine Mittel beherrscht und einzusetzen weiß. Mein Urteil: spannend, flott und interessant erzählt - einfach lesenswert.

Gottfried Wollboldt

Rezension nach verifiziertem Verkauf

Band 1 habe ich nun gelesen.

Eigentlich sollte jeder über seine Herkunft, sein Werden, Sein und Vergehen nachdenken. Sie haben es ausführlich getan und ich habe daraus einiges hinzugelernt. Wie damals die Herrschaften mit ihren Leibeigenen, Bauern und Pächtern umgegangen sind und dass sich bis heute einiges verändert hat, weil sich das Verständnis von Begriffen durch das Leben änderte was wiederum Veränderung in Leben und Verständnis nach sich zog. Doch bis heute ist der Idealzustand nicht erreicht. Immerhin empfinden wir den damaligen Umgang der Menschen miteinander als grausam und heute als weniger grausam, also gab es Fortschritt.

Es mag Zufall sein oder auch nicht, als ich Ihr Buch las, kam mir ein Zeitungsabschnitt zu Gesicht, der von dem gleichen oder ähnlichen Thema sprach. Ein junger Mann wollte von seinem Vater wissen, warum er ihn verlassen hatte, als er noch klein war. (Siehe Zeitungsausschnitt im Anhang).

Der Vater stammte aus Nantucket, einer Insel an der Ostküste der USA, wo Indianer von Walfang lebten. Als Amerika unabhängig wurde, begannen auch die Siedler aus Europa mit Walfang. Um 1850 waren
In New Bedford und Nantucket etwa 700 Schiffe registriert, die in japanischen Gewässern Wale fingen. Das hängt mit den Meeresströmungen und den Wanderwegen der Wale zusammen. Also sind wir wieder in Japan.  
In Japan gibt aber nicht nur Wale und Meeresströmungen, sondern auch Taifune und Schiffe, die an Felsen zerschellen, deren Überlebende zurück nach USA wollten, aber nicht konnten, weil es keine Schifffahrtslinie von Japan nach USA gab. Das erzeugte politische Spannungen, bevor der amerikanische Commodore 1853 in die Bucht von TOKIO einlief, um einen Handelsvertrag mit den Japanern auszuhandeln.
Sie wissen was dann geschah, ich möchte es hier nicht ausbreiten. Jedenfalls beschäftige ich mich damit, wie es dazu kam. Nicht aus Spaß und Dollerei, sondern weil ich glaube, es hilft den Leuten heute, wenn sie wissen, was vorher falsch gemacht wurde. Nicht dass ich alles wüsste, aber Schritt für Schritt kommt dahinter, wer sich darum bemüht.
Hier möchte ich den Text abschließen, weil ich ja auch Zeit benötige, um Ihre Fortsetzungsbücher zu lesen.

Freundlichst

Dr. Gottfried W. Wollboldt (Japanologe)


Von Karin Sorkalla (Literaturinstitut Leipzig Absolventin. Erfahrene Autorin!)

Lieber Reinhardt, Band 3 und 4 sind am Sonnabend eingetroffen, Danke, Danke, danke. Ich wollte Dir schreiben, dass ich mich aufs Lesen sehr freue. Nun hab ich schon bis Seite 125 reingelesen und kann nicht mehr sagen, dass ich mich aufs Lesen freue, denn das würde Deiner Literatur überhaupt nicht gerecht. Es ist etwas ganz anderes als Freude, das gestehe ich Dir ein. Lange, lange ist mir nicht mehr ein solche Lese vorgekommen, es ist eine solche Fülle an allem, was Leben ausmacht, an Einsamkeit, Bitternis, Schrecken, Verzweiflung und trotzdem auch Süße. Und das alles mit einem literarischen Stil, das man vor Neid erblassen möchte, aber gleichzeitig wie berauscht ist. Übrigens war "Rocko und seine Brüder" einige Zeit einer meiner Lieblingsfilme und der Spruch " Viele Straßen führen nach Rom, aber nur einer in die Freiheit" gehörte zu meinem Lebensmotto eine Weile...
Nun habe ich heute weiter gelesen, und da beginnt der Teil, der mich anödet, weil er einen einfach anöden muss, weil wir es ja erlebt haben. ich werde weiter lesen, mal sehen, ob ich Dir dann raten muss, das Weitere unendlich zu kürzen....
Du denkst sicher, ich spinne, aber ich meine es so, wie ich es sage. 
Ich möchte meine läppischen Geschichten weit verstecken vor Deinem Talent..
Lieber Reinhardt, ich wünsche Dir sehr, dass Du unendlich viele Bücher verkaufen kannst, das muss einfach gelesen werden. Leider habe ich keine Möglichkeit, in den Zeitungen zu verfolgen, was die Kritiker dazu sagen. Hast Du Chancen, auf den Buchmessen Preise einzuheimsen? Nur weiß ich eben nicht, ob die Preiswürdigkeit nur bis zur Seite 125 des dritten Bandes gehen wird....
(genau, dort beginnt der Sozialismus, den einige gern wiederhaben möchten. Sie sollten lesen!)
Ich wünsche Dir den bestmöglichen Erfolg.
Liebe Grüße
Karin


