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Blog Post

Ganz unten... Gespräch mit Reinhardt O. Hahn

Alkoholismus: Zurück von ganz unten
Halle (Saale)/MZ. - Ich bin Reinhardt Hahn. Ich bin Alkoholiker." An dem Tag, an dem der heute 64-Jährige diesen Satz erstmals öffentlich ausspricht, ist er schon anderthalb Jahre trocken. Seit dem 14. Januar 1982 sind Bier und Schnaps für ihn tabu. Über seine Sucht hat der Mann einen Roman geschrieben - "Das letzte erste Glas". Daraus liest er an jenem Tag in einem Brandenburger Krankenhaus. Vor 500 Zuhörern. Es ist nicht die erste Lesung. Doch noch nie hatte er zugegeben, dass es in dem Buch um ihn selbst geht. "Ich wurde rot im Gesicht. Ich habe gebrannt am ganzen Körper. Aber ich habe es gesagt." Für ihn ein entscheidender Schritt. "Sich lediglich still einzugestehen Alkoholiker zu sein, hilft nicht, dauerhafte Abstinenz zu erreichen", sagt Reinhardt Cornelius-Hahn, wie er seit seiner Eheschließung heißt, und spricht bis heute in Lesungen über sein erstes Leben, "das völlig verkehrt ...

Von Bärbel Böttcher
24.02.2012, 17:47
30 Jahre Kapitulation vor der Sucht

Ich bin Reinhardt Hahn. Ich bin Alkoholiker." An dem Tag, an dem der heute 64-Jährige diesen Satz erstmals öffentlich ausspricht, ist er schon anderthalb Jahre trocken. Seit dem 14. Januar 1982 sind Bier und Schnaps für ihn tabu. Über seine Sucht hat der Mann einen Roman geschrieben - "Das letzte erste Glas". Daraus liest er an jenem Tag in einem Brandenburger Krankenhaus. Vor 500 Zuhörern. Es ist nicht die erste Lesung. Doch noch nie hatte er zugegeben, dass es in dem Buch um ihn selbst geht. "Ich wurde rot im Gesicht. Ich habe gebrannt am ganzen Körper. Aber ich habe es gesagt." Für ihn ein entscheidender Schritt. "Sich lediglich still einzugestehen Alkoholiker zu sein, hilft nicht, dauerhafte Abstinenz zu erreichen", sagt Reinhardt Cornelius-Hahn, wie er seit seiner Eheschließung heißt, und spricht bis heute in Lesungen über sein erstes Leben, "das völlig verkehrt war".

1953 geht die Familie, zu der sechs Kinder gehören, in den Westen. 1959 lassen die Eltern sich scheiden. Der Vater zieht mit den drei Jüngsten, darunter der damals Zwölfjährige, zurück in den Osten. Kurze Zeit später stirbt der Vater. Doch da ist die Mauer bereits zu. Die Kinder können nicht wieder zur Mutter. "Wir waren politische Vollwaisen." Mit 15 versucht Reinhardt Hahn, in den Westen zu fliehen. Er wird erwischt. Kommt nach Kyritz in ein Kinderheim. In seiner Erinnerung eine bedrückende Zeit ohne Liebe und Geborgenheit. Dafür voller sozialer Stigmatisierung. "Wir mussten Kleidung tragen, die irgendjemand gespendet hatte." Seine Wäschenummer - die 21 - hat er noch heute im Kopf. Er beginnt in Brandenburg eine Lehre als Elektromonteur. Wechselt noch einmal. Geht nach Leuna und wird Chemiefacharbeiter.

Der junge Mann macht schnell Karriere. Als stellvertretender Schichtleiter hat er 13 Kollegen unter sich. Alle älter als er. Geborgenheit findet er zu diesem Zeitpunkt in der Partei. "Ich war ein Glühender", sagt Reinhardt Cornelius-Hahn. Er absolviert die Parteischule, wird mit 26 Jahren Nomenklaturkader der Bezirksleitung Halle der SED. "Die Partei war für mich ein großer Ersatz, Mutter- und Vaterersatz." Doch er kann sich nicht gut anpassen, sagt, was er denkt, will sich von anderen nicht dominieren lassen und tritt zuweilen cholerisch auf. Das kommt nicht gut an. Als er 1976 bei einer Auseinandersetzung sein Parteibuch zerreißt, wird er von "Mutter und Vater" verstoßen. Er fliegt aus der Partei und verliert seine Stelle in Leuna. Reinhardt Hahn kann zu dieser Zeit sein Leben nur ertragen, wenn er sich selbst betäubt. Mit Alkohol. Bereits als Funktionär hat er nicht wenig getrunken. Bis zur Sucht ist es nun nur noch ein kurzer Weg.



Konflikt- und Erleichterungstrinken nennt der Psychiater dieses Verhalten. "Es gibt im Gehirn eines Menschen einen Funktionskreis, der als inneres Belohnungssystem bezeichnet werden kann", erklärt Bernd Langer, Chefarzt des AWO-Psychiatriezentrums in Halle. "Wenn uns etwas Gutes widerfährt, wird es aktiviert und schüttet körpereigene opiatähnliche Substanzen aus. Die wiederum versetzen uns in einen angenehmen Zustand." Auch Suchtstoffe wie Alkohol, so der Mediziner, würden dieses Belohnungssystem aktivieren. Der Mensch mache die Erfahrung, dass beispielsweise berufliche Anspannung nachlasse, wenn er am Abend drei, vier Bier trinke. "Und das führt bei manchen Menschen dazu, dass sie diesen Zustand immer wieder herbeiführen wollen und so süchtig werden."

Um den Zustand der Erleichterung zu spüren, braucht Reinhardt Hahn immer größere Mengen Alkohol. Erst Bier, dann Schnaps und Likör. Das höchste Quantum sind drei Flaschen Schnaps am Tag. Aber da ist er schon ganz am Ende. Zunächst hält der Mann sich mit Hilfsarbeiten über Wasser. Überall fliegt er nach kurzer Zeit raus. Er wechselt häufig Wohnungen und Wohnorte, zieht zu immer anderen Frauen, die ihn bemuttern. Zweimal heiratet er. Es entstehen vier Kinder. "Die Frauen haben geglaubt, dass sie die Kraft haben, mich mit Liebe zu ändern", sagt er. Aber das sei bei einem Alkoholiker vergeblich. "Meine Gedanken drehten sich nur um das eine: Wie komme ich an Geld, um neuen Stoff zu besorgen." Waschmaschine, Schleuder, Möbel - alles habe er verkauft. So stark sei der Saufdruck gewesen.

In klaren Momenten spürt Reinhardt Hahn, dass er sich auf einer sozialen Talfahrt befindet. Er will da raus. Beginnt sogar ein Literaturstudium in Leipzig, das er erst viel, viel später beenden wird. Und er versucht, das Trinken durch andere Suchtmittel abzulösen. Aber er findet immer wieder neue Ausreden dafür, dass er Trinken muss. Schuld sind der Staat, die Weiber, die miese Arbeit.

Reinhardt Hahn ist das, was der Volksmund einen Quartalssäufer nennt. Er kommt manchmal längere Zeit ohne Alkohol aus. In dieser Zeit redet er sich ein, gar kein Trinker zu sein. Es geht ja. Dabei sagt ihm sein vergifteter Körper längst etwas anderes. Der leidet. Ungefähr 35 Zusammenbrüche durch Alkoholvergiftung und Medikamentenmissbrauch zählt Reinhardt Hahn. Er hat mehrfach Halluzinationen, sieht Drachenköpfe in der Wand, jagt schleimige Vögel.

"Das sind klassische Entzugserscheinungen", sagt Bernd Langer. Die könnten schlimmstenfalls zu einer Bewusstseins-eintrübung führen. Die Psychiatrie spricht dann von einem Alkohol-Delir. "Das ist ein medizinischer Notfall, der ohne Behandlung oft tödlich verläuft", erklärt Langer.

Am Anfang des Jahres 1982 ist Reinhardt Hahn ganz unten angekommen. 14 Tage lang zecht er durch, belohnt sich dafür, dass er Silvester und Neujahr nicht zur Flasche gegriffen hatte. Durch eine glückliche Fügung kommt er in diesem Zustand zur Stadtmission in Halle. Es ist der 14. Januar 1982. "Ich war genau an dem Punkt, an dem ich mir sagte, entweder du stirbst jetzt oder du versuchst es ohne Alkohol. Ich habe gelitten." Noch an diesem Tag unterzeichnet er eine Erklärung, in der er sich vor dem lieben Gott, der anwesenden Diakonin und vor sich selbst verpflichtet, zunächst drei Monate keinen Alkohol zu trinken. "Der liebe Gott war mir egal, die Diakonin war mir egal - aber über den Reinhardt bin ich gestolpert", sagt er. Irgendwo in seinem Unterbewusstsein sei die Frage aufgetaucht: Was tust du dir eigentlich an? Warum gehst du so kalt und lieblos mit dir um? Die drei Monate hält er durch. Daraus sind inzwischen 30 Jahre geworden. Das schaffen nur wenige.

Anfangs ist es nicht einfach. "Ein Alkoholiker muss die Abstinenz lernen", sagt Reinhardt Cornelius-Hahn. "Der Suchtdruck ist so stark, so unmittelbar und so total." Die ersten drei bis fünf Jahre sei es wirklich wichtig, keine Kneipe zu gründen, in der Kaufhalle nicht dahin zu gehen, wo der Schnaps steht und auch zu Hause nicht einen Tropfen zu haben. "Das ist tödlich." Ihm helfen über Jahre die Treffen der Selbsthilfegruppe in der Stadtmission. Heute sind es die Lesungen. Allein im vergangenen Jahr waren es etwa 25.

"Ich habe mir die Abstinenz geschenkt", sagt Reinhardt Cornelius-Hahn. "Alkohol gehört nicht mehr zu meinem Leben." Das machen jetzt ganz andere Dinge aus: Er lebt seit vielen Jahren in einer glücklichen dritten Ehe, aus der 1984 eine Tochter hervorgegangen ist. Vor etwas mehr als fünf Jahren hat er seiner Frau eine Niere gespendet. Er leitet in Halle einen Buchverlag, trägt für knapp 30 Mitarbeiter die Verantwortung. Im März eröffnet er in Halle ein Buch- und Kunsthaus. "Heute bin ich süchtig nach Sinnerfüllung, nach Gestaltung", sagt er. Und räumt ein: "Ich habe Glück gehabt. Mir ist das Leben wiedergegeben worden - wie einem Baum, der verdorren wollte."
von Reinhardt Cornelius-Hahn 11. August 2023
Über das Loslassen, Neinsagen oder auch das Kapitulieren Unser Verstand, auch mein Verstand, wird mit ständiger Anregung beschenkt. Das passiert ganz einfach. Dafür sorgen fünf Sinne. Jeder kennt sie, Sehen, Hören, Tasten, Riechen und Schmecken. Was machen diese Sinne mit mir? Sie sorgen dafür, dass ich die Welt ringsum sortieren, verstehen und auch entdecken kann. Das kann jeder. Wir sind neugierig, interessiert, auch beschützt. Alles machen unsere Sinne, sie wollen oft aber auch wissen, was sich hinter den Dingen, Sachen, Ländern, ja sogar der ganzen Welt versteckt. Dafür haben wir eben unseren Verstand, der sich erinnern, der vorausdenken und sogar Vorgänge, die noch nicht passiert sind, untersuchen kann. Jeder kennt sie, die Wissenschaft, die Erlebnisbereiche, die Erfahrungen und natürlich die Fantasie. Damit kommen wir alle gut zurecht, bis, ja, bis sich Hindernisse, Probleme, Konflikte und Erfahrungen gegen unsere Neugier oder unser Wissen stellen. Natürlich kann man sich helfen lassen, da gibt es die Gesellschaft, die uns bei allem hilft, was uns fehlt: Erziehung, Schule, Studium, Beruf, ja aber auch Liebe, Zuneigung und Anerkennung. Dazu kommen noch Spiel, Spaß und Witz und man könnte meinen, dass ist der Lack, der die Welt zusammenhält. Das ist zuerst richtig, wird aber gefährlich und problematisch, wenn unsere Wünsche, unser Neugier und auch die Fantasie auf all das verzichten will, was wir besitzen und haben. Besonders wichtig ist unsere Leibhaftigkeit. Was ist eigentlich der Leib, der Körper oder man kann auch sagen: Wer ist ICH? Ich weiß, mein Leib ist mein Zuhause. Ich habe für Kinder vor Jahren geschrieben: Mein Leib ist mein Zuhause, darin wohne ich, fühle ich, denke ich und ich kann und darf ihn nicht verlassen. Aber, der Schmerz, die Sucht(Suche), die fehlende Erfahrung und mangelndes Wissen zerstören mein HAUS. Der Verstand in meinem Leib erfährt viel Neues, darunter auch die Herabwürdigung und das Fehlen seines Selbstwertes. Mein Verstand ist ständig und fast immer dem ausgesetzt, was gerade geschieht. Man kann es auch den Alltag, den Augenblick oder das Jetzt nennen ausgesetzt. Ein Mensch kommt einfach von sich nicht weg. Sein Haus, also der Leib, kann auch sein Gefängnis werden. Die Sinne sind nicht nur augenblicklich immer da, sie sind auch alle animalisch, also tierhaft. Wir können auch nicht so tun, als gebe es die Eindrücke der Sinne oder das Geschehen um uns herum nicht. Aber, wir Menschen haben ein Gedächtnis, damit kann man Pläne schmieden. Wir vergessen vielleicht das, was uns nicht passt, aber das, was uns gefällt, das bewahren und pflegen wir. Erinnerungen sind gut oder schlecht, weil man sich an Glück gern erinnern möchte, anders ist es mit dem Pech. Das eine möchte man gern wiederholen, das andere vermeiden. Sonst geht es uns allen gut, fast allen Menschen an den Orten, in denen wir leben. Das ist bei mir auch so, aber, es war nicht immer so. Vor 41 Jahren, ich war damals 35 Jahre alt, stand also mitten im Leben, da hatte ich alles verloren oder abgegeben, auch die Hoffnung auf kommende Zeiten oder ich nenne es einfach mal die Zukunft. Damals war ich ein nasser Trinker, medikamentenabhängig und Kettenraucher und fühlte mein Lebensende kommen. Ich stürzte in ein Prädelir ab. Das ist, wenn alle Sinne versagen und auch der Leib sein Leben aufgeben müsste. In dieser Zeit, wie gesagt, es war vor über vierzig Jahren, fand ich eine Gruppe von Menschen, die der Sucht und Suche nach vermeintlichem Glück abgeschworen hatten. Sie waren nüchtern geworden. Drei bis fünf Jahre waren sie mein Vorbild, und ich habe Tag für Tag trocken gelebt. Ich war ständig auf der Suche nach einem neuen Glück oder man kann es auch, ein anderes Leben nennen. Ein Leben ohne Krankheit und Tod schien mir noch Lebenswert, anderes nicht. Heute nenne ich diese Suche den schweren Weg zur klaren Quelle des Nüchtern-Seins im Verstand. Ich kann auch sagen, es war die Suche nach dem Wasser in der Wüste des Ausgestoßen-Seins. Ausgegrenzt, entwürdigt, kaputt: Der ist schon tot. Eine Leiche, die vergessen hat, zu sterben. Das ist jetzt bald 42 Jahre her. Ich habe begriffen, was das ist und bedeutet, zu kapitulieren. Aufgeben, loslassen, nein sagen um endlich das Überleben in mir selbst zu finden. Das Überleben ist ist in meinem Leib zu Hause, nicht in meinem Verstand, der ständig nach Neuem oder anderen Dingen giert. Es gab und gibt für mich heute keinen Ort mehr, wo ich mich verstecken oder verkriechen könnte oder wollte. Dieser Ort Nirgendwo ist überall. Er ist das Zuhause in mir. Zum Leben brauche ich nichts, gar nichts, ich brauche nur mich. Ich bin kein Egoist, aber ich bin einer, der sich selbst durch Kapitulation neue Lebenshilfe gegeben hat. Nur so geht es. Lebenshilfe ist keine Willensfrage, sondern nur eine Einsicht, sich selbst zu bewahren und anderen zu helfen, um mit dem Leib durchs Leben zu kommen. Versteht ihr mich? Natürlich... und jetzt erzähle ich, was ich alles mit diesem Kapital, das mir durch meine Kapitulation vor der Sucht geschenkt wurden begonnen habe. 1. Mir selbst geholfen 2. Anderen geholfen 3. Gearbeitet, geliebt und Kinder in die Welt gesetzt 4. Drei Bestseller geschrieben 5. Bücher für Kinder verfasst 6. Tatsächlich als rettender Sponsor mehr als zehn Menschen gerettet 7. Eine Firma gegründet und 40 Menschen Arbeit und Ausbildung gegeben 8. 2.000 mal vor fremden Menschen über Sucht gesprochen 9. Die Welt kennengelernt und gesund geblieben und 10. mehr als 15.000 Tage früh aufgestanden mit dem Satz: Heute trinke ich nicht!