Rezension von Dr. Hartmut Böttner

Ich habe die drei bisher vorliegenden Romane von Reinhardt O. Hahn mehrfach gelesen, trotzdem, ich kann mich immer noch nicht entscheiden, das Dargestellte als das Typische für den beschriebenen historischen Zeitraum zu bewerten. In zu geringem Maß gehen meine individuellen Erlebnisse und Erinnerungen mit dem Erzählten konform. Trotzdem, das Erzählte ist für mich jeder Zeit nachvollziehbar, sogar im Detail.
Jede Seite des Buches zu lesen ist lohnend. Die geschilderten Härten der Lebensgestaltung erschrecken mich. Das findet seinen Niederschlag bereits im geschilderten schulischen Milieu. Statt Geborgenheit, Zuwendung und Förderung erfährt der junge Meinhardt Dehm soziale Ausgrenzung, Unverständnis, Erniedrigung und ungehemmte körperliche Züchtigung. Als Mitglied einer Fluchtfamilie aus der DDR wird er in der demokratischen Bundesrepublik innerhalb seines Schullebens unfreiwillig in eine Außenseiterposition gezwungen und auf schlimme Weise gedemütigt.
Kinder können in bestimmten Situationen sehr grausam sein, dass ausgebildete Pädagogen diese zu verdammende Eigenschaft gegenüber den ihnen anvertrauten Schülern potenzieren vermögen, habe ich persönlich nie erlebt. In dem Roman lassen die geschilderten Situationen Wut und Hass entstehen.
Bei allem Unverständnis über diese Haltung von verantwortlichen Menschen, die sich Lehrer oder Erzieher nennen, ich nehme die getroffene Darstellung an. Die nach der Zwangsumsiedlung des Schülers Dehm zu verzeichnende Gestaltung des Heimlebens in der DDR ist in ihrem Erscheinungsbild gegenüber dem Erfahrenen in der Bundesrepublik vollkommen verschieden, doch keineswegs erstrebenswerter.
Es ist verständlich, dass die stattgefundenen historischen Ereignisse der letzten hundert Jahre eine besondere Aufmerksamkeit in der Tetralogie erhalten. Der Bau der Mauer mitten durch Deutschland nimmt in ihnen einen wichtigen Raum ein. Er verkörpert einen Abschluss und zugleich den Beginn vieler weiterer spezieller Geschehnisse und strahlt auf das Leben jeder Familie in Deutschland aus. Zugleich erzwingt dieses Bauwerk vielfältige Herausforderungen, die keinesfalls durch alle betroffenen Menschen erfolgreich bewältigt wurden und werden. Nicht nur der Inhalt dieses Romans berichtet darüber.
Das abschreckende Gebilde der Mauer aus Stahl und Zement als ein" gewöhnliches Bauwerk" zu bezeichnen, und dem II. Band der Tetralogie diesen Titel zu geben, lässt eine ganz besondere Ironie des Autors kenntlich werden. Sie ist an vielen Stellen seiner Erzählung zu spüren. Die Bewertung der Mauer durch den Haupthelden im Text: „ Kalt und leer wies der Osten den Westen ab. ..Der Anblick der Mauer machte mich krank, er peinigte meine Seele..." dagegen weckt Zustimmung und Sympathien, zumindest bei meiner Person.
Historische Zusammenhänge in individuell erlebter Form, eingebunden in eine außergewöhnliche fesselnde und erregende Familiengeschichte, ein großer Roman, den jeder Interessierte lesen sollte. - -- -

(H. Böttner)
Rezension nach verifiziertem Verkauf

Band II der Roman - Tetralogie
Das gewöhnliche Bauwerk " von Reinhardt 0. Hahn
Die Tetralogie kommt in ihren Aussagen einer Chronik der Familiengeschichte Dehm über vier Jahrhunderten sehr nahe. Erzählt werden erstaunliche, überraschende, tragische und alltägliche Geschehnisse, welche in vielfältiger Art das Leben einer deutschen Familie in diesem Zeitraum kennzeichnen und darüber hinaus gegenwärtig verlaufende Entwicklungen bedingen, auf diese zumindest wesentlich ausstrahlen und Einfluss nehmen.
Ein eigenwilliges Geflecht von Ereignissen, welches sich um das Leben eines der Angehörigen der Familie, das von Meinhardt Dehm webt, bildet das Zentrum des vierbändigen Romanwerkes. Neben dem Haupthelden nimmt vor allem eine weitere Person einen zentralen Platz in den Handlungen ein, seine Mutter. Mehr Zerrissenheit und Widersprüchlichkeit, die gepaart sind mit einer ganz bestimmten Lebensphilosophie, kann ein Autor bei einem Menschen nicht zeichnen. Bewunderung und Verdammung, so nahe können sie beieinander liegen.
Dem Verfasser des Romans, Reinhardt 0. Hahn, glückt es vorzüglich in die Person des Haupthelden zu schlüpfen und dessen Handlungen und Gedanken in den verschiedenen Altersepochen ungeheuren Esprit zu verleihen. In der Szenerie des Romans existieren viele gesellschaftliche Widersprüchlichkeiten und Disharmonien, deren erfolgreiche Bewältigungen außergewöhnliche Persönlichkeitseigenschaften herausfordern.
Die Ideen, Emotionen, Vorstellungen und Nachempfindungen der Person des Meinhardt Dehms bestimmen das Dargestellte. Die familiäre Zerstrittenheit und Zerrissenheit sind weitaus dominanter als die zu Beginn des Buches vielleicht erwarteten Harmonie, Einheit und Geschlossenheit das familiären Bundes. Keiner kann sich seine Verwandten und deren Charaktere aussuchen und doch nimmt er durch sein individuelles Verhalten und Benehmen gegenüber ihrem Leben Einfluss.
Der Leser wird durch den Aufbau der Episoden mehr oder weniger veranlasst, sich mit vielen eigenwilligen Überlegungen der Person Meinhard Dehm auseinander zu setzen, sie zu übernehmen, sich mit ihnen zu identifizieren oder sie teilweise oder gänzlich zu negieren.
Er kommt an einigen Stellen des Romans nicht umhin, von dem Autor getroffene Wertungen zu Sachverhalten und Ereignissen des sehr gut Erzählten für die Gestaltung des eigenen Lebens nicht zwingend anzunehmen, diese mehr oder weniger zu verwerfen, Gleichgültigkeiten zu entwickeln oder sie sogar negativ zu beurteilen. Das hat seine Hauptursache in dem ständigen Kampf, den der Romanheld bei der Gestaltung seiner Lebensumstände führen muss. Aufmerksamkeit haben alle Auffassungen der Hauptperson der Tetralogie trotzdem verdient.
Wer Widersprüche des Lebens sucht, wird sie in dem Roman an vielen Stellen finden. Das Geschriebene zwingt immer wieder zum Nachdenken und fordert Haltungen und Einstellungen heraus, die in der Gestaltung des eigenen Leben, unter ganz anderen als den geschilderten Bedingungen, ein beträchtliches Anwendungsgebiet finden oder bereits verwirklicht werden.
Die für mich außergewöhnliche, sich allen Anschein trotzdem zugetragene Lebensgeschichte von Meinhard Dehm beginnt 1947. Sie bewegt sich im Rahmen der sozialen und politischen Geschichte Nachkriegsdeutschlands, der mehr als fünfzigjährigen Existenz der beiden sehr unterschiedlichen deutschen Staaten und der vielschichtigen Prozesse nach dem Mauerfall. Letzten Endes spiegelt sie den Werdegang einer zerstrittenen, durch die historischen Umstände immer tiefer zerrissenen Familie in diesem bedeutsamen historischen Abschnitt der Geschichte des deutschen Volkes eindrucksvoll wider.

(H. Böttner)

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Band III der Roman — Tetralogie
Die Zukunft war unser Land "von Reinhardt 0. Hahn
In diesem Roman erzählt der Autor aus der Lebensgeschichte des Meinhardt Dehm in der Zeit des Mauerbaus 1961 bis zum Mauerfall 1989. Er verwebt sie in eindrucksvoller Weise mit den in diesem Zeitraum stattfindenden Ereignissen und Episoden im Leben für ihn wichtiger Angehörigen seiner Herkunftsfamilie, insbesondere seiner Mutter und seiner Geschwister. Die in dem Band eindrucksvoll nacherzählten Geschehnisse lassen wichtige, entscheidende Jahre in diesem Zeitraum lebendig werden in einer Art und Weise, wie viele der Menschen sie in diesem sich nennenden sozialistischen deutschen Staat erfahren und durchlebt haben, vielleicht manchmal in etwas abgeschwächter als in der von dem Autoren geschilderten Form. Das Gegenteil davon ist jedoch zugleich möglich.
Der Verfasser malt mit seinen Worten Bilder, die in spezifischer Weise zum Nachdenken zwingen und die Diskussion zu vielen Verläufen und Gegebenheiten herausfordern. Das Dargestellte ist in sich schlüssig, aber keinesfalls widerspruchsfrei. Sehr wichtige, vielleicht sogar das Leben eines Menschen prägende soziale Felder finden in dem Buch charakterisierende und aufregende Beschreibungen, das Leben in einem sich nennenden sozialistischen Kinderheim, der Besuch der einer anscheinend die Persönlichkeiten der Heranwachsenden fördernden Berufsschule, die angeblich von Ausbeutung und Unterdrückung befreite berufliche Tätigkeit in einem der größten Kombinate der ehemaligen DDR, die anscheinend ehrenvolle Arbeit als hauptamtlicher Funktionär in der FDJ, die durch Schönfärberei und Personenkult aufgeblähte parteiliche Tätigkeit in der SED, eine vor allem durch Alkoholismus gekennzeichnete Freizeit und der individuelle Bereich der unterschiedlichsten Bekanntschaften, Freundschaften und verschiedener Ehen.
Der Bruderbund ist ein ganz spezielles Kapitel in dem Roman. Er verdient eine ganz besondere Aufmerksamkeit.
Meisterhaft wird die auf die offene oder verschämte Verlogenheit der Funktionäre des sozialistischen Jugendverbandes und der sogenannten Arbeiter-und Bauernpartei Bezug genommen. In diesem chaotischen Gefüge der Gesellschaft nimmt Meinhard Dehm einen sehr widersprüchlichen Platz ein, er stellt sich mit seiner Persönlichkeit vielen unterschiedlichen gesellschaftlichen Anforderungen. Er möchte ihnen gerecht werden und sie vor allem progressiv verändern. Seine Persönlichkeit wird in ihrer Struktur durch die vielen gegebenen sozialen Widersprüche in ihrer Entwicklung zuerst gefördert, dann gehemmt und schließlich fast vollkommen zermahlen. Sein sozialer Abstieg in der sich sozialistisch nennenden Gesellschaft ist verbunden mit Alkoholismus und dessen menschenentwürdigenden Ausuferungen. Und trotzdem, Meinhardt Dehm ist eine starke Persönlichkeit. Er findet seine Menschenwürde und sein wirkliches „Ich" trotz aller vorhandenen Widerstände und Gegensätze wieder. Besser als in diesem Roman ist der individuelle Kampf, der eine solche positive Entwicklung produziert, kaum darzustellen. Ich werde das Buch bestimmt wiederholt lesen!