von Reinhardt Cornelius-Hahn 9. Dezember 2022
Reinhardt O. Hahn Unternehmer Nachwort über digitale Inhalte, Formen und Möglichkeiten So wie ein Fischer im Sternenbild sein Netz auswirft, um vielleicht ferne Planeten und Sonnen zu fangen, so sind unsere Gedanken im Kosmischen unterwegs gewesen, dabei die Erde vergessend, die unter uns sich drehend den Ort anbot, um in der Ferne die Galaxien beobachten, zu dürfen damit wir der Weisheit letzten Schluss dem Verstand entnehmen können. Das wahrhaftig Große, das analoge Gleichnis zu uns selbst, wir haben es im Universum nicht gefunden. Wir haben versucht, unserem Leben aus der Quantität der Historie eine neue Qualität für die Zukunft mitzugeben. Es gibt einen Weg, das digitale Medium, Doch aber alles, worauf wir uns heute befinden, besteht aus einer geordneten unendlichen Winzigkeit und eben nicht aus der Unermesslichkeit des Seins. Das innerste Wesen des Universums bietet uns eine neue Qualität an, sie ist im Mikrokosmos verborgen. Dort ist alles auch abbildbar und existent und kann unendlich geteilt werden. Es gleicht dem Gehirn und kann immer abgerufen werden, anders als der Körper, der träge und massig uns erdet. Hier mag die Philosophie vielleicht eines Tages Vorschläge machen können, wie und wodurch eine Weltgesellschaft verknüpft sein muss. Welche sittlichen und sozailen Bande hat sie und was hält sie im Innersten zusammen. Eine neue Gesellschaftsordnung muss her, deren Zentrum das digitale Medieum sein wird. Ein furchtbarerer, unmöglicher Gedanke, besonders für die Deutschen, die den Datenschutz der Person sogar über eine Leiche stellen, der man nach dem Tod des Individuums noch nachträchlich etwas moralisch unterstellen könnte. Es klingt profan, im Innersten hielten uns Luft, Wasser, Erde, und Feuer zusammen und die Vorräte, auf die wir gesessen haben. Den flüchtigen Besitz haben wir zum Eigentum erklärt, um besser als andere oder auch nur gut damit wirtschaften und überleben zu können. Aber, es gibt viele materielle Dinge, die nicht teilbar sind, die aber jeder besitzen möchte oder haben will. Wir stehen einer Zukunft gegenüber, das wir teilen müssten bis zum Stillstand, gäbe es nicht die fraktale Reproduktion im Internet von der sich jeder digital nehmen kann, so viel eine Festplatte her gibt. Jeder kann davon Teile haben und sie besitzen. Junge Leute kommen damit schon gut aus. Deren Welt ist eine andere, als die der Männer und Frauen, die vor 1975 geboren wurden. Der Verfasser des mir vorliegenden exzellenten Buches, Johannes Driendl, führte mich auf viele Pfad des Denkens, die alle ein Ende nahmen, die den Stillstand erzwingen. Ich, als medienaffiner Typ, fast ein Nert, bin überzeugt davon, es ist nicht die Quantität, die unser Verlangen nach einer sicheren Zukunft unstillbar und unhaltbar erweitern wird, sondern es ist die qualitative Verbesserung der Welt, und das im Sinne uns die Frage stellen, wie können wir uns die Erde so erhalten, dass sie uns nicht abschüttelt oder sich von uns abwendet? Es geht um das einmalige, eben um das menschliche Glück, Sich im Da-Sein befinden zu dürfen. Das verpflichtet die Menschen, sich mit der Welt zu arrangieren, die nur in unseren Köpfen besteht. Es ist eine doppelt starke Heraisforderung oder Aufgabe, außerordentlich achtsam und pfleglich mit der Erde so umzugehen, wie mit uns selbst, denn sie sind der Maßstab für die Gedeihlichkeit oder den Untergang. Das, worauf wir stehen ist das, von dem wir nicht wegkommen. Wir können auch die Spaltung und die Erkenntnisse über uns selbst bis in das Unermessliche betreiben. Das Digitale ist das Kleinste und Tollste, was die Menschheit je entdeckt hat. Es richtet in der Aufspaltung keinen Schaden an. Es ist Unsichtbar und doch zu sehen. Es besteht aus elektronischen Impulsen und liefert uns milliardenfach Daten für das Denken. Mit diesen Informationen können wir uns die Welt von der Welt erschaffen. Ein nahezu galaktisches Theater ist das wohl endgültig Neue für den Verstand! Das, was vor fast 2.500 Jahren Aristophanes als großer Dichter im Theater auf die Bühne brachte, war auch eine solche Ungeheuerlichkeit, die den Menschen das Leben nahe brachte. Er erzählte wahrhaftige Komödien, die mit ihrer Kraft Helden den Sieg erringen ließen, anders als in Dramen, in denen der Held oft sein Leben verliert. Beides geschieht durch die Poesie, sie hat die größte Kraft für die Belebung des Verstandes und war schon immer im Recht, da sie von Dichtern verwaltet wurde und wird und das Kognitive zur Pflicht erhebt, das uns in die epische Heiterkeit und seelische Gelassenheit trägt. Das Leben ist ein großes Spiel im Märchen und am Ende steht der Tod - zum Glück. Heute, man mag es mir verzeihen, heute ist das Digitale die Poesie in den Köpfen, denn es schöpft und schafft einen neuen Kosmos, den wir auch Universum nennen dürfen. Wir können über das Spiel der Elektronen das Leben neu begreifen, es wird uns „scheinbar“ ewig und dauerhaft gestalten, ohne die Not des Realen, aber so wie das Leben selbst ist. Die neue Ästhetik, also die sinnliche Wahrnehmung wird sich verändern. Denken ist mehr Genuß als „leiben“. Was uns Lesern und Freunden der Philosophie der Schriftsteller Johannes Driendl in 14 Bänden vorführt und anbietet, ist der Weg des menschlichen Verstandes in 2.500 Jahren durch die sozialen Unbilden, die geistigen Unwetter und die totalen Ausfälle des menschlichen Verstandes über die Jahrtausende. Die Philosophen sind vielleicht die wahren Dichter, die mit ihren Visionen, die der Volksmund weiter trägt, die Welt verändern und damit die Revolutionen begründeten. Ja, das bessere Leben ist es, ob es Heine oder Hobbes sagten. Es kommt bei allen Tätigkeiten, bei den Wünschen und auch in den großen Geschichten und Märchen vor. Da wird berichtet über Sehnsüchte, über die Liebe, über berechtigte Hoffnungen, von besseren Ländern und einem neuen Leben. Es ist die Ferne und das Andere, was die Visionen anstachelt und entwickelt und dem Verstand zuruft, das änderst du oder sonst hältst du das Leben in dir nicht mehr aus. Es ist der Kampf, der gegen menschliche Beziehungen geführt wird, gegen die Bevormundung, die Entfremdung und auch gegen die totale Kontrolle. Wir können das alles selbst, weil wir andere Menschen geworden sind. Und wir spüren es nicht nur, wir sehen es jeden Tag, es geht um alles, um das Leben selbst. Wie Süchtige, die die Gnade der Abstinenz erfahren haben und diese als ihre neue Lebensqualität begriffen haben. Die Auseinandersetzung mit sich selbst, die Leute zu Menschen macht, die sich entehrt und entwürdigt fühlen, findet ganz allein in ihnen selbst statt. In der Wüste braucht man nur noch Wasser, doch die Wüste lebt und sie ist, ein schreckliches Wort, sie ist auch schön. Die Rufe nach der Gerechtigkeit werden heute immer lauter und man erinnert sich, da gibt es eine bessere und vielleicht auch schönere Welt. Diese Welt ist in uns. Andere glauben noch, da draußen, da sind sie, die Reisen, die Offenheit, die Bananen, die Strände und die PKWs und so albern es klingt, alles zusammen nennen wir, in den Konsum eingepresst, Freiheit. Sie fehlt angeblich deshalb, weil man nicht alles besitzen und weil man nicht alles darf, weil eben alles seine Ordnung haben muss. Geht das nicht auf, so nimmt man gewaltsam das Recht in die Hand. Unser Joch und das Leben, sie sind unsere Atmung und das Schlagen des Herzens. Die leibhaftige Diktatur des Körpers, die alles unter vermeintlich Gleichen gleich macht, wird nicht mehr als Joch empfunden, sondern abgeworfen und so bahnt man einen neuen Weg für eine neue Gesellschaft und öffnet ihr die Tür. Freiheit gibt es nur im Verstand und nicht im Leib. Darum ist es gut, dieses Gefängnis zu ehren und seine Schlösser zu pflegen. Nur innen ist Leben. Heute sind wir am Anbeginn einer Revolution, von der ich zu sagen wage, es wird die Revolution nach innen sein. Eine ungeheuerliche Vorstellung. Sie bedient sich einer Kantschen Maxime, die auffordert, sich einer neuen Innerlichkeit zu bedienen. Das bedeutet, absolut neue Einsichten durchzusetzen und zu bestärken, sonst wendet sich die Erde und somit die Welt von allem und allen ab. Darum fressen unsere Kinder die alten Revolutionen. Anders als jede frühere Revolution kommt die neue aber nicht von UNTEN, vom geläuterten Volk, sondern von der Katharsis der Jungen, die mit schreckgeweitetem Blick in die Zukunft schauen, die Hilfe suchen und die unterstützt werden möchten von „denen“ da OBEN, die bisher der natürliche Feind für die da UNTEN waren. Sie werden eins, sie sind schon eins, denn wir sitzen alle im selbst Boot und werfen von dort usnere Netze ins Universum aus. Wir fangen keine Nahrung, wir nehmen Informationen in besitz. Diese Revolution, die durch ihren Schrecken, den sie jetzt schon verbreitet, wird alles und sogar auch die Wahrnehmung verändern und sie wird den Charakter einer totalen Reformation annehmen. Sie wird an Haupt und Gliedern alles neu erschaffen, jedes Denken, alles Verhalten und sämtliche Werte „wieder“ neu gebären und sie vom Kopf auf die Füße stellen. Es wird der gesunde Leib sein, der dem Selbstwert dient und der orientierende Staat wird ihn zu seinem Eigenbild machen müssen, denn er wird die ökologische Heimat verwalten, die uns umgibt und er wird vor allem der Geist sein, der den Selbstwert des Individuums erhöht und seine zweite Haut schützen - die Natur. Ihre Umgebung und ihr Dasein werden künftige Generationen neu erobern und verstehen. Es muss nicht mehr der Gipfel sein, den man scheinbar erklettern muss, man muss nicht bis in tiefste Tiefen tauchen oder an Seilen gebunden von Brücken springen oder wie Ikarus hoch in Gewitterstürme fliegen. Leben in der zweiten Haut, die zwar nicht die Welt sein kann, aber die Erde sein muss, Der Erde dienen zu dürfen ohne Kult, so pathetisch es klingt, um in sich selbst ein gutes Zuhause zu haben, das ist ein Privileg. Schöpfung muss nicht Leid, sondern kann auch Genuss sein. Unsere Schöpfung (durch den Zufall) ist eine Laune der Natur. Das als Abenteuer zu begreifen und trotzdem die Lust am Leib zu zähmen, damit das Denken die Unendlichkeit in sich entdeckt, ist ein großartiger Inhalt. Weil die Frage nach dem Lebenssinn immer wieder gestellt wird, muss man sie bejahen. Ohne Fremdbestimmung und Versklavung sich achten und zu respektieren, das ist das Einfache, was so schwer zu verstehen ist. Es ist die Freude an einer Erde, die man in seiner digitalen, dreidimensionierten Welt unbeschränkt nutzen darf. Es wird eine orwellsche Situation sein, die das Netz der Kontrolle so weit fächert, dass sie nicht mehr spürbar ist. Ein Pragmatismus in der Wahrnehmung im Augenblick, mit dem das Individuum einverstanden ist. Schon heute sind wir in einer Hochzivilisation angekommen, in der die ästhetische Wahrnehmung medial geprüft und digital gesteuert wird. Wie und was wir schmecken, was wir hören und riechen, und auch was wir berühren und vor allem sehen, ist beeinflusst, vorgegeben und vorbestimmt durch das Digitale, es schafft um uns herum neue Normen des Zusammenlebens. Das setzt ein stilles Einverständnis voraus. Wir erschaffen die Maschinen, die unsere Wünsche und Sehnsüchte stillen, Apparaturen, die unseren Intellekt berühren und erwecken und ihm eine Richtung anbieten oder vorgeben. Wer wollte das bestreiten? Es ist das Gebot einer neuen Sittlichkeit, das unser Zusammenlebens mit dem Überleben verzahnt und verbindet. Sich zu gleichen Zeit, auf einem Planeten milliardenfach als edle Schöpfung zu begreifen, die sich auch durch Einordnung und Einbildung ständig neue Normen erschaffen wird, ist eine gewaltige Inszenierung, die uns auch die Natur wieder zurück gibt, die aus Bäumen, Flüssen, Bergen, Meeren und aus vielen anderen Gegebenheiten und Geheimnissen besteht, die auch wirklich existiert. Wer kennt nicht den alten Spriuch: Die Schöpfung schützen! Ein vielleicht neues Recht auf die Würde und Demut zu beanspruchen durch die Digitalisierung des Miteinanders, ist ein Vorrecht der Zukunft. Die analoge Macht der Natur billigen und fördern ist unsere vornehmste Aufgabe, sonst wird sie partiell die Herrschaft über uns durch Not erzwingen. Wir wissen, die Menschen ändern ihr Verhalten nur durch Katastrophen, die von der Politik herbeigeführt werden. Dem muss die Weltgesellschaft zuvorkommen. Wie kann man das erreichen?: Man kann uns Menschen mit der Kraft der Poesie (mit der Wahrhaftigkeit) digital immer neue Interpretationen der Welt anbieten, ohne sie (auch die Erde) stark verändern zu müssen. Uns unbekannte Interpretationen und Inspirationen der digitalen Welt verändern den Verstand in den Köpfen der Menschen. Unsere Leiber wird die Erde erziehen, so oder so. Das Überleben ist nur in einer vernünftigen und nüchternen Welt möglich, ohne Ideologie, ohne Religion und ohne Eigentum oder das Ende. der Zivilisation ist schneller als in zwei oder drei Generationen erreicht ... Es ist der Stillstand der Welt, den die Erde von uns schon seit über hundert Jahre einfordert, den wir aber noch nicht begriffen haben. Es ist der Pakt, den die Natur uns anbietet. Die Vorgabe ist einfach, aber der Maßstab scheinbar unüberwindbar hoch. Darum ist zu tun: 1. Die Einschränkung der Population, die auf ein Verhältnis für das Überleben der Weltgesellschaft erbracht werden muss. 2. Es ist der Kampf gegen die Unbildung, um die Armut zu besiegen. 