Dr. Rüdiger Jacobs von Luxburg


Lieber Reinhardt, 
 
nun hat das Jahr schon kräftig Fahrt aufgenommen und ich habe mich noch nicht für Deine lb. Zeilen bedankt. Um es vorweg zu nehmen: Deine Zeilen waren das schönste Weihnachtsgeschenk, das ich diesmal bekam! Es ist eine Wonne von Dir zu hören, vor allem auch von Deinem gewaltigen Werk, das Du in der "Zwischenzeit" (Du schreibst von 30 Jahren!) gestemmt hast. Meine höchste Anerkennung für dieses grandioses Stück Literatur! Du bist ein wahrhafter Titan der Arbeit; hierin ähnelst Du ein wenig unserem Richie Wagner, der ja auch eine Tetralogie geschrieben hat - und genau wie dessen Tetralogie schließt sich auch am Ende Deiner Tetralogie der Kreis: 377 Jahre deutsche Geschichte auf 1.700 Seiten, spannende Themenführung, fesselnde Schilderungen und eine perfekte Verknüpfung von Personen und Ereignissen, die in irgendeiner Form immer wiederkehren, in verschiedenen Handlungssträngen durchscheinen und aufeinander verweisen - bis sich der Kreis schließt. Großartig! Ihr Sachsen habt's irgendwie drauf in großen Zusammenhängen zu denken. Dabei hast Du mit Deinem Werk ein klares Zeichen gegen den dekadenten Zeitgeist gesetzt, der weder liest noch in der Lage ist sich zu konzentrieren oder komplexere Strukturen zu begreifen. Das erlebe ich jeden Montag, wenn ich meine Vorlesungen und Seminare in Architekturgeschichte halte. Die Gegenwart ist ein Bild des Jammers. Um so mehr denke ich, dass Dein Werk überleben wird. Es besitzt gewissermaßen einen "Ewigkeitswert", denn am Ende einer Kultur bleiben oft Werke bestehen, die die Zeiten in anderen Kulturen überdauern. Das würde ich Deiner Tetralogie auf jeden Fall wünschen! Obwohl ich bisher nur den Roman in Teilen las, dazu die Zusammenfassungen, bin ich völlig begeistert und werde mir das Gesamtwerk demnächst als Lektüre in systematischer Reihenfolge vornehmen. Ich freue mich schon darauf, denn in jeder Zeile erkenne ich natürlich auch Dich (es ist ja in großen Zügen autobiografisch) - und ich schätze Dich sehr!!! 
 
Insofern habe ich mich auch darüber gefreut, dass Du ein wachsames Auge auf unseren Richard Wagner hältst. Einen größeren Gefallen kannst Du mir nicht machen, denn ich hänge sehr an der Ausgabe. Nach einer langen Pause von Wagner beginne ich nun wieder - nach 6 Jahren - mit Vorträgen rund um Wagner (demnächst Wagner-Verein Wiesbaden, Tafelrunde Frankfurt, Diskussionsklub Rhein-Main etc.). Gefreut habe ich mich auch, dass Du wieder nach Halle zurück gekehrt bist. Für mich bist und bleibst Du ein "Hallenser"; mit Halle verbinde ich immer Deine große Persönlichkeit und Deinen tollen Verlag! Nun ist neues Leben bei Dir eingekehrt, wie ich lese: Enkel, ein neuer Hund - dazu immer und immer wieder neue Ideen und Schriften, die Dich als denjenigen zeigen, den ich kennen gelernt und erlebt habe. Ein Hansdampf in allen Gassen. Möge das noch lange so bleiben. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass Du Dich jemals zur Ruhe setzt. So sehen wir uns bestimmt bald einmal wieder, entweder hier im Hunsrück oder auf der Frankfurter Buchmesse oder in Halle. Da ich derzeit häufiger nach Berlin fahre, komme ich immer an Halle vorbei. 
 

 


Ein ganz normaler Held
Rezension aus Deutschland vom 3. Juli 2019
Verifizierter Kauf
Sehr berührende Geschichte des M. Dehm. Man erfährt, wie der Held verschiedene Gesellschaftsformen erlebt, wie er sich entwickelt, wie er die Widrigkeiten durchsteht. Man fühlt mit ihm, weil der Schriftsteller die Gefühle des Helden sehr treffend erlebbar macht für den Leser. Erschütternd, was ein Mensch aushalten kann. Gespannt ist man auf den 4. Teil der Trilogie.

400 Jahre deutsche Alltagsgeschichte als Roman
Rezension aus Deutschland vom 17. Juni 2019
Von der auf vier Bände angelegten Roman-Tetralogie des Autors Reinhardt Hahn sind jetzt drei Bücher erschienen. Band 3 ist für mich der zugleich packende Roman. Er beschreibt das Leben der Hauptfigur Meinhardt Dehm in der DDR detailgetreu, insbesondere sein Scheitern an den Strukturen der DDR-Politik. Das alles ist spannend und interessant geschrieben, wenn auch zuweilen etwas ins Politische ausufernd. Hier verlässt der Autor die Romanstruktur und seine Hauptfiguren zugunsten allgemeiner zeitpolitischer Einschübe. Hier sieht sich der Autor in einem bildungspolitischen Auftrag, den er sich selbst gestellt hat. Die eigentliche Romanhandlung aber ist packend, interessant und spannend. Es wird offensichtlich, dass der Reinhardt Hahn hier sein eigenes Leben aufbereitet, was das Werk so authentisch macht: Er hat das alles selbst erlebt, was die manchmal sprachlos machenden Geschehnisse um Meinhardt Dehm nur umso glaubwürdiger macht - das alles ist wirklich so passiert! Mir sagt dieses Romanwerk hundert Mal mehr als jede soziologische oder zeithistorische Schilderung des deutsch-deutschen Alltags. Zumal der Autor ein versierter Erzähler ist, der seine Mittel beherrscht und einzusetzen weiß. Mein Urteil: spannend, flott und interessant erzählt - einfach lesenswert.
Dr. Dr. Manfred Lichtblau (Schwerin).

Brief von Frank Kuhlemann, einem Freund.


Herzlichen Dank für Deine beiden letzten Mails. Ich habe mir beide Videoempfehlungen "reingezogen"; zuletzt die knapp einstündige Lesung, d.h. die nachgeholte Buchpremiere im TV des "Offenen Kanals" von Magdeburg.

Das fand ich sehr beeindruckend. Zunächst Deine Leseprobe der Schilderungen von 1638 ff. und dann die Geschichte mit dem "Knoff-hoff", wo abgezockte Wessis offensichtlich ehrliche und motivierte Mitbürger aus dem Osten Deutschlands versucht haben, über den Tisch zu ziehen; das fand ich auch irgendwie traurig, dass so zu hören.
Also, das ist schon eine Riesenleistung, die Du da vollbracht hast! - 4 Bände über 377 Jahre deutsche Geschichte in 7 Jahren auf rund 1.700 Seiten niedergeschrieben! Donnerwetter! Respekt!
Ein Jahrhundertwerk! ... würde ich meinen. Mich interessieren thematisch insbesondere der erste und der vierte Band. Als Vielschreiber und Lesemuffel zugegeben trotzdem eine große Herausforderung!

Mich hat allerdings der Name Tetralogie für das Mammut-Werk zunächst etwas verwirrt ... ich war der Meinung, das müsse Quadrologie heißen, aber Wikipedia hat mich eines Besseren belehrt! (Ehrlich gestanden, hatte ich gedacht, dass Tetra etwas mit fünf zu tun hat, daher der Irrglaube).
Es ist wirklich sehr schade und war wohl eine Laune des Schicksals, die Deine Lesung in der ständigen Vertretung in Berlin mit dem MP haben platzen lassen. Einmal das Riesenglück, dass Dir solch' eine Möglichkeit geboten wurde und dann das genauso große Pech, dass dies in buchstäblich letzter Minute abgesagt wurde. Aber es ist sicher nur aufgeschoben und nicht aufgehoben, gerade bei einem solch' zeitlosen Thema, wie Geschichte, zudem noch unsere eigene, die über die Jahrhunderte exemplarisch prosaisch geschildert wird.
Zunächst mal wünsche ich Dir und Deinen Liebsten ein frohes Osterfest und warte auf Deine Antwort.


Viele Grüße aus Flörsheim
Frank Kuhlemann und Familie



MAZ von Matthias Anke

Bilder zu Kyritz DDR-Bestsellerautor Reinhardt O. Hahn mit Kyritzer Vergangenheit legt neue Romane vor Reinhardt O. Hahn aus Halle legt Band zwei und drei einer Tetralogie vor, die in weiten Teilen in Kyritz und im Ruppiner Land bis Gottberg spielt. In Kyritz hat er eine Zeit im Kinderheim verbracht. ANZEIGE Kyritz/Halle Reinhardt O. Hahn will’s noch mal wissen. Anknüpfen an die Zeit seines DDR-Bestsellers „Das letzte erste Glas“ von 1986, der ihm noch heute „Türen öffnet“, wie Hahn gesteht. Ein am Ende 2000-seitiges Geschütz fährt der mittlerweile 72-jährige Hallenser dazu auf. 
Genauer: Es sind ganze vier Romane, die als Tetralogie „Das gewöhnliche Bauwerk“ zusammengehören. Die Bücher spielen in weiten Teilen auch in Kyritz und im Ruppiner Land bis Gottberg beispielsweise. Denn die in seinem Leben erste prägende Zeit erlebte Hahn dort in den 1960ern – als Heimkind in Kyritz. Den Draht in die Kyritzer Heimat nie verloren Nach Band eins im vorigen Jahr („Was soll mir eure Schuld“) legte Hahn nun anlässlich der jüngst in Leipzig zu Ende gegangenen Buchmesse die Bände II („Das gewöhnliche Bauwerk“) und III („Die Zukunft war unser Land“) vor. Band vier („Das Paradies im Irrenhaus“) soll im Herbst folgen. Weitere MAZ+ Artikel Jüdische Gemeinde Durchbruch im Potsdamer Synagogenbau? Trebbin Corona: Finanzielle Folgen für die Stadt Trebbin Corona-Krise in Potsdam Neue Klinik-Chefs für die langsame Rückkehr zum Normalbetrieb „Bis dahin bin ich bestimmt auch mal wieder in der Region und veranstalte eine Lesung“, verspricht Hahn, der den Draht in die alte Heimat nie verlor. Denn jene, die 1964 in Kyritz die damalige Wilhelm-Pieck-Schule verließen, schafften es bisher, sich alle zwei Jahre dort wiederzusehen. Ein Deutschlandroman Die eigene Familiengeschichte regte Hahn zu seinem Werk an. 
Folglich spinnt es sich über Generationen und Jahrhunderte hinweg und liest sich am Ende wie ein „Deutschlandroman“ oder eben „Jahrhundertroman“, wie es so schön heißt. Der erste Band setzt sogar noch früher ein, im 17. Jahrhundert, und reicht bis zum frühen Faschismus, die Zeit des Ersten Weltkriegs und die 1920er Jahre. „Alles begann in Gottberg“, heißt es da etwa, als die Familie eingeführt wird. Walsleben, Kerzlin, Lüchfeld und so weiter sind vertreten. Es ist eine erzählte Chronik. Der Held, die autobiografische Figur Meinhardt Dehm, liest sie im Jahre 2010, als er zur Bestattung seiner Mutter ins Rheinland fährt. Bei einem Republikfluchtversuch geschnappt Hahn hatte die DDR im Juni 1953 als Kind mit seinen Eltern verlassen. Nach deren Scheidung kehrte er 1959 mit zwei Geschwistern und dem Vater in das Land zurück. Doch jener starb 1960. Und die Rückkehr zur Mutter blieb Hahn mit der Schließung der Grenze 1961 verwehrt. In „Das gewöhnliche Bauwerk“ wird diese Spaltung einer Familie in Ost- und Westdeutsche erzählt. Der 15-Jährige wurde kurz darauf bei einem Republikfluchtversuch geschnappt und in Kyritz ins Kinderheim gesteckt. So gelangte Hahn auch an die Pieckschule. Leuna, FDJ, SED und der Alkohol Nach der Zeit in Kyritz zog es Hahn zu den Leuna-Werken. Dem Aufstieg zum Schichtführer und FDJ-Funktionär und allerhand weiterer Posten folgte irgendwann ein Bruch samt SED-Parteiausschluss. Zwei Ehen und zwei Scheidungen später war er nur noch Alkoholiker. Dann habe erst die Literatur ihm wieder Halt im Leben gegeben. Den Kampf mit sich selbst gewann Hahn am 14. Januar 1982. Seither lebt er abstinent. 