3. Es sind die Ideologien und Religionen, die abgeschafft werden müssen, damit der Verstand der Menschen frei und nüchtern werden kann. Die Zukunft braucht keine Ideen, sondern Bewahrung. 4. Der Kampf gegen die Erderwärmung. Wie sollen wir uns vor dem Desaster der Stürme, Überflutungen, Dürren und Hitze retten, ohne unterzugehen? Es ist auch der Kampf für die Artenvielfalt, da der Erhalt der Vielfalt sich nicht nur ökologisch in der Fauna und Flora widerspiegelt, sondern auch die Würde der Menschheit in der gesamten Natur ein Abbild ihrer zivilisatorischen Kraft ist. 5. Das gesamte und nicht nur verfügbare, spaltbare Material wird zur Energiegewinnung eingesetzt. Das Unteilbare ist die einzige Kraft, die unser Überleben möglich macht. Wir können uns verschwören gegen die Erde und an höhere Mächte glauben, die all unsere Sorgen und Probleme lösen werden? Dafür mag jede Religion und auch jede Ideologie gut sein. Die Kultur aber wird untergehen in der Barbarei der Ideen und Visionen, weil der Staat keine Sicherheit mehr geben kann. Etwas, was Thomas Hobbes, auch ein Dichter und nicht nur Philosoph, vor vierhundert Jahren schon einforderte. Wir haben nur wenig Zeit für eine hohe Qualität in der Ökonomie, der Technik und für eine qualitativ hochwertige Tätigkeit, die sich am Naturzustand orientiert. Nur das Unteilbare. Das Digitale und Atomare werden uns das Erlebnis Erde dauerhaft und nachhaltig verschaffen können. Wir werden es lernen müssen, Bilder zu entwickeln und zu verbrauchen, die den gierigen Verstand wahrhaftig sättigen. So wie es uns gefällt. Die Seele der Menschen kann nur dort Frieden können, wo der Verstand ohne Wunsch leben darf. Enthaltsamkeit nicht als Bestrafung, sondern als Belohnung des leibhaftigen Erlebens zu verstehen, wer wollte das schon gern auf sich nehmen?,Allein mit dem Wissen der abendländischen Philosophie ausgerüstet, werden wir keinen Weg in die Zukunft finden. Meiner Generation hat man die Zukunft golden gemalt. Der Kommunismus müsse erreicht werden, damit wir nach unseren Bedürfnissen ohne jede Ausbeutung leben können. Das Gute hatte man uns im Osten Deutschlands versprochen. Keine Verbrechen mehr, sobald der Kapitalismus besiegt ist. Jegliches Laster gebe es nicht mehr und man werde die letzten Rudimente einer kapitalistischen Gesellschaftsform abschaffen. Es bedürfe sogar keiner Partei mehr, hörte ich auf der Bezirksparteischule und die Arbeit sei ein Bedürfnis nach Lustprinzip und jeder könne seinen Hobbys nachgehen, wie es ihm gefiele. Das Eiapopeia vom Himmel würde so sein. Doch je goldener die Zukunft gemalt wurde, umso mehr wahren zwangsläufig alle Mittel erlaubt, diese Zukunft zu erreichen, auch wenn man über Leichen ging. Heute ist festzustellen, digitale Leichen leben nicht. Vielleicht rettet dieses Erkenntnis die Mesnchheit.
von Reinhardt Cornelius-Hahn 9. Dezember 2022
Verehrte Freunde der Literatur. Liebe Leser und Zuhörer! Bisher habe ich immer, sobald ich einen neuen Titel vorstellen durfte und ihn von der literarischen Werkbank in die Öffentlichkeit gab, ein Beispiel zur Erklärung aus der historischen Literaturkritik genommen und es bei Gottsched, Lessing oder auch Reich-Ranicki gesucht und gefunden. Eines Tages erfand ich ein eigenes Bild für die Erläuterung der Fabel: Ein Buch ist ein Kind, das ein Erzähler in die Welt der Poesie setzt und mit dem sich ein Leser unterhalten möchte. Heute sind es Vierlinge, sie sind hübsch, interessant, spannend und sie gehören unverzichtbar zusammen und zu mir. Meine Vierlinge, die ich in die Welt zu schicken beabsichtige. Sie haben einen Makel, sie sind nicht eineiig. Jedes ist anders. Wie soll ich also meinen Lesern erklären, die ja skeptisch sind, warum also, sollte der Käufer meine vier literarischen Kinder kennenlernen ohne zu wissen, welche Kinder er da adoptiert? Mir kam da eine Idee. Ich war neun Jahre alt, da stand ich in der Spitze des Kölner Doms. !956 war das. Mein Vater stand unten. Klein und fern. Ich freute mich über meinen Verkaufserfolg. Über hundert BILD Zeitungen und einige illustrierte Zeitschriften, die Hörzu, die Funk und die Neue Illustrierte hatte ich einige Tag zuvor erfolgreich verkauft. Ich war Zeitungsjunge. Die Überschrift des Tages hieß: „Russenpanzer vor Budapest!“ Ich habe mir die Stimmer heiser geschrien. Meine Idee war, ich erzähle die Fabel meiner Tetralogie, also die vier Bände so, wie die Doppelspitze des Doms da am Rhein steht. In Turm links von der Rheinbrücke gesehen laufen meine vier Buchkinder von der Spitze nach unten bis tief in die Geschichte, im Turm rechts laufen sie von unten nach oben zur Aussicht. Insgesamt sind das mehr als 1.700. Buchseiten, aber der Kölner Dom nur 533 Treppenstufen, also 1066 zu gehende Stufen insgesamt. Der Magdeburger Dom gibt noch weniger her, die hallesche Marktkirche ist noch kleiner. Aber, sie haben alle eine Doppelspitze, da könnte man also auch eine Geschichte einbauen. Die Hausmannstürme in Halle sind sogar mit einer Brücke zwischen den Türmen verbunden. Das brachte mich auf den Gedanken, meine Helden könnten in einem Paternoster hoch und runter durch die jüngere Deutsche Geschichte fahren oder auch schweben. Man muss als mein Leser wissen, meine Tetralogie beginnt vor achthundert Jahren, als Wichmann von Arnstein am Beispiel der Mechthild von Magdeburg meinen Helden erklärt, wie die Deutschen leben sollten und sie endet auf dem Marktplatz in Weißenfels im Jahre 2015. Also schicke ich jetzt meine literarische Figuren (also meine Kinder) in den Paternoster. So erkläre ich kurz und knapp die Fabel, die man auch Exposé nennen kann. Meine Leser werden an die Hand genommen und man führt sie in das Haus der Poesie, das eigentlich „Das gewöhnliche Bauwerk“ heißt. Jeder weiß natürlich, damit ist die Mauer in Berlin gemeint. Doch, warum schreibt man 1.700 Seiten über eine MAUER? Im Band I 2012 betreten wir den Paternoster und sind tatsächlich bis zum Jahre 1638 unterwegs. Es ist der erste Band und es ist auch eine große Etage und damit sich keiner verlaufen kann, wird in einer Rahmenhandlung darüber erzählt, beschrieben, gejammert, gebetet, geflucht, was in 300 Jahren bis zum Jahre 1938 passiert. Alles eingebettet im Jahre 2012. Da steht zum Beispiel eine Gruppe Menschen, sie haben sich mitten im Friedhof getroffen. Ein viel besuchter Ort. Die nächste Tür öffnend, reden sie über das Erbe, über Ost und West und sie kommen aus Krefeld, Berlin, aus Halle und Neuruppin. Rechts erlebt man einen Pastor, der aus Angst vor dem Bösen einen Toten in der Erde pfählt, übrigens der erste Ahne meiner Helden, mitten im 30 Jährigen Krieg. Betriebe entstehen, die Bilderbogen und Uniformröcke herstellen. Die Leser gehen in der Etage zwischen marodierenden Banden, wissen aber, Sie leben in der Welt eben oder jetzt und sie können bei allem zusehen und müssen nichts tun: Die Mühen um die tägliche Gerechtigkeit, über Deserteure des Kronprinzenregiments, über die Ehre der Bauern, die Gnade der Grafen und Landräte und auch den Donner der Kanonen, nachdem er verhallt ist, liegen 20.000 Österreicher und Preußen auf dem Schlachtfeld. 13 Kriege werden gekämpft und verloren und gewonnen. Napoleons Mannen ziehen durch Deutschland, sie wollen nach Moskau, er wird geschlagen und der nächste Kaiser der Deutschen will seine Flotte, die SPD will regieren und die Nationalsozialisten erhalten Stimmenzuwachs. die Weimarer Republik stirbt. 1938 wird die Geschichte des Schreibers der Chronik schmerzhaft durch die Nationalsozialisten beendet. Immer wieder öffnet der Leser einen Raum und schreitet nach vor. In der Etage treffen sie sich, die Menschen aus der Geschichte mit denen, die heute in der Rahmenhandlung leben. In der Etage gibt es die Gänge und langen Korridore, Zimmer mit Nummern und geheime Nischen, die in die Geschichte führen. Man geht wieder zum Paternoster um zu erfahren, was wird mit diesen Leuten. Band II Im zweiten Band, den wir jetzt auch Etage nennen dürfen, beginnt die Rahmenerzählung schon 1988. Der erzählende Held steigt in ein Flugzeug, trifft auf schwere Feldarbeit, auf den 17. Juni 1953 und auf erschlagene Menschen. Davor schreitet die Hitlerjugend durch das Bild. Ein Kriegsleutnant zur See hat das Ideal, im U-Boot zu ersticken und es erfüllt sich sein Wunsch. Die Rache eines Fremdenlegionärs wird erzählt, man könnte ihn fast verstehen und ein anderer, der fährt mit einer 2-er BMW durch die Sahara, zuerst um im Auftrage Rommels, um den Briten Montgomery zu verwirren. Doch er kehrt nicht zurück, sondern er biwakiert in der Sahelzone, vermählt sich mit einer farbigen Frau, die im Beiwagen des deutschen Motorrades die Kinder großzieht. Ein Held trifft seinen Cousin aus der Sahelzone in Paris 1988 und sie erkennen einander an den blauen Augen, denn mehr ist von dem Deutschen geblieben und man ahnt es, sie sehen sich vielleicht 2015 wieder. Das ist der Rahmen. Doch vorher gibt es die Bundesrepublik in den 50-Jahren zu erfahren oder die DDR damals zu erleben. An alles ist gedacht, an Butterpreise, politische Witze, an den RIAS Sender, Milchhöfe deren Gullys im Weiß ersaufen und man sieht einem Kind, das beobachtet, wie im Hof eines Großhandels tausende Tonnen Äpfel, Milch, Tomaten vernichtet werden, um Preise oben zu halten. Dort leben Kinder in Heimen, wechseln oft die Schulen. In NRW werden sie geschlagen, da läuft sogar das Blut. Das ist bei Gott schon lange her. Der Sozialismus hat noch nicht gesiegt. Band III Im der dritten Etage geht mein drittes Kind mit den Lesern in eine Welt, die er noch zu kennen meint. In der Rahmenerzählung 1988 steckt der Autor alle Helden in den Paternoster. Es wird eng und die Meinungen über die Zeit von 1960 bis 1988 unterscheiden sich sehr. Aber nur so haben sie eine Chance, den Lesern gleichberechtigt ihre Geschichten zu erzählen. Vor allen natürlich meine wichtigsten Helden, eine Jahrhundertfrau und ein Meinhardt Dehm. Sie müssen immer noch Mut haben, gilt es doch in jeder Etage, Sie können auch Epoche sagen, einen Sprung zu wagen. Der geneigte Leser oder auch der Fahrgast im Paternoster, er kann auch entzückenden politischen Gesprächen über die Schulen des Sozialismus teilnehmen, an Verhandlungen wegen Sex im Kohlenkeller der Parteischule und erfahren, wie sich die Partei beschmutzt fühlte und vor allem die Genossen, das alles wegen der Ehre und für den Sieg des Sozialismus. Tief versteckt wird der Streit ums Geld, um die Liebe und den Tod erlebt. Und, wer nun noch nicht genug mit dem Vaterunser gefahren ist, der sieht von ganz oben arbeitende Stahlwerke, Leuna, Buna, Bautzen I und die Schwarze Pumpe mit ihren Lagern, aber auch die Räume mit den Raketen zu Zeit der Cuba-Krise, vor denen sich Kinder unter Tischen oder unter Bettlaken schützen sollen. Sucht betört und zerstört Leben. Die Suche nach Wegen in die Zukunft ist erschwert und die Stasi ist immer dabei, sie sucht ja auch ihr Glück im Erfolg in den Dingen, die sie selbst erfunden hat. Der Leser besucht eine Jahrhundertfrau, die flink die Karten im Seniorenheim mischt. Diese Frau hat mitten im Leben bei Berlin eben diesen Russen erschlagen, daran denkt sie nicht mehr, doch sie erlebt ihre Jugend nach, diese Frau, wie sie ihren jüdischen Mann pflegt und ihn retten will und bei der Geheimen Staatspolizei auf der Neuaugustusburg in Weißenfels 1943 mit Ausreden um das Leben ihres Mannes ringt. Ihr Bruder, der sie verraten hat, kommt als Kriegsleutnant im U-Boot um. Er ist ein Held geworden und sie hat eine Genehmigung erhalten, ihren Mann zu Tode zu pflegen. Sie, die verblieben Figuren und die Leser, retten sich mit einem Sprung in den Paternoster, weil sie das kaum ertragen können, etwas entspannt steigen Sie eine Etage höher wieder aus. Im Vorbeigleiten sehen Sie noch Episoden, Szenen und Stücke aus dem Leben der Figuren. Natürlich können Sie sich darauf verlassen, die Figuren sind vollzählig und sind alle auf 1.700 Seiten unterwegs, damit die große Geschichte über die Rahmenhandlung ein versöhnliches Ende findet.