Der 72-Jährige, der nach der Schule in die Region Halle zog, legte voriges Jahr die nun schon 14. Auflage von „Das letzte erste Glas“ vor. Es handele sich um die authentische Version ohne alle Abstriche, die ihm damals gemacht wurden, als das Thema Alkoholismus, um das es geht, derart aufbereitet noch ein krasses Tabu war. Figuren aus Verwandten, Freunden, Kollegen und Gefährten „Nach dem Mauerbau konzentriert sich die große Romanerzählung auf den Helden Dehm, der im Titel ,Die Zukunft war unser Land’ das sozialistische System erlebt, aber auch daran scheitert“, erklärt Reinhard Hahn. „Die Figuren, die aus Verwandten, Freunden, Kollegen und Gefährten in der Arbeit und im Leben bestehen, breiten sich in den ersten drei Bänden aus. Ein Panorama des Scheiterns und Gelingens, Wege in den Systemen selbst brechen ab und enden, neue Perspektiven werden aufgenommen, um Alltag und Leben zu bewältigen.“ 30 Jahre Mauerfall als Termin für Band 4 Dass nun auch der vierte Band „Das Paradies im Irrenhaus“ bis zum Herbst geschafft sein soll, hat seinen Grund: 

Am 9. November jährt sich der Mauerfall zum 30. Mal. In dem Band geht es schließlich um die weiteren Jahre von diesem Zeitpunkt an bis in die Gegenwart. Wie Verleger Hahn einst selbst gründet dann auch seine Hauptfigur Dehm ein Unternehmen. Er scheitert, steht aber wieder auf – wie so viele. Hahn: „Die Tetralogie erklärt es oder sie versucht es zu zeigen, was eigentlich in den letzten 400 Jahren mit Menschen geschehen ist. Erzählungen in den Romanen lassen die Deutsche Geschichte von 1638 bis 2015 aufleben.“ Und auch am Ende sollen Kyritz und das Ruppiner Land wieder dabei sein. Band II (ISBN 978-3-946169-30-7) und Band III (ISBN 978-3-946169-24-6) sind ab 16. April im Buchhandel zu haben. Von Matthias Anke Newsletter abonnieren
Bildergebnis für Kyritz DDR-Bestsellerautor mit Kyritzer Vergangenheit legt neue Romane vor Reinhardt O. Hahn aus Halle legt Band zwei und drei einer Tetralogie vor, die in weiten Teilen in Kyritz und im Ruppiner Land bis Gottberg spielt. In Kyritz hat er eine Zeit im Kinderheim verbracht. ANZEIGE Kyritz/Halle Reinhardt O. Hahn will’s noch mal wissen. Anknüpfen an die Zeit seines DDR-Bestsellers „Das letzte erste Glas“ von 1986, der ihm noch heute „Türen öffnet“, wie Hahn gesteht. Ein am Ende 2000-seitiges Geschütz fährt der mittlerweile 72-jährige Hallenser dazu auf. Genauer: Es sind ganze vier Romane, die als Tetralogie „Das gewöhnliche Bauwerk“ zusammengehören. Die Bücher spielen in weiten Teilen auch in Kyritz und im Ruppiner Land bis Gottberg beispielsweise. Denn die in seinem Leben erste prägende Zeit erlebte Hahn dort in den 1960ern – als Heimkind in Kyritz. Den Draht in die Kyritzer Heimat nie verloren Nach Band eins im vorigen Jahr („Was soll mir eure Schuld“) legte Hahn nun anlässlich der jüngst in Leipzig zu Ende gegangenen Buchmesse die Bände II („Das gewöhnliche Bauwerk“) und III („Die Zukunft war unser Land“) vor. Band vier („Das Paradies im Irrenhaus“) soll im Herbst folgen. Weitere MAZ+ Artikel Jüdische Gemeinde Durchbruch im Potsdamer Synagogenbau? Trebbin Corona: Finanzielle Folgen für die Stadt Trebbin Corona-Krise in Potsdam Neue Klinik-Chefs für die langsame Rückkehr zum Normalbetrieb „Bis dahin bin ich bestimmt auch mal wieder in der Region und veranstalte eine Lesung“, verspricht Hahn, der den Draht in die alte Heimat nie verlor. Denn jene, die 1964 in Kyritz die damalige Wilhelm-Pieck-Schule verließen, schafften es bisher, sich alle zwei Jahre dort wiederzusehen. Ein Deutschlandroman 