von Reinhardt Cornelius-Hahn 19. März 2022
Zeugnis 20 Jahre Enthaltung Reinhardt 0. Cornelius-Hahn nach vierzig Jahren. Geschrieben 2002 im Januar. Es ist gewiss sehr schwer, über sich selbst etwas Ausgeglichenes und Vernünftiges zu sagen, etwas, was auch noch Mitteilungswert ist. Ich möchte über ein Zitat sprechen, dass ich im Autorenheft als Schriftsteller mir vorangestellt habe: Keiner hat nur gesagt, wie ich leben soll. Hinzufügen möchte ich heute: Keiner hat mir gesagt, wie ich leben darf! Folgerichtig hat mir auch keiner gesagt, was ich heute sagen soll. Als ein Mensch, der im Augenblick lebt, ich nenne es auch im absoluten Jetzt leben“ weiß ich, was ich heute fühle und was ich jetzt sagen möchte. Eigentlich sind es nur zwei Dinge, die ich zu sagen habe: Ich freue mich über meinen nüchternen Verstand und ich freue mich darüber, das ich heute nicht trinke. Ein Selbstgebot, dass ich vor zwanzig Jahren mit meinem Betreuerin Melitta Duscha vereinbart habe. Falls ich mich richtig erinnere, stand auf dieser Vereinbarung geschrieben: In aller Aufrichtigkeit vor Gott, dem Herrn und vor mir selbst verpflichte ich mich, drei Monate keinen Alkohol zu trinken Unterschrift - Melitta Duscha und Reinhardt 0. Hahn. So begann das mit meiner Nüchternheit im Verstand. Vieles war dem vorangegangen. Am 14. 01. 1982 erwachte ich Spätnachmittags. Meine Haut war heiß und trocken, mein Verstand erhitzt. Die Gedanken flitzten durch den Kopf, eilig und nicht zu packen. Bauch, Nacken und Arme zitterten nicht, sie rüttelten mich durch wie beim schweren Schüttelfrost. Ich war in einer fremden Wohnung. Wie, ich wusste es nicht. Wieder mal - wie schon so oft. Trinken, reden, trinken reden und dann nur, noch trinken, trinken, trinken, bis die Erinnerung weg war. Gamma-Trinker oder verständlicher Periodentrinker oder noch verständlicher Quartalssäufer. Wobei die Quartale zeitlich immer kürzer wurden. Monatssäufer - das klingt aber nicht so gut. Das versteht auch nicht jeder. Ich war dabei, meine Chancen abzuwägen. Da war aber nicht viel. Wieder trinken bedeutete, den Schritt vom kleinen Tod zum großen Tod zu wagen. Fast 40 kleine Tode waren vorangegangen. Mein Körper hatte mich satt. Es kotzte und schiss aus mir. Suizid war das nächste, gedankliche Angebot. Dazu war ich an diesem Tag zu feige und zu schwach. Abklappern, die Angst vor dem kalten Entzug ließ mich nach Alkohol und Medikamenten suchen. In diesem Raum fanden meine Augen nichts. Da war die Erinnerung: Erwachen in der Klinik. Erwachen aus dem Prädelir. Erwachen im Dreck, Erwachen in fremden Betten Da war noch ein Angebot, die Abstinenzgruppe der Stadtmission. Alles zusammen erbrachte eine heftige Reaktion in mir, die sich aus dem Schämen, der Wut und der Angst zusammengesetzt hatte. Das Angebot, Alkoholiker zu sein, es zuzugeben. Ein trockener Trinker ist besser als ein toter Trinker. Ich bemitleidete mich, ich weinte um mein verlorenes Leben. Es war ein so sinnloses, leeres, kaputtes Leben. An diesem Tag war ich fast 35 Jahre alt. Zweimal geschieden. Ich war wieder bei den vermeintlichen Ursachen. Ein Kind des Hungers, 1947 geboren. 1953 die Flucht mit den Eltern aus der Ostzone nach Westberlin. Die Kindheit im Westen. Meine Spitz- und Kosenamen: Zahnloseminka, Professor, Hähnchen und Otto. Otto gefällt mir noch heute. Ich weiß es noch genau, um mit Hans Falladas Worte zu sprechen: Ich hatte am 14.01.1982 wieder die Möglichkeit - dem Kleinen Tod zu entrinnen, um in den großen zu flüchten. Ich hatte aber auch Alternativen. Sie aber schienen mir unmöglich. Ich dachte an meine Tochter Simone. Sie war im Hort. Ich nahm es jedenfalls an. Aus diesem Bett kroch ich in das Bad. Diese fremde Wohnung war wie jede fremde Wohnung in der Plattensiedlung. im Bad, hinter dem Wäschekorb (ich sah sie sofort) entdeckte ich ein halbes Dutzend Flaschen „Schwarzer Porter“. Die hätte ich in diesem Augenblick am liebsten zugleich getrunken, gelacht und geweint. Im Spiegel sah ich meine Fratze. De Flaschenverschlüsse gaben nicht nach. Ich schlug den Flaschenhals an der Fensterkante ab. So stand ich da. Unbekleidet, vom Entzug geschüttelt, die Flasche in der Hand vor dem Spiegel. Ich war mir unerträglich. Wieder ging mir die Entscheidung durch den Kopf: Aus, Schluss, Weitertrinken und danach Schluss. In diesem Augenblick war ich so verzweifelt wie noch nie meinem Leben. ich wusste ja, wie es kommen würde. Das Scham- und Schuldgefühl peinigte mich heftig, die Angst vor dem Entzug ebenfalls. Ich heulte wie ein Hund und ließ die Flasche in das Waschbecken fallen. Das dunkle, süße Bier lief vollends aus. Es war eine Schande mit mir. Im besten Alter, mutlos, wehrlos, bindungslos. Los von allem. Los von mir selbst. Bedingungslos zuckte es in Verstand. Ich sah mich an und befreundete mich mit dem Begriff der Kapitulation. Das Trinken aufgeben. Die Hektoliter dieser dieser Welt, die schaffe ich nicht mehr. Kapitulieren und endlich Angebote annehmen. Es gab aber nur das eine Angebot. Es war die erste vernünftige Handlung seit Jahren. Vielleicht war es überhaupt die vernünftigste Handlung in meinem Leben. Es los zu lassen, was ich zu haben glaubte, was sich aber meiner bemächtigt hatte. Einfach weg vom ersten Schluck, weg vom ersten Glas. Die Flaschen öffnen und ausschütten. Damit beginnen. Zwischen den Scherben taumelte ich wieder in das große Bett. Aufgeben und Angebote annehmen. Diese Gedanken drehten sich ständig im Kopf. Dazu der Entzug. Dazu später diese fremde Frau, die mich aufgesammelt hatte. Ich kehrte die Scherben zusammen. Wischte das Dunkelbier auf. Es roch sehr süßlich. Zwischen den kleinen Pausen, die das Erbrechen mir erlaubte, bat ich sie darum, die Stadtmission anzurufen. Sie war enttäuscht. Sie war korpulent. Jemand, den sie nicht kannte, würde mich ihr wegnehmen. Davor hatte sie Angst. Das war richtig. Eine Stunde später stand Wolfgang vor der Tür. Wolfgang - Alkoholiker, so stellte er sich vor. Ich ging auf sein Angebot ein, am nächsten Tag in die Stadtmission zu kommen. In die Gruppe. Ich sollte mich stellen. Über mich reden. Reinhardt - Alkoholiker. Ich schob das weit weg, aber ich ging auf die ersten Bedingungen ein: Keinen Tropfen mehr, kein Medikament mehr, in die Gruppe kommen und über mich reden. Der kalte Entzug, das sind Suppen, Säfte, Herzschläge die sich nicht wiederholen wollen, Schüttelschauer, Halluzinationen und immer wieder die Heimsuchungen durch die Körperöffnungen. Es ist ein Erbärmliches und auch Erbarmungswürdiges Schauspiel. Man ist Beteiligter an einem Stück, dass man selbst gerade schreibt, spielt, sogar lebt. Man will Publikum sein, doch es vergeht einem der Beifall. Die Kraft zu klatschen, die ist nicht vorhanden. Ich forderte für mich selbst wenigstens Linderung oder vielleicht Heilung. Mein Körper zahlte den Tribut, den der Verstand hatte entrichten müssen. Mein Verstand hätte verrückt werden müssen, um all das nicht mehr ertragen zu wollen. Er wollte nicht verrückt werden. Er ertrug es aber auch nicht mehr. lii dieser Nacht und am folgenden Tag schöpfte ich nicht nur Atem zwischen den Anfällen, ich schöpfte ein ganz wenig Mut und ein ganz wenig Hoffnung. Und die Wut auf mein kaputtes Leben wuchs. Kränkung und Liebesentzug. Ich habe mich doch nur nach Geborgenheit gesehnt. Ich wollte doch nur auch so sein, wie die anderen. Die Wohnung, die Arbeit und vor allem die Frau und die Kinder, so wie die anderen auch, -vielleicht ein wenig besser, ich hatte es vielleicht verdient. Genug ist genug: Kinderheim, Beruf, danach auf Montage In Leuna und die Neigung, den menschenfeindlichen Verwaltern einer absurden Ideologie zu verfallen. Liebe und ein Zuhause zu finden. Liebe durch Geben und Helfen und endlich ein Zuhause in mir wollte ich haben. Ich wußte damals nichts darüber. 24 Stunden später saß ich in der Gruppe, zerquält, weinend, zerknirscht. Ich wollte allem abschwören, doch das wollte keiner. Die Angst vor dem Nüchternwerden saß im Herzen fest. Auswege, Ausflüchte, Rückfall. Ich kannte das, alle kannten das. Mein erster tastender Schritt war die Abstinenzvereinbarung. Drei Monate ohne Alkohol. Jeder Tag könnte ein fest werden. Eines ohne Schnaps und Rückfall. Und es ging, von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag. Es lebte sich etwas anders, aber nicht unbedingt besser. Es war der Beginn. Danach das Bekenntnis im Betrieb, ich bin alkoholkrank. Später, ein Bekenntnis vor 500 Menschen, von einer Bühne in einer Nervenklinik. Es war absurd, aber es half. Dazu immer die neue Absprache im Verstand: Was willst du wirklich?. Was tust du jetzt, eben gerade denken?. Sei aufrichtig. Sei ehrlich mit dir selbst, das schadete niemanden. Mach es nur mit dir ab. Von diesem Standort aus immer die Konsequenz, was wird, greifst du zum ersten Gals. Trinke ich, so ist alles wieder anders. Nichts beginnt von vorn, alles geht vom alten Standort weiter, an der ich das letzte Glas getrunken habe. Es ist der Moment, eigentlich die Sekunde, in der ich das Glas zum Mund führe, da wäre alles wieder zu spät. Führe ich gedanklich die Flasche oder das Glas an den Mund. Was habe ich da vor? Heute weiß ich für den Augenblick sogar, wie ich leben soll. Das erste Selbstgebot ist der Inhalt aller Zehn Gebote für mich. Verletze ich mein erstes Gebot, so wird das Brechen aller Gebote sonst für mich zugänglich und normal. Ein nasses Trinkerleben ist ein erbärmliches, ein trauriges Leben. Keiner sollte so leben, doch jeder entscheidet das für sich ganz allein. Da kann niemand helfen, weder die Gesellschaft noch der Staat. Das ist ein Kinderglaube. Auch nur die Annahme ist irrig, weil es um meinen Leib geht, Nur der liebt, der kann helfen. Wer aber hilft dem Alkoholkranken, der sich doch gefälligst selber helfen könnte. Er muss doch nur aufhören mit dem Trinken - mehr nicht? Da ist es gut die Chance und das Angebot zu wählen, dass es in der Stadtmission, hier in Halle im Weidenplan. Weil es nur mit Liebe geht. Ein Kranker kann mich nicht kränken, habe ich mal gelesen und ich glaube, darauf kann man sich verlassen, zumindest hier in diesem Haus. In einer Zeit, die wahrlich bitter und düster war, war hier in diesem Hause Licht. Dafür danke ich den Helfern der Stadtmission. Ich danke der damaligen Gruppe, dafür danke ich Gott. Er spricht aus tausend Mündern überall und täglich zur mir, was ich soll und tun darf. Und, er meint es gut mit mir, so lange ich nicht trinke oder anderen Süchten nachgehe. So gesehen ist vieles, was ich heute tue, vernünftig. Was will ich mehr vom Leben? Zwei drei Sätze noch. Ich bin nicht nur so dankbar, weil ich leben darf. Ich bin dankbar all den Menschen, die Vertrauen zu mir haben. Ich habe eigentlich nur eines dafür anzubieten, das ich auch heute wie jeden Tag, wie schon seit zwanzig Jahren, nüchtern bleibe. Und, ich möchte bei all denen um Verzeihung bitten, die schon vor zwanzig Jahren meine Gefährten waren. Und auch bei denen, die unter meiner Sucht gelitten haben, bitte ich um Verzeihung. Danke sage ich auch heute, nach über vierzig Jahren Kapitulation in der Stadtmission
von Reinhardt Cornelius-Hahn 11. März 2021