Die eigene Familiengeschichte regte Hahn zu seinem Werk an. Folglich spinnt es sich über Generationen und Jahrhunderte hinweg und liest sich am Ende wie ein „Deutschlandroman“ oder eben „Jahrhundertroman“, wie es so schön heißt. Der erste Band setzt sogar noch früher ein, im 17. Jahrhundert, und reicht bis zum frühen Faschismus, die Zeit des Ersten Weltkriegs und die 1920er Jahre. „Alles begann in Gottberg“, heißt es da etwa, als die Familie eingeführt wird. Walsleben, Kerzlin, Lüchfeld und so weiter sind vertreten. Es ist eine erzählte Chronik. Der Held, die autobiografische Figur Meinhardt Dehm, liest sie im Jahre 2010, als er zur Bestattung seiner Mutter ins Rheinland fährt. Bei einem Republikfluchtversuch geschnappt Hahn hatte die DDR im Juni 1953 als Kind mit seinen Eltern verlassen. Nach deren Scheidung kehrte er 1959 mit zwei Geschwistern und dem Vater in das Land zurück. Doch jener starb 1960. Und die Rückkehr zur Mutter blieb Hahn mit der Schließung der Grenze 1961 verwehrt. In „Das gewöhnliche Bauwerk“ wird diese Spaltung einer Familie in Ost- und Westdeutsche erzählt. Der 15-Jährige wurde kurz darauf bei einem Republikfluchtversuch geschnappt und in Kyritz ins Kinderheim gesteckt. So gelangte Hahn auch an die Pieckschule. Leuna, FDJ, SED und der Alkohol Nach der Zeit in Kyritz zog es Hahn zu den Leuna-Werken. Dem Aufstieg zum Schichtführer und FDJ-Funktionär und allerhand weiterer Posten folgte irgendwann ein Bruch samt SED-Parteiausschluss. 

Zwei Ehen und zwei Scheidungen später war er nur noch Alkoholiker. Dann habe erst die Literatur ihm wieder Halt im Leben gegeben. Den Kampf mit sich selbst gewann Hahn am 14. Januar 1982. Seither lebt er abstinent. Der 72-Jährige, der nach der Schule in die Region Halle zog, legte voriges Jahr die nun schon 14. Auflage von „Das letzte erste Glas“ vor. Es handele sich um die authentische Version ohne alle Abstriche, die ihm damals gemacht wurden, als das Thema Alkoholismus, um das es geht, derart aufbereitet noch ein krasses Tabu war. Figuren aus Verwandten, Freunden, Kollegen und Gefährten „Nach dem Mauerbau konzentriert sich die große Romanerzählung auf den Helden Dehm, der im Titel ,Die Zukunft war unser Land’ das sozialistische System erlebt, aber auch daran scheitert“, erklärt Reinhard Hahn. „Die Figuren, die aus Verwandten, Freunden, Kollegen und Gefährten in der Arbeit und im Leben bestehen, breiten sich in den ersten drei Bänden aus. Ein Panorama des Scheiterns und Gelingens, Wege in den Systemen selbst brechen ab und enden, neue Perspektiven werden aufgenommen, um Alltag und Leben zu bewältigen.“ 30 Jahre Mauerfall als Termin für Band 4 Dass nun auch der vierte Band „Das Paradies im Irrenhaus“ bis zum Herbst geschafft sein soll, hat seinen Grund: 
Am 9. November jährt sich der Mauerfall zum 30. Mal. In dem Band geht es schließlich um die weiteren Jahre von diesem Zeitpunkt an bis in die Gegenwart. Wie Verleger Hahn einst selbst gründet dann auch seine Hauptfigur Dehm ein Unternehmen. Er scheitert, steht aber wieder auf – wie so viele. Hahn: „Die Tetralogie erklärt es oder sie versucht es zu zeigen, was eigentlich in den letzten 400 Jahren mit Menschen geschehen ist. Erzählungen in den Romanen lassen die Deutsche Geschichte von 1638 bis 2015 aufleben.“ Und auch am Ende sollen Kyritz und das Ruppiner Land wieder dabei sein. Band II (ISBN 978-3-946169-30-7) und Band III (ISBN 978-3-946169-24-6) sind ab 16. April im Buchhandel zu haben. MAZ Von Matthias Anke Newsletter abonnieren.


Monika Helmecke

1. Band: Was soll mir eure Schuld
Das Wesentliche in diesem Band ist die Suche des Protagonisten nach seinen Wurzeln. Er findet eine Familienchronik aus dem Jahre 1938, die sein Großvater geschrieben hat. Diese ist sehr detailliert, bis hin zu statistischen Zahlen, wer wie viel an Abgaben zu bezahlen hat, wie groß die Höfe sind, welcher Pfarrer wann wo was gemacht oder nicht gemacht hat und vieles andere für den Leser eigentlich Unwichtige mehr. Aber man merkt die Lust des Autors am Fabulieren, am Ausschmücken auch unwichtigster Details. Daran hat der Leser auch wiederum Freude. Denn man erfährt viel Neues über das Mittelalter. Aber m. E. ist das zu lang geraten, vieles wird gedehnt. Überzogen durch die Genauigkeit. Auch der Leser der Chronik (also der Protagonist) wird bei vielem schnell weiter geblättert haben. Trotzdem hat auch das noch seinen Reiz, denn die Chronik ist gut geschrieben und streckenweise doch interessant zu lesen. Gelangweilt habe ich mich nicht. In begleitenden Texten wird gesagt, dass der Großvater schuldig wird an seiner jüdischen Frau. Ich habe allerdings nicht verstanden, worin seine Schuld bestand, außer, dass er seine Frau in seiner Chronik nicht benennt. Auch, dass er im Kirchenregister die Eintragung fälscht oder streicht, kann ich nicht als Schuld, eher als vermeintliche Hilfe für sie erkennen. Im Klappentext stehen diesbezüglich Behauptungen, die ich im Text des Romans nicht finde. Du wirfst dann die Frage der Schuld generell auf. Hat jedes Individuum nur seine eigene Schuld zu verantworten oder kann der Einzelne für die Taten seiner Vorväter oder Eltern, gar seines ganzen Landes in Kollektivschuld genommen werden? Für mich interessant, weil ich mir oft schon selbst diese Frage gestellt habe. Aber manches wirkt doch etwas „geschwafelt“, entschuldige den Ausdruck, dieses Traktat wird dadurch für mich zu lang.
Der Schluss gefiel mir gut, wo die Sicht auf die Welt vor ihm bei jedem der zwölf Glockenschläge poetisch beschrieben ist.



Band 2: Das gewöhnliche Bauwerk 
Es geht um die Zeit vom Kriegsende, da der Vater aus der Gefangenschaft heimkehrt, bis zum Mauerbau. Der Roman beginnt kurz vor der Wende, Dein Protagonist erinnert sich zurück, als er die alte Tante bei einem Verwandtenbesuch 1988 und gleich danach seine Mutter in Westdeutschland wieder trifft. Auch hier hast Du den Übergang zwischen den Zeiten gut gelöst, oft mit kurzen Naturschilderungen, die sehr poetisch geschrieben sind, an deren Bildern man sich erfreuen kann.
Der Roman ist interessant, bisweilen spannend zu lesen. Das Tagebuch des Onkels Ludwig aus dem Krieg erscheint mir allerdings etwas lang und für diesen Teil des Romans nicht ganz schlüssig. Aber interessant auch wieder, wie Du die Zeiten durcheinander webst.
Ein richtig inhaltlicher Fehler findet sich leider auf der Seite 65, als zum einen der Grabspruch der Großmutter zitiert wird („Gertraud Dehm 1887 – 1938. Ihr Leben war Treue Pflichterfüllung und Liebe“), die nach dem Großvater gestorben wäre. Im ersten Band wird gesagt, dass sie vor ihm gestorben sei und der Großvater es nicht ausgehalten und seinerseits auch Selbstmord begangen habe. Zum anderen findet sich im ersten Band ein kleines Grab an der Selbstmördermauer mit den Buchstaben G. D., wo der Protagonist seinen Grabstrauß niederlegt. Im 2. Band scheint sie also normal verstorben und noch dazu nach ihrem Mann. Trotzdem ist auch dieser Band ein über Strecken gut geschriebenes Buch über wichtige Zeiten in der Geschichte des geteilten Deutschlands. (Wird in der zweiten Auflage  im September 2020 berichtigt)

Band 3
Der erste Band der Tetralogie, der mich über Strecken langweilt hat. Zum einen die minutiösen Verrichtungen in der Produktion, seine detailreichen „Erlebnisse“ als Funktionär und noch mehr eigentlich sein Absacken in den Alkoholismus. Das ist meiner Meinung nach nicht gut geschrieben. Du liebst es, ganze Reden von Funktionären oder von Dir selbst ins Buch zu bringen. Was Du sagen willst, kannst Du auch anders machen. Das solltest Du selbst wissen.
Aber vermutlich ist der Hauptgrund für meine Ablehnung der, dass ich die Sprache dieser Zeit so geballt einfach nicht mehr ertragen kann.

Band 4
Für mich vielleicht der interessanteste Band, weil es um die Nachwendezeit, den Versuch einer wirtschaftlichen Etablierung geht. Es muss mehr oder weniger alles Insiderwissen sein, das ist wirklich interessant. Aber auch wieder meiner Meinung nach zu weitschweifig, wenn Du ganze Reden, die gehalten werden, in Länge ins Buch nimmst. Das war mir ja schon im Band 3 negativ aufgefallen. Selbst, wenn es gute Reden sind. Er, der Protagonist, sonnt sich zu oft noch im Nachhinein an seinen Erfolgen. Schön ist wiederum das, was Dir vielleicht nicht so wichtig ist, die Fahrt mit dem Boot über den Ruppiner See und alles drum herum. Diese Sequenzen, wo Du nicht etwas ganz Kluges sagen willst, sind mir die liebsten. 

Aber was mich geradezu verärgert hat, sind Fehler in allen vier Bänden, die noch drin stecken. Du oftmals vergessen, unsinnige Wörter zu entfernen (selbst im rückseitigen Text des Covers von Band 2). Als hättest Du das Manuskript nach der Fertigstellung nicht noch einmal durchgelesen. Und niemanden zum Korrekturlesen gegeben. Das ist wirklich bedauerlich und beschädigt das so monumentale Werk. 
(Die Sprache steht immer in der Zeit, da sind mindestens vier Generationen DUDEN eingearbeitet. Vielleicht kann ich es in der Nachauflage im September 2020 noch verbessern und verständlicher machen. Vielleicht sollte ich die Andrucke, die notwendig waren, nicht mehr aus der Hand geben. Der Autor.) 
Insgesamt empfinde ich es als wichtige Literatur über die jüngere deutsche Geschichte, auch wenn ich, wie gesagt, vielen Teilen kritisch gegenüberstehe. 
Aber es ist schon merkwürdig, da vieles mit Deiner Biografie übereinstimmt, liest man diesen Meinhardt stets als Reinhardt, was sicherlich nicht richtig ist. Aber der Leser tickt so. Doch wirst Du natürlich vieles verfremdet, hinzugedacht und –geschrieben, eben diese Figur kreativ „bearbeitet“ haben.

Ich hoffe, ich habe Dich mit meiner Einschätzung nicht zu sehr geärgert und grüße Dich herzlich über den Abstand 



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