Ein ganz normaler Held Rezension aus Deutschland vom 3. Juli 2019 Verifizierter Kauf Sehr berührende Geschichte des M. Dehm. Man erfährt, wie der Held verschiedene Gesellschaftsformen erlebt, wie er sich entwickelt, wie er die Widrigkeiten durchsteht. Man fühlt mit ihm,weil der Schriftsteller die Gefühle des Helden sehr treffend erlebbar macht für den Leser. Erschüttern,was ein Mensch aushalten kann. Gespannt ist man auf den 4. Teil der Trilogie. 400 Jahre deutsche Alltagsgeschichte als Roman Rezension aus Deutschland vom 17. Juni 2019 Von der auf vier Bände angelegten Roman-Tetralogie des Autors Reinhardt Hahn sind jetzt drei Bücher erschienen. Band 3 ist für mich der zugleich packendste Roman. Er beschreibt das Leben der Hauptfigur Meinhardt Dehm in der DDR detailgetreu, insbesondere sein Scheitern an den Strukturen der DDR-Politik. Das alles ist spannend und interessant geschrieben, wenn auch zuweilen etwas ins Politische ausufernd. Hier verläßt der Autor die Romanstruktur und seine Hauptfiguren zugunsten allgemeiner zeitpolitischer Einschübe. Hier sieht sich der Autor in einem bildungspolitischen Auftrag, den er sich selbst gestellt hat. Die eigentliche Romanhandlung aber ist packend, interessant und spannend. Es wird offensichtlich, dass der Reinhardt Hahn hier sein eigenes Leben aufbereitet, was das Werk so authentisch macht: Er hat das alles selbst erlebt, was die manchmal sprachlos machenden Geschehnisse um Meinhardt Dehm nur umso glaubwürdiger macht - das alles ist wirklich so passiert! Mir sagt dieses Romanwerk hundert Mal mehr als jede soziologische oder zeithistorische Schilderung des deutsch-deutschen Alltags. Zumal der Autor ein versierter Erzähler ist, der seine Mittel beherrscht und einzusetzen weiß. Mein Urteil: spannend, flott und interessant erzählt - einfach lesenswert. Dr. Dr. Manfred Lichtblau (Schwerin). Brief von Frank Kuhlemann, einem Freund. Herzlichen Dank für Deine beiden letzten Mails. Ich habe mir beide Videoempfehlungen „reingezogen“; zuletzt die knapp einstündige Lesung, d.h. die nachgeholte Buchpemiere im TV des „Offenen Kanals“ von Magdeburg. Das fand ich sehr beeindruckend. Zunächst Deine Leseprobe der Schilderungen von 1638 ff. und dann die Geschichte mit dem „Knoff-hoff“, wo abgezockte Wessis offensichtlich ehrliche und motivierte Mitbürger aus dem Osten Deutschlands versucht haben, über den Tisch zu ziehen; das fand ich auch irgendwie traurig, dass so zu hören. Also, das ist schon eine Riesenleistung, die Du da vollbracht hast! - 4 Bände über 377 Jahre deutsche Geschichte in 7 Jahren auf rund 1.700 Seiten niedergeschrieben! Donnerwetter! Respekt! Ein Jahrhundertwerk! ... würde ich meinen. Mich interessieren thematisch insbesondere der erste und der vierte Band. Als Vielschreiber und Lesemuffel zugegeben trotzdem eine große Herausforderung! Mich hat allerdings der Name Tetralogie für das Mammut-Werk zunächst etwas verwirrt ... ich war der Meinung, das müsse Quadrologie heißen, aber Wikipedia hat mich eines Besseren belehrt! (Ehrlich gestanden, hatte ich gedacht, dass Tetra etwas mit fünf zu tun hat, daher der Irrglaube). Es ist wirklich sehr schade und war wohl eine Laune des Schicksals, die Deine Lesung in der ständigen Vertretung in Berlin mit dem MP haben platzen lassen. Einmal das Riesenglück, dass Dir solch‘ eine Möglichkeit geboten wurde und dann das genauso große Pech, dass dies in buchstäblich letzter Minute abgesagt wurde. Aber es ist sicher nur aufgeschoben und nicht aufgehoben, gerade bei einem solch‘ zeitlosen Thema, wie Geschichte, zudem noch unsere eigene, die über die Jahrhunderte exemplarisch prosaisch geschildert wird. Zunächst mal wünsche ich Dir und Deinen Liebsten ein frohes Osterfest und warte auf Deine Antwort. Viele Grüße aus Flörsheim Frank Kuhlemann und Familie MAZ von Matthias Anke Bilder zu Kyritz DDR-Bestsellerautor Reinhardt O. Hahn mit Kyritzer Vergangenheit legt neue Romane vor Reinhardt O. Hahn aus Halle legt Band zwei und drei einer Tetralogie vor, die in weiten Teilen in Kyritz und im Ruppiner Land bis Gottberg spielt. In Kyritz hat er eine Zeit im Kinderheim verbracht. ANZEIGE Kyritz/Halle Reinhardt O. Hahn will’s noch mal wissen. Anknüpfen an die Zeit seines DDR-Bestsellers „Das letzte erste Glas“ von 1986, der ihm noch heute „Türen öffnet“, wie Hahn gesteht. Ein am Ende 2000-seitiges Geschütz fährt der mittlerweile 72-jährige Hallenser dazu auf. Genauer: Es sind ganze vier Romane, die als Tetralogie „Das gewöhnliche Bauwerk“ zusammengehören. Die Bücher spielen in weiten Teilen auch in Kyritz und im Ruppiner Land bis Gottberg beispielsweise. Denn die in seinem Leben erste prägende Zeit erlebte Hahn dort in den 1960ern – als Heimkind in Kyritz. Den Draht in die Kyritzer Heimat nie verloren Nach Band eins im vorigen Jahr („Was soll mir eure Schuld“) legte Hahn nun anlässlich der jüngst in Leipzig zu Ende gegangenen Buchmesse die Bände II („Das gewöhnliche Bauwerk“) und III („Die Zukunft war unser Land“) vor. Band vier („Das Paradies im Irrenhaus“) soll im Herbst folgen. Weitere MAZ+ Artikel Jüdische Gemeinde Durchbruch im Potsdamer Synagogenbau? Trebbin Corona: Finanzielle Folgen für die Stadt Trebbin Corona-Krise in Potsdam Neue Klinik-Chefs für die langsame Rückkehr zum Normalbetrieb „Bis dahin bin ich bestimmt auch mal wieder in der Region und veranstalte eine Lesung“, verspricht Hahn, der den Draht in die alte Heimat nie verlor. Denn jene, die 1964 in Kyritz die damalige Wilhelm-Pieck-Schule verließen, schafften es bisher, sich alle zwei Jahre dort wiederzusehen. Ein Deutschlandroman Die eigene Familiengeschichte regte Hahn zu seinem Werk an. Folglich spinnt es sich über Generationen und Jahrhunderte hinweg und liest sich am Ende wie ein „Deutschlandroman“ oder eben „Jahrhundertroman“, wie es so schön heißt. Der erste Band setzt sogar noch früher ein, im 17. Jahrhundert, und reicht bis zum frühen Faschismus, die Zeit des Ersten Weltkriegs und die 1920er Jahre. „Alles begann in Gottberg“, heißt es da etwa, als die Familie eingeführt wird. Walsleben, Kerzlin, Lüchfeld und so weiter sind vertreten. Es ist eine erzählte Chronik. Der Held, die autobiografische Figur Meinhardt Dehm, liest sie im Jahre 2010, als er zur Bestattung seiner Mutter ins Rheinland fährt. Bei einem Republikfluchtversuch geschnappt Hahn hatte die DDR im Juni 1953 als Kind mit seinen Eltern verlassen. Nach deren Scheidung kehrte er 1959 mit zwei Geschwistern und dem Vater in das Land zurück. Doch jener starb 1960. Und die Rückkehr zur Mutter blieb Hahn mit der Schließung der Grenze 1961 verwehrt. In „Das gewöhnliche Bauwerk“ wird diese Spaltung einer Familie in Ost- und Westdeutsche erzählt. Der 15-Jährige wurde kurz darauf bei einem Republikfluchtversuch geschnappt und in Kyritz ins Kinderheim gesteckt. So gelangte Hahn auch an die Pieckschule. Leuna, FDJ, SED und der Alkohol Nach der Zeit in Kyritz zog es Hahn zu den Leuna-Werken. Dem Aufstieg zum Schichtführer und FDJ-Funktionär und allerhand weiterer Posten folgte irgendwann ein Bruch samt SED-Parteiausschluss. Zwei Ehen und zwei Scheidungen später war er nur noch Alkoholiker. Dann habe erst die Literatur ihm wieder Halt im Leben gegeben. Den Kampf mit sich selbst gewann Hahn am 14. Januar 1982. Seither lebt er abstinent. Der 72-Jährige, der nach der Schule in die Region Halle zog, legte voriges Jahr die nun schon 14. Auflage von „Das letzte erste Glas“ vor. Es handele sich um die authentische Version ohne alle Abstriche, die ihm damals gemacht wurden, als das Thema Alkoholismus, um das es geht, derart aufbereitet noch ein krasses Tabu war. Figuren aus Verwandten, Freunden, Kollegen und Gefährten „Nach dem Mauerbau konzentriert sich die große Romanerzählung auf den Helden Dehm, der im Titel ,Die Zukunft war unser Land’ das sozialistische System erlebt, aber auch daran scheitert“, erklärt Reinhard Hahn. „Die Figuren, die aus Verwandten, Freunden, Kollegen und Gefährten in der Arbeit und im Leben bestehen, breiten sich in den ersten drei Bänden aus. Ein Panorama des Scheiterns und Gelingens, Wege in den Systemen selbst brechen ab und enden, neue Perspektiven werden aufgenommen, um Alltag und Leben zu bewältigen.“ 30 Jahre Mauerfall als Termin für Band 4 Dass nun auch der vierte Band „Das Paradies im Irrenhaus“ bis zum Herbst geschafft sein soll, hat seinen Grund: Am 9. November jährt sich der Mauerfall zum 30. Mal. In dem Band geht es schließlich um die weiteren Jahre von diesem Zeitpunkt an bis in die Gegenwart. Wie Verleger Hahn einst selbst gründet dann auch seine Hauptfigur Dehm ein Unternehmen. Er scheitert, steht aber wieder auf – wie so viele. Hahn: „Die Tetralogie erklärt es oder sie versucht es zu zeigen, was eigentlich in den letzten 400 Jahren mit Menschen geschehen ist. Erzählungen in den Romanen lassen die Deutsche Geschichte von 1638 bis 2015 aufleben.“ Und auch am Ende sollen Kyritz und das Ruppiner Land wieder dabei sein. Band II (ISBN 978-3-946169-30-7) und Band III (ISBN 978-3-946169-24-6) sind ab 16. April im Buchhandel zu haben. Von Matthias Anke Newsletter abonnieren Bildergebnis für Kyritz DDR-Bestsellerautor mit Kyritzer Vergangenheit legt neue Romane vor Reinhardt O. Hahn aus Halle legt Band zwei und drei einer Tetralogie vor, die in weiten Teilen in Kyritz und im Ruppiner Land bis Gottberg spielt. In Kyritz hat er eine Zeit im Kinderheim verbracht. ANZEIGE Kyritz/Halle Reinhardt O. Hahn will’s noch mal wissen. Anknüpfen an die Zeit seines DDR-Bestsellers „Das letzte erste Glas“ von 1986, der ihm noch heute „Türen öffnet“, wie Hahn gesteht. Ein am Ende 2000-seitiges Geschütz fährt der mittlerweile 72-jährige Hallenser dazu auf. Genauer: Es sind ganze vier Romane, die als Tetralogie „Das gewöhnliche Bauwerk“ zusammengehören. Die Bücher spielen in weiten Teilen auch in Kyritz und im Ruppiner Land bis Gottberg beispielsweise. Denn die in seinem Leben erste prägende Zeit erlebte Hahn dort in den 1960ern – als Heimkind in Kyritz. Den Draht in die Kyritzer Heimat nie verloren Nach Band eins im vorigen Jahr („Was soll mir eure Schuld“) legte Hahn nun anlässlich der jüngst in Leipzig zu Ende gegangenen Buchmesse die Bände II („Das gewöhnliche Bauwerk“) und III („Die Zukunft war unser Land“) vor. Band vier („Das Paradies im Irrenhaus“) soll im Herbst folgen. Weitere MAZ+ Artikel Jüdische Gemeinde Durchbruch im Potsdamer Synagogenbau? Trebbin Corona: Finanzielle Folgen für die Stadt Trebbin Corona-Krise in Potsdam Neue Klinik-Chefs für die langsame Rückkehr zum Normalbetrieb „Bis dahin bin ich bestimmt auch mal wieder in der Region und veranstalte eine Lesung“, verspricht Hahn, der den Draht in die alte Heimat nie verlor. Denn jene, die 1964 in Kyritz die damalige Wilhelm-Pieck-Schule verließen, schafften es bisher, sich alle zwei Jahre dort wiederzusehen. Ein Deutschlandroman Die eigene Familiengeschichte regte Hahn zu seinem Werk an. Folglich spinnt es sich über Generationen und Jahrhunderte hinweg und liest sich am Ende wie ein „Deutschlandroman“ oder eben „Jahrhundertroman“, wie es so schön heißt. Der erste Band setzt sogar noch früher ein, im 17. Jahrhundert, und reicht bis zum frühen Faschismus, die Zeit des Ersten Weltkriegs und die 1920er Jahre. „Alles begann in Gottberg“, heißt es da etwa, als die Familie eingeführt wird. Walsleben, Kerzlin, Lüchfeld und so weiter sind vertreten. Es ist eine erzählte Chronik. Der Held, die autobiografische Figur Meinhardt Dehm, liest sie im Jahre 2010, als er zur Bestattung seiner Mutter ins Rheinland fährt. Bei einem Republikfluchtversuch geschnappt Hahn hatte die DDR im Juni 1953 als Kind mit seinen Eltern verlassen. Nach deren Scheidung kehrte er 1959 mit zwei Geschwistern und dem Vater in das Land zurück. Doch jener starb 1960. Und die Rückkehr zur Mutter blieb Hahn mit der Schließung der Grenze 1961 verwehrt. In „Das gewöhnliche Bauwerk“ wird diese Spaltung einer Familie in Ost- und Westdeutsche erzählt. Der 15-Jährige wurde kurz darauf bei einem Republikfluchtversuch geschnappt und in Kyritz ins Kinderheim gesteckt. So gelangte Hahn auch an die Pieckschule. Leuna, FDJ, SED und der Alkohol Nach der Zeit in Kyritz zog es Hahn zu den Leuna-Werken. Dem Aufstieg zum Schichtführer und FDJ-Funktionär und allerhand weiterer Posten folgte irgendwann ein Bruch samt SED-Parteiausschluss. Zwei Ehen und zwei Scheidungen später war er nur noch Alkoholiker. Dann habe erst die Literatur ihm wieder Halt im Leben gegeben. Den Kampf mit sich selbst gewann Hahn am 14. Januar 1982. Seither lebt er abstinent. Der 72-Jährige, der nach der Schule in die Region Halle zog, legte voriges Jahr die nun schon 14. Auflage von „Das letzte erste Glas“ vor. Es handele sich um die authentische Version ohne alle Abstriche, die ihm damals gemacht wurden, als das Thema Alkoholismus, um das es geht, derart aufbereitet noch ein krasses Tabu war. Figuren aus Verwandten, Freunden, Kollegen und Gefährten „Nach dem Mauerbau konzentriert sich die große Romanerzählung auf den Helden Dehm, der im Titel ,Die Zukunft war unser Land’ das sozialistische System erlebt, aber auch daran scheitert“, erklärt Reinhard Hahn. „Die Figuren, die aus Verwandten, Freunden, Kollegen und Gefährten in der Arbeit und im Leben bestehen, breiten sich in den ersten drei Bänden aus. Ein Panorama des Scheiterns und Gelingens, Wege in den Systemen selbst brechen ab und enden, neue Perspektiven werden aufgenommen, um Alltag und Leben zu bewältigen.“ 30 Jahre Mauerfall als Termin für Band 4 Dass nun auch der vierte Band „Das Paradies im Irrenhaus“ bis zum Herbst geschafft sein soll, hat seinen Grund: Am 9. November jährt sich der Mauerfall zum 30. Mal. In dem Band geht es schließlich um die weiteren Jahre von diesem Zeitpunkt an bis in die Gegenwart. Wie Verleger Hahn einst selbst gründet dann auch seine Hauptfigur Dehm ein Unternehmen. Er scheitert, steht aber wieder auf – wie so viele. Hahn: „Die Tetralogie erklärt es oder sie versucht es zu zeigen, was eigentlich in den letzten 400 Jahren mit Menschen geschehen ist. Erzählungen in den Romanen lassen die Deutsche Geschichte von 1638 bis 2015 aufleben.“ Und auch am Ende sollen Kyritz und das Ruppiner Land wieder dabei sein. Band II (ISBN 978-3-946169-30-7) und Band III (ISBN 978-3-946169-24-6) sind ab 16. April im Buchhandel zu haben. MAZ Von Matthias Anke Newsletter abonnieren. Nein, es begann nicht harmlos, da gab es eine Vorgeschichte. Am 14.01.1982 war ich ganz unten. Es war mein tiefster Fall. Alles, was ich vorher erreicht hatte (Biografie) war zerstört. Ich sortierte mein Leben und ich wusste an diesem Tag, wie ich leben sollte. Die Sprache der Sucht war allmächtig und massiv. Sicher, dieses Schicksal erleiden oder erlitten viele vor mir und nach mir. Groß wurde meine Dankbarkeit aber durch zwei Vorgänge, eine Diakonin bürgte für mich und ich selbst war es leid, mich immer wieder mit Ausreden und Schuldzuweisungen zu belügen. 1982,. es war mein letztes erstes Glas.Ich schrieb wie besessen. Am 24.12.1983 war das Buch fertig. Es dauerte drei volle Jahr, bis es erschien. Die Sehnsucht nach Nüchternheit im Verstand war beispiellos für andere, für mich. Das letzte erste Glas wurde insgesamt 19 mal verlegt. 270.000 Exemplare wurden verkauft. 1.200 Lesungen nur aus diesem Buch! In den Bibliotheken wurde es 200 bis 400 mal ausgeliehen. 86.000 Zuhörer und Leser hörten mir zu, ich habe Buch geführt wie ein kleiner Preuße. Und, da gab es noch die 300 Briefe, hunderte Zeitungsartikel und immer wieder die Aufforderung zum Gespräch. Das Buch war für viele Menschen eine große Lebenshilfe, die größte für mich selbst. Blumen, Dankesworte, Honorare und Anerkennungen hat es mir eingebracht. Noch heute danke ich der Diakonin, meinen Lesern und mir...Neuer Text Nein, es begann nicht harmlos, da gab es eine Vorgeschichte. Am 14.01.1982 war ich ganz unten. Es war mein tiefster Fall. Alles, was ich vorher erreicht hatte (Biografie) war zerstört. Ich sortierte mein Leben und ich wusste an diesem Tag, wie ich leben sollte. Die Sprache der Sucht war allmächtig und massiv. Sicher, dieses Schicksal erleiden oder erlitten viele vor mir und nach mir. Groß wurde meine Dankbarkeit aber durch zwei Vorgänge, eine Diakonin bürgte für mich und ich selbst war es leid, mich immer wieder mit Ausreden und Schuldzuweisungen zu belügen. 1982,. es war mein Jahr mit dem letzten ersten Glas. Ich schrieb danach wie besessen. Am 24.12.1983 war das Buch fertig. Es dauerte drei volle Jahr, bis es erschienen ist. Die Sehnsucht nach Nüchternheit im Verstand war beispiellos für andere, für mich die Rettung. Das letzte erste Glas wurde insgesamt 19 mal verlegt. 270.000 Exemplare wurden verkauft. 1.200 Lesungen nur aus diesem Buch! In den Bibliotheken wurde es 200 bis 400 mal ausgeliehen. 86.000 Zuhörer und Leser hörten mir zu, ich habe Buch geführt wie ein kleiner Preuße. Und, da gab es noch die 300 Briefe, hunderte Zeitungsartikel und immer wieder die Aufforderung zum Gespräch. Das Buch war für viele Menschen eine große Lebenshilfe, die größte für mich selbst. Blumen, Dankesworte, Honorare und Anerkennungen hat es mir eingebracht. Noch heute danke ich der Diakonin, meinen Lesern und mir.Nur wenige Menschen können von sich sagen oder müssen es von sich sagen, sie seien so tief gefallen, da wäre nur noch der Tod gewesen, der sie zurückgehalten hat, einen, den letzten Schritt zu tun. Ich war mit 35 Jahren genau an diesem Ort angekommen, der mir die Tür zum Nichts öffnen wollte. Da waren ebenso viele kleine Tode wie Lebensjahre vorangegangen, als ich kapitulierte und einsehen musste, ich bin besiegt worden - von der Sucht und nur das Loslassen war die einzige Alternative. Dafür wurde ich fürstlich belohnt, mit Liebe, mit Büchern, mit Lebensjahren und Ruhe im Herzen. Was für ein Gewinn! Heute genieße ich, man möge es mir verzeihen oder nicht, den Neid meiner Gegner, ich kann sogar von Feinden reden. Die Wahrheit hat kaum oder wenig Freunde. Da steht heute noch am Haus ein Graffiti „Säufer!“ Auch die Wut der Menschen, dir mir begegnet sind und sich nach der „Kenntnisnahme“ über meine Person und mein Leben als etwas Besseres dünkten (halten) erstaunte mich nicht. Mein Selbstwertgefühl ist so groß und deutlich in mir verzeichnet, man hält mich für überheblich und kaum erträglich. Da gibt es auch (wirklich) viele Menschen, denen habe ich geholfen habe. Aus Neugier, aus Gründen der Selbsthilfe, aus Mitleid und auch aus Barmherzigkeit Sie fühlen sich beschämt Sie sind verärgert, weil sie die Kraft zur Selbsthilfe und der Annahme von Hilfe nicht haben oder einsehen. Wer will auch schon vor Süchten kapitulieren? Wer gibt nach, es sind doch nur tote Sachen und Dinge, die muss man doch beherrschen können oder nicht? .
von Reinhardt Cornelius-Hahn 6. Januar 2021
Das Ende der neuen Ideen Reinhardt O. Hahn Nachwort - Die friedliche Revolution in der DDR Es ist schon einige Zeit her, da stand ich vor einem Mikrofon im Rathaus der Stadt Halle. Ein Autor aus München, der aus seinem Buch über das Grundgesetz referierte, trug neue Gedanken vor. Es waren Gedanken, die zu Veränderungen im Grundgesetz hätten führen müssen. Das Grundgesetz ist das höchste Rechtsgut, das wir, die Deutschen besitzen. Es schützt uns, profan gesagt, vor den Rückfall in die Barbarei. Das unselige Leid des 2.Weltkrieges hat anderen Völkern und auch dem Deutschen Volk einen Schaden und Schmerz zugefügt, der dieses Grundgesetz gebar, dachte ich mir, und wollte dem Redner vorn nicht so recht folgen. Er fragte auch nach der Würde, die im Artikel I des Grundgesetzes steht und dort, festgezogen und unverrückbar, und vor allem nicht verhandelbar, sagt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Ob das wegen der Umbrüche 1989, der friedlichen Revolution und 2015, der Migration ins Land, so bleiben könne, wollte er wissen? Im Kontext des GG, dass durch Schmerz geboren und gehoben wurde, stellte er auch die Frage, nach dem Inhalt und Sinn des Grundgesetzes? Für mich war es ein Anstoß, an meinem Autor und Freund Johannes Driendl zu denken, der sich als Strafverteidiger und Philosoph zwischen Opfern, Tätern und Richtern für die Würde des Menschen in der Gesellschaft schlägt und in ihrem Rahmen eine Formel gefunden hat, die zwischen Erniedrigung und Todesmut steht, die er das Selbstwertgefühl nennt. Warum ist der Wert der Würde so schwer zu behandeln und warum muss er immer wieder neu bedacht oder gar infrage gestellt werden? Ist der Weg von der Antike bis in die Moderne nur eine Geisterfahrt zum neuen Denken gewesen und wenn, warum fordert er jetzt endgültige Festlegungen für die Werte einer Würde, die allen zusteht? Was ist neues Denken oder was sollte dagegen altes Denken sein? Wir behaupten, wir machen uns der Erde Untertan und glauben, wir würden durch Ordnungsprinzipien und Regeln die Welt beherrschen. Wir möchten darum alle Menschen gleich zufrieden machen. Keine Erschütterungen, keine Kriege oder Revolutionen. Selbstgenügsamkeit und Zufriedenheit, das sind die höchsten, möglichen Formen gleichzeitigen menschlichen Glückes im Land. Sind wir in der Denkkraft Halbgötter geworden? Meinen wir tatsächlich, uns ist die Erde gegeben worden ohne Demut? Sind wir an das Ende einer Fahnenstange der praktischen Vernunft angekommen, die uns für die Zukunft kein unlösbares Rätsel mehr aufgibt? Wie sollen wir überleben, heißt aber die Aufgabenstellung der Zukunft. Können wir darauf eine Antwort geben? Vielleicht sind wir in einem Irrtum unterwegs, der uns unbekannt geblieben ist, und das schon seit tausenden von Jahren. Die Menschheit befindet sich auf einer Zeitreise, unterbrochen von Kriegen, Pandemien und Revolutionen, die das Bild der Zwischenzeiten in den Himmel wachsen ließen. Dabei sind wir, ohne es je bemerkt zu haben, an jenem bedrückenden Ort angekommen, von dem aus wir verblüfft und erschrocken nach unten zurückschauen und stellen fest, hier oben ist die Luft noch dünner und der Verstand verarmt daran in seiner Kraft noch schneller.. Ich nahm das Mikrofon in die Hand, um für die Würde zu streiten. Darum ging ich nach vorn, um deutlicher und sicherer sprechen zu können und fragte ins Offene: Was ist Würde? Vor dreißig Jahren standen meine Freunde, meine Frau und ich dort unten vor dem Rathaus. Unsere Kinder waren bei der Großmutter, falls es keinen Weg nach Hause zurückgeben würde. Es war im Oktober 1989. Wir waren auf dem riesigen Marktplatz der Stadt Halle versammelt. Hinter uns befand sich wie eine Mahnung der ROLAND vor dem ROTEN TURM und vorn auf der Rathaustreppe, da standen die Mächtigen des Bezirkes. Was wir gefühlt und gedacht haben, während dieser Revolution? Das kann ich heute noch genau sagen! Es war zuerst ein gewaltiger Wunsch der nach Veränderung dürstete. Dazu stellte sich das Gefühl ein, das nach Erneuerung schrie und sie auch erwartete. Es gab im Augenblick des Umsturzes keine Vision. Es gab nur eine dumpfe, wachsende Wut, die mit dem Wort Freiheit unbestimmt nach besseren Gesetzen und Gerechtigkeit schrie. Ein stummer Schrei war es auch, der die Masse einte, die zwischen maßlosem Zorn und Todesfurcht schwelgte und litt. Die Wirklichkeit wurde verdrängt, obwohl sie mit entsicherten Handfeuerwaffen und MPs in den dreizehn Gassen ringsum um den Marktplatz stand. Vor uns öffnete sich der feste Boden einer unbekannten neuen Welt. Gefühle wie aus Berge und Abgründe bestehend, die uns verschlingen oder erheben würden. Daraus bestand der gesamte Wille des Volkes. Es forderte, nieder mit dem Alten, weg mit den Politikern und Führern, die jedes Recht für sich beanspruchten, und uns sogar die Ehre und die Wahrheit genommen haben. Ein Revolutionär kennt in der entscheidenden Stunde nur eines an, fort mit dem Gestrigen, mit den Versprechungen, mit den Lügen und weg mit der Angst. Das waren große Worte, damals und heute. Es war ein gerechter Pathos, der in den Worten lag. Die Menschen glühten vor Leidenschaft für ihr neues Bekenntnis, für eine bessere, andere Welt ringsum. Sie wollten sie erschaffen, koste es, was es wolle. Eine neue Welt des Denkens und Verhaltens, eine neue Welt der Werte und vor allem eine Welt mit Würde, die den Menschen zum Menschen macht und ihn nicht zur Aufgabe erklärt. Damals wurde das Grundgesetz auf den Straßen des Ostens gelebt, aber es war uns nicht bekannt. Alle spürten es, so wie bisher durfte dieses Land nicht mehr weiter bestehen. Wir hatten den Verlust des Menschseins erfahren und fühlten uns aber in der Lage, den Weg zur Menschlichkeit zurück zu gewinnen. Der Leidensdruck, durch Betrügerei und Verlogenheit entstanden, war so stark, das er uns zu Revolutionären machte, weil auch der Selbstbetrug und die Selbstzensur erbärmlich das Gewissen terrorisierten. Das waren meine Worte in die Runde der Zuhörer. Mit dem Satz: Wir nähern uns heute wieder einem solchen Zustand, weil wir unsere Konflikte und Probleme nicht lösen wollen, sondern sie verdrängen und uns selbst belügen. Wieder sind wir auf der Suche nach Scheinheiligen und Opportunisten, die die Tugend der Kritik nur vorgeben und heucheln. Die Gesellschaft ist gespalten und so möchte ich prophetisch sagen: „Unsere Kinder fressen die Revolution, die wir gemacht haben, weil sie nur noch von der Konsumtion beschäftigt werden.“ Damit beendete ich den kurzen Beitrag. Der Beifalls war mäßig und der Vorleser wollte danach noch mit mir über meine Worte reden. Ich ging mit meinem Freund, so wie damals mit meiner Frau und meinen Freunden nach der Demonstration vom Platz weg oder besser gesagt, aus dem Saal. Eine Zeitungsnotiz in der hiesigen Presse machte meinen Auftritt rund. In einem Leserbrief forderte ein Buchhändler die imaginäre Gruppe der Leser auf, solche Personen, wie ich eine wäre, auf die könne das Land verzichten. Er, also ich, solle mir ein anderes Land suchen, falls es mir hier nicht mehr gefiele. Dieser Satz kam mir bekannt vor. Ich hatte ihn 1976 schon im ND (Neues Deutschland) im Zusammenhang mit der Ausbürgerungsdebatte gelesen. Kein Wort über die Veränderung des Grundgesetzes, das wir diskutieren wollten, kein Wort über die Würde, die Unantastbare. Nichts darüber stand in der Presse, sondern nur die Beleidigung eines Angepassten und auch sonst schweigsamen, biederen Buchhändlers, der sich hinter der Anonymität einer Email Adresse verbarg. Es waren die Worte eines eingeübten, angepassten Mitläufers. Das sind Menschen, die man ruhig „die Leute“ nennen darf, die sonst schweigend alles mitmachen, und so ähnlich wie eine Läufergruppe, die sich um einen Forrest Camp scharte, von der Küste eines Weltozeans zum Strand des anderen Weltozeans lief und wieder zurückkehrte, um nochmals die wieder entgegengesetzte Küste des schon gesehen Ozeans aufzusuchen. Auch Wasser kann wie Wüste im Verstand das Credo der Ödigkeit sein. Scheinbare Stressbewältigung ohne Sinn üben sie, um den bösen Alltag verkraften zu können und sich selbst vergeben zu dürfen. Die kleinen Missetaten des Schweigens und die der Anpassung an eine schleichenden Entmündigung durch den Staat, davon laufen die „Leute“ gern davon oder gehen mit. In der Stille und ohne eine Form von Verantwortung genießen sie sich als Unschuldige, vorher, mittendrin und auch danach. Nach dem Fall der Mauer waren wir alle keine Verdächtigen mehr, wobei wir aber nach Heuchlern und Opportunisten suchten. Überall galt es, Verräter zu entlarven. Allein 17 OPK Spitzel fand ich in den Stasiakten. Alle waren sie auf meine politische und wirtschaftliche Existenz ausgerichtet. Der Begriff der Dekonspiration kam mir in dieser Lebenszeit unter, er war mir bis dahin neu. Es war nicht möglich, mich als Denunziant zu gewinnen, also denunzierte man mich in jeder Form und überall. 2000 Seiten Akten sammelten meine „Überwacher“, die sie in vier begonnen und zwei vollendeten Operativen Kontrollmaßnahmen (OPKs) ihre Berichte schriftlich niederlegten. Der Blick durch das Fenster auf den Marktplatz vor dem Rathaus, damals von unten, heute von oben, da fühlte ich sie wieder, die unerträgliche Scham und die berserkerhafte Wut über mein gestohlenes Leben, das fremdbestimmt und ideologiekonform vereinnahmt worden war, und wie sich auch Zorn grandios entflammte in einem mächtigen Satz: „Wir sind das Volk!“, das war ein unerträglicher Satz für das Gewissen der Mächtigen, die sich bisher an der Spitze des Volkes sahen und den Bezug des Rechtes, der Gesetze und ihrer Allmacht als selbstverständliche Legitimation nur für sich begreifen konnten. Nun waren es die Arbeiter und Bauern, die in ihrem Staat, der allmächtigen Partei, der SED, die Machtfrage stellten. Der Bezug zu der Ermächtigung, die guten Führer der führenden Partei zu sein, war weg, weil dieser Ruf nicht nur die Arbeiterklasse allein, sondern alle Bevölkerungsschichten im Nu erfasst hatte. Ein Ruf der Bürger, die zu Revolutionären wurden. In der deutschsprachigen Literatur wird das Zitat von Georg Büchner in seinem Revolutionsdrama Dantons Tod (Erscheinungsjahr 1835) verwendet, wo er den Satz einen Bürger ausrufen lässt, nachdem Robespierre feststellt, dass nur der Wille des Volkes das Gesetz sei. Es schien uns Demonstranten 1989 so, als müssten wir nur die Macht anfassen und nehmen, die uns sowieso gehörte. Wir waren plötzlich verantwortungsbewusste, starke und vor allem mündige Menschen, die einen neuen Weg für die Zukunft des Landes suchten, alles im Wege stehende wegräumten und, würde diese Revolution nicht gelingen, so dachten wir, dann käme gewiss das Ende der Menschheit. Sie würde untergehen in Feuer und Tod und mit ihr die gesamte gebaute Welt der antagonistischen Konfrontation! Es war der Weltfrieden, um den es ging, um nicht mehr und nicht weniger, also um alles, weil ein DDR Bürger nur so denken konnte, denn er war durch eine sozialistische Gehirnwäsche geprägt, dessen Gipfel der Bau eines „Antifaschistischen Schutzwalles“ war. Man stelle sich vor, die Mächtigen würden dem sozialistischen Staatsbürger die Revolution nehmen, die er von der Partei der SED ständig eingeredet und vor allem von der großen Sowjetunion erhalten bzw. geschenkt bekommen hatte Für die Revolutionäre, ich befand mich selbst bei ihnen, gab es keinen Weg der friedlichen Revolution zur permanenten Revolution des Sozialismus zurück. Wir mussten sein Ende auf dem Erdball herbeiführen, weil alles sonst in einem wahnwitzigen, heißen Krieg enden würde, womit wir, wenn auch ohne Nutzen, vielleicht Recht behalten hätten. Heute haben wir den endlichen Zustand des Wachsens erreicht. Der menschliche Geist, der Veränderliche, Wunderbare, Grandiose, er kehrt von seinem Ausflug der Klassenkämpfe und seiner Philosophien aus dem Universum der Gedanken-Welten wieder zu dem Alltag der Erde zurück. Das Suchen und Schweben im Großen, in der Unendlichkeit oder noch pompöser gesagt, im Kosmos, zeigte aber auch nach 1989 entlarvend und banal unsere Kleinheit, Unbedeutendheit und Winzigkeit. Die Sorge um das eigene, bescheidene Leben führte uns nicht zu einem Ziel - in eine neue Vision des Sozialismus, sondern zum Kompromiss, zur deutschen Einheit. Es ist festzuhalten, der menschliche Verstand hatte mit dem Sozialismus im Osten (eingeschlossen auch die Große Sozialistische Oktoberrevolution) die Probleme der Erde und die Konflikte der Welt nicht gelöst. Der Makrokosmos der Gedanken mit seinen Facetten, der ungeheuer interessant war und die Geschichte seit 2.500 Jahren vorantrieb, kehrte in die Gegenwart zurück. Die Erneuerung der Gesellschaft oder die Vision von einem neuen Deutschland, sie zerplatzte wie alles Schillernde bis auf den feuchten Rest. Da das Staatsvolk der DDR die Freiheit nicht kannte, wählte es die Unfreiheit eines schon in sich geschlossenen gesellschaftlichen Systems durch den Beitritt zum Bund der benachbarten Republik. Die „alte“ Bundesrepublik besaß 1989 schon ein geschaffenes Eigenbild und kehrte sich davon nicht ab. So kam es nach der Revolution im Osten Deutschlands (nach dem Fall der Mauer) zu einer Wende, die sich einem schon geschaffenen Ziel einer Revolution zuwandte, das sich nicht nach Neuem, Entstehendem und nach einer totalen Veränderung sehnte und sie auch nicht wollte. Die Kapitulation Deutschlands 1945 und seine Besetzung legte die Formen fest und erzwang Inhalte, die weder historisch noch gesellschaftlich neu gewesen wären. Die sterbende, untergehende DDR erlebte ihre Renaissance in einem durch den 2. Weltkrieg geläuterten, nicht mehr aggressiven Kapitalismus, vermittelt von den damaligen Siegern und deren Systeme, wobei der Sozialismus der DDR offenkundig für immer bis auf Fragmente (die PDS) als erledigt abgehakt werden konnte. Die friedliche Revolution in der DDR war zwar das, was man unter einer Revolution verstand. Sie öffnete und stellte rückgewandt die alten sozialen Zu- und Umstände der Weimarer Zeit modern wieder auf, die mit dem westrepublikanischen Zusatz „soziale Marktwirtschaft“, den Import der „überseeischen Kommunikationspolitik“ und mit den Erfahrungen des Schmerzes und Leidens der Linken, verursacht durch den Nationalsozialismus, im Grundgesetz nicht postuliert worden war. Darum kam es zu einer erweiterten Aufarbeitung des Faschismus in Deutschland. Es kam 1989 und später, bis zur Wiedervereinigung am 03.10.1990, nicht zur Verarbeitung irgendeiner revolutionären Idee, die man auch eine realisierte Vision nennen könnte, sondern der Rückschritt, der erst langfristig eine Aufarbeitung der gemeinsamen Deutschen Geschichte ermöglichte, wurde zum Beginn mit dem Zustand und dem Fortschritt der „alten“ Bundesrepublik „verschnitten“. Heute blüht das deutsche Apfelbäumchen in zwei Farbtönen und an seinen aufgepfropften Ästen gedeihen erste Früchte, die neben grünen Äpfeln auch nach roten Birnen schmecken. Der dialektische und historische Materialismus der Philosophen um Marx war keine Lösung. Es war nicht alles teilbar und gleich. Ein gängiges, witziges Zitat meines längst verstorben Onkels, der als Bauer 1960 in die LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) zum Beitritt gepresst wurde, um gemeinschaftlich in der Genossenschaft den Boden zu bearbeiten und das Vieh zu versorgen, zeigt die ganze Lächerlichkeit der sozialistischen Idee und holte auch mich auf den Boden der Tatsachen wieder zurück: „Bist du Kommunist, so teilen wir uns den Mist.“, pflegte er gelegentlich im Stall zu sagen. Alles gleich zu teilen, wäre ebenso das Ende im Leben unserer Zivilisation, die nichts mehr zu verteilen hat, wie alles weiter zu verbrauchen, was schon längst verbraucht worden ist. Alles gleich teilen zu wollen, setzt auch eine Verabredung voraus, den Hunger, den Mangel und die Not ebenso zu teilen. Das widerspräche jeder empirischen Einstellung und dem physiologischem Grundbedürfnis, ja sogar dem Erhalt der Art, die tief angelegt in uns, von mehrfach tausendfacher Dauer der kurzen Zeit der Heranbildung des homo sapiens überlegen ist und zweifellos im Wesen des Menschen betonter hervortritt, als jede Moderne oder auch andere Neuzeit der Zivilisation. Der Staat wird zum Löwen, der alles und alle frisst. „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt aber darauf an sie zu verändern“(Marx) Diesen Satz schrieb Marx in seinem bekannten Thesen über Ludwig Feuerbach. Meiner Meinung nach müsste es heute heißen: „Die Menschen haben bisher ihr Leben auf der Erde nach ihren Leistungen und Bedürfnissen interpretiert, jetzt kommt darauf an, ihre Welt zu digitalisieren, um die Erde so erhalten zu können, damit wir unser Leben retten werden. . Anders als die politische Philosophie von Hobbes bis Marx, die ihre Aufgabe darin sah, den Menschen ihren Leidensdruck zu verdeutlichen... („dass sie sich fremdbestimmt von absoluten Herrschern im Krieg zu Mördern machen lassen müssen, dass sie in Ketten liegen, dass sie Schlachtvieh sind, dass sie für fremde Zwecke aufgeopfert werden, kurz, dass ihnen jede Würde abgesprochen wird“) ..., wird der Leidensdruck, den die Natur uns Menschen auferlegt, weil wir alles verbraucht haben und so nicht mehr weiter die Zivilisation gedeihlich entwickeln können, uns zwingen, sich der Erde anzupassen oder unterzugehen. Die Schuld daran tragen wir selbst. Die „etatistische“ und die „nihilistische“ Idee werden sich gegenüberstehen, wenn es um den Erhalt der menschlichen Gesellschaft in der kommenden ökologischen Katastrophe geht. Unsere Enkel werden sich schon entschließen müssen, das Schiff der Medusa (Méduse) oder den Kahn der Hoffnung zu besteigen. Wir wissen nicht, wie sie sich humanistisch entscheiden können. Bisher hat die Vernunft selten gesiegt. In der Zukunft wird es nur darum gehen, das Ende aller abzuwehren, weil es kein “weiter so“ oder „wir schaffen das“ mehr gibt. Es kann sein, die Lehre aus der Pandemie Corvid19 ist ein Ansatz für eine Entscheidung zur freiwilligen Vernunft, die nicht erzwungen werden muss. Eine Welt mit Regeln ohne Strafen, was für ein Traum für die Menschheit, der wahr werden könnte.
von Reinhardt Cornelius-Hahn 29. November 2020
Das Coronaphon - Eine unerhörte Rede Er hatte alles gut vorbereitet. Der Betreiber des Theaters sagte nach recht kurzem Nachdenken zu, als Deinhardt ihm für die halbe Stunde auf der Bühne, mit Blick in den Saal, noch einhundert Euro Miete in die Hand drückte. Heute war es so weit. Deinhardt Coronius, der Redner, stand auf der Bühne, verneigte sich ein wenig und nahm hinter dem Tisch seinen Platz ein. Licht flammte auf. Der weiße Kegel hüllte Coronius ein, der grell angeleuchtet merkwürdig einsam und blass wirkend am Tisch saß. Er nahm das Manuskript, blätterte darin, nickte den Seiten zu, legte einen kleinen Stapel ab und nahm die erste Seite mit den Händen. Er begann daraus vorzulesen. Ohne Anrede kam er sofort zur Sache. „Bringt Corona die Menschheit um? Geht es nach Corona weiter? Wo kommt Corona her? Ist Corona von Menschen gemacht, wie ein Krieg und alle warten den nächsten Luftangriff ab, voller versteckter Angst, weil sie nicht wissen, wohin die nächsten Bomben fallen werden?. Ich sage: es ist höchste Zeit, dass es diesen Virus endlich gibt. Dass er gekommen ist, um uns zu heilen von der Maßlosigkeit. Ist das Zynismus, ist das, die Menschheit verachtend? Wie komme ich dazu, so etwas zu behaupten? Ich habe ein Buch über die Sucht geschrieben. Ein gutes Buch. Viele Leute haben es gelesen, fast unvorstellbar viele. Was ist Sucht eigentlich? Einfach erklärt, sie ist das Ergebnis einer Gelegenheit, die zur Gewohnheit führt, welche von der Triebhaftigkeit abgelöst wird. Triebhaft entschlossen wird Unleidliches und Unangenehmes verdrängt und nicht mehr kontrolliert. Der Süchtige verliert nach und nach den Überblick über alle Konflikte und Probleme, die ihn bedrängen. Er löst sie nicht mehr, und seine Lebenszeit wird von der Suche nach Suchtmittel und den Folgen des Rausches übernommen. So sucht er die Heilung von einem Zustand, den er selbst herbeiführt. Von der seelischen Abhängigkeit ist es nur eine kleiner Schritt, der zur Angewöhnung des Leibes in eine andere, neue Verstoffwechselung führt. Der Süchtige verwechselt sie nicht, er wechselt sogar die Welt. Die Abhängigkeit wirkt zwanghaft und bestimmt das neue Sein, welches von der Suche und dem Gebrauch des Stoffes verlangt wird, weil es der Körper schmerzhaft einfordert. Der veränderte Stoffwechsel, der unumkehrbar ist, er ist die Erkrankung an sich. Der Entzug entwickelt ein solch starkes Verlangen, dass er letztendlich alle Lebensumstände des Erkrankten bestimmt. Der Verstand vermittelt keine Einsicht und auch kein Mitleid für den Leib des Erkrankten. Der tiefste Fall des Süchtigen, der den Stillstand der Erkrankung nicht zulässt, ist der Tod. Der Kranke kann fast bis zuletzt wählen, falls er kein Korsakow-Syndrom hat, ob er dem Tod ein Leben ohne Suchtmittel vorzieht. Er kann nicht nur, er muss sich aus allen seelischen, gesellschaftlichen und körperlichen Verlangen, von der Erleichterung, auch dem Rausch, also tatsächlich vom Suchtmittel lösen. Trocken zu sein, wie es in der Alkoholikersprache bezeichnet wird, bedeutet aber auch, für alle anderen Süchte (es gibt wohl mehr als 30 Suchterkrankungen), den Verstand zu ernüchtern und ihn frei von der Unfreiheit eines zwingenden Verlangens, von unerfüllbaren Wünschen und sogar von Ideen zu machen, die der Süchtige nicht überschauen kann. Nur der Süchtige, der sich von seinem Suchtmittel lossagt und sich der Nüchternheit stellt, rettet sein Leben. Er kapituliert vor der Betäubung und vor dem Rausch, die ihn vor der Veränderung durch eine Verstoffwechselung das Leben scheinbar angenehm gemacht haben. Fantasie, Träume, Illusionen sind die wahre Gefahr für den Kranken. Die Nüchternheit und das Anerkennen der Wirklichkeit dagegen sind sein Glück. Dieses Glück in einer sich ständig betäubenden Welt zu finden, ist eine schwere Arbeit. Sie ist ebenso schwierig, wie Freude am Leib zu finden. Was Kindern gegeben ist, muss mühsam im Alter errungen werden. Die Liebe zu sich selbst ist nur dadurch zu erfahren, behütet und liebt man seinen Leib, der oft fälschlicherweise als Körper und damit als minderwertig bezeichnet wird. Er ist das einzige Haus, das der Mensch bewohnen kann. Der Leib ist ein Ort der Wärme und der Liebe und auch der Fürsorge. So einfach ist das! Ein Mensch, der sich nicht liebt oder seinen Körper nicht ehrt, ist ein Fremder, ein Ausgestoßener in seinem Selbst. Ein Mensch, der sich hasst, der ist für die Welt und für sich verloren. Seine Seele stirbt in langen Raten, die aus Zweifel und Hoffnung, aus Angst und Wut bestehen. Der Leib ist der Wirt, der Verstand ist sein Gast, und oft ist der Geist nur auf der Reise durch den Leib, um Lust oder Begierde zu empfinden. Der Reisende nennt sie Erfahrungen oder das Verlangen, was er sammelt und stillt. Parasiten und Viren suchen sich einen Wirt, um zu schmarotzen, sich zu laben oder um weiterleben zu können. Breitet sich ein Parasit zu sehr im Leib des Wirtes aus, so stirbt er ebenso, wie durch ein Virus das Leben des Wirtes verändert oder gar zerstört wird. Aber, wir haben es eben erfahren, auch der Verstand eines Menschen kann ein Parasit oder ein Virus sein, unterwirft er seinen Leib. Doch oft genügt das nicht, nur den eigenen Körper zu bezwingen oder zu unterwerfen, ihn also zweckdienlich herzurichten, weil das allein nicht den Verstand befriedigt. Er will immer mehr, um vielleicht das, was er edel Seele nennt, zu sättigen. Darum breitet sich das Denken, ebenso wie ein Virus, im Verstand aus, wird parasitär und hält sich für göttlich. Zwanghaft, ergreifend und umfassend wie eine Pandemie untersucht und vereinnahmt der Verstand die Verwertbarkeit der vorhandenen Ressourcen. Der Stamm der Menschen hat sich schon lange parasitär des gesamten Planeten bemächtigt. Die Menschheit saugt und schmarotzt die Erde aus. So, wie aber der Mensch lebt oder besser leibt und mehr oder weniger darauf achten muss, was sein Körper machen sollte oder tun müsste, um zu überleben, so sollte die Menschheit ihren Corpus, eben den blauen Planeten, auch sorgsam pflegen und behüten. Der Verstand, der Gast des Leibes, verlangt viel Leid und Lust von ihm. Was ist zu tun, damit er nicht daran stirbt? Das Leben eines jungen Menschen scheint ewig und unendlich zu sein. Der Verstand lernt es auch so, aber nach und nach erst, durch Einschränkungen, den Leib am Leben zu halten, bis er an seine Grenzen stößt. Darüber ist nur der Himmel, und er ist unbegrenzt. Dort kann sich der Leib nicht mehr erholen. Ohne Regeln und Grenzen gibt es keine Gesundheit. Sinnentleert wird ein Mensch einsam. Allein geblieben, verliert er nach schweren Erkrankungen sein Haus. Das Leben. Der Mensch hat nur einen Leib, die Menschheit bewohnt nur die eine Erde. Die Menschheit macht sich die Erde untertan, ohne Einsicht bis hin zur ihrer Zerstörung. Es gibt aber für einen Menschen kein zweites Leben, ebenso wie es für einen Menschen keine zweite Erde gibt. Was macht man mit einem kaputten Planeten, den wir aus Liebe mitunter auch unseren Stern nennen? Ein Mensch darf, kann oder muss sterben nach seinem Leben, er ist ersetzbar. Die Erde ist für die Menschheit aber unersetzlich. Das, was auch für einen Mensch mitunter gilt, das trifft auch für das Leben auf unserem Planeten zu.“ Deinhardt Coronius erhob sich. Seine Hände zitterten ein wenig. Er legte das Manuskript beiseite. Er sammelte seine Gedanken und versuchte sie freier darzulegen. „Ich habe mir vor vier Jahrzehnten selbst geholfen. Ich war verzweifelt und sah keinen Sinn mehr in allem. Die Sucht musste ich abschütteln und habe es langsam gelernt, zu verzichten und das Suchtmittel abzulehnen. Das hat mich geprägt. Es klingt oberlehrerhaft, ich weiß. Ich besaß doch nichts mehr, hatte nur noch das nackte Leben, wurde nicht geliebt, die Familie löste sich auf und alle meine Freundschaften gab es nicht mehr. Ich dachte mir, in der Wüste braucht man auch nur Wasser. Ich war ja noch da, ein psycho-sozial-somatisch Erkrankter. Fast ohne Hoffnung. Mitunter denke ich, das Leben auf der Erde besteht auch aus einer psycho-sozialen-globalen Erkrankung der Menschheit, die im Strudel der Gier, süchtig geworden, das gesamte gegenwärtige Leben auf dem Planeten und sich mit in den Tod treibt und reißt. Wir denken anders als wir leben dürften. Wer ist bereit, vor der Lüge und dem Selbstbetrug, mögen sie noch so gut oder glaubhaft sein, zu kapitulieren? So wie die Knochen marode sind, das Fleisch müde ist, das Blut dick und verseucht durch Sucht wird, so ist unsere Erde vermüllt, ist das Wasser verdreckt, ist die Luft verschmutzt. Es ändern? Loslassen, aber wie? Lügen, für wen? Betrügen, etwa sich selbst? Von hundert Menschen, die krankhaft süchtig werden, sterben 93 innerhalb von zehn Jahren ihren Tod, weil sie nicht kapitulieren, also aufgeben können. Sie glauben immer wieder, sie könnten den Tod überlisten, ihn kontrollieren oder einfach gesagt, von der Schippe springen. So ist das nicht, so geht es nicht! 93 von 100 sind nach zehn Jahren zutiefst abhängiger Sucht tot. Der Verstand besiegt den Leib, weil er dessen Leibhaftigkeit, die aus Essen, Trinken, Atmen und Bewegen besteht, nicht akzeptiert. Er ruiniert, schwächt und marodiert ihn, bringt ihn um. Den Krieg, den das Denken gegen den Leib führt, gewinnt der Verstand in dem Moment, wenn der Leib stirbt. Es ist der letzte und der einzige Sieg des Süchtigen, danach ist er verloren. Wie ist das mit unserem Planeten, und was ist zu tun? Welche Aufgabe hat die Menschheit, die wie ein Virus auf, über und um Erdball tobt? Hat die Welt, wie wir sie verstehen, eine Chance? Vielleicht noch eine oder zwei dramatische, globale Höhepunkte oder vielleicht zehn oder zwanzig Jahre hat der Planet nur noch vor sich. Die letzten klimatischen Katastrophen mit ihrer Kraft und Naturgewalt, die alle Menschen erleben werden, wird sie versengen, ertränken oder erschlagen! Uns bleibt nur noch die Kapitulation vor dem Überfluss, an dem wir ersticken. So wie die Überbevölkerung, die Armut, die Unbildung, die Rüstung und die Verschmutzung zugegeben werden müssen, so muss die Menschheit kapitulieren. Wir kapitulieren, lassen alles los, und wir bejahen die Bildung, die Abrüstung, die Sauberkeit im Wasser und die saubere Luft. Das wird für uns ein großer Verzicht werden, Ordnung zu schaffen (was für ein berühmtes Wort, das man mit Leben erfüllen sollte). Ordnung und Sauberkeit für unsere Kinder. Wie banal das klingt, aber es wird der Gewinn! Wir lösen uns von Religionen und Ideologien, die neues Missionieren auslösen möchten und neue Zukunft mit Hilfe von überirdischen Wesen oder Phantasmen versprechen. Wir retten unser Leben vor diesen Heilsversprechungen und Verschwörungen. Wir werden vor der Fauna und Flora kapitulieren, denn man kann nichts miteinander tauschen, es sei denn mit dem Verzicht, der als höchste Gunst angesehen werden muss. Eines gegen das andere zu tauschen ist nur möglich mit dem einfachen Angebot des nüchternen, natürlichen Verstandes, dem die Gier und der Besitz, die falsche Lust und die Wünsche, fernbleiben?“ Deinhardt Coronius spürte es, in den letzten Sätzen lag das Wesen und der Kern dessen, was er mit seiner Rede sagen wollte. Er versuchte im Saal das Publikum zu entdecken, um eine Reaktion einschätzen zu können, doch da war nichts. Das Licht war auf die Bühne gerichtet, kam von allen Seiten und war schattenlos. Geblendet senkte er den Kopf und trug weitere Gedanken aus dem Manuskript in langen, schwierigen Sätzen, vor. „Das Leben retten vor einer Zukunft, die uns umbringen könnte, das ist das einzig Wahre, was uns antreiben muss. Es ist die Vergangenheit, die einzig wahr ist. Sie gibt uns die Chance zur Besinnung. Wir können nur noch das tun, was wir wissen. Die Vergangenheit ist unbestechlich und unbesiegbar, in ihr wurde alles schon erlebt. Wie sollen wir leben, heute und jetzt, flüstert sie uns zu? Ja, eben heute aufräumen, jetzt alles säubern und im Augenblick, den Dreck und den Schmutz begreifen, ihn auch anfassen und entsorgen, weil er sonst unsere Zukunft verdirbt und erstickt, von der wir sonst nichts wissen. Es ist der Stillstand, der Augenblick, eben das Momentum, das wir zum Sieg führen müssen. So wie der Süchtige es sich jeden Tag sagen muss, heute nehme ich kein Suchtmittel zu mir, weil ich sonst sterben muss, heute bleibe ich trocken. So ähnlich müssen wir auf alle Erfahrungen zurückgreifen. Eine Chancen nutzen, um das eigene Leben zu retten. Menschen brauchen nur fünf Dinge, mehr nicht. Sie haben sie selbst in der Hand und können sie mit den Fingern abzählen: die Bleibe, das Wasser, die Luft, die Wärme und das Wissen darum. Sind das nicht Gründe genug, um leben zu wollen? Nur die Nüchternheit im Verstand macht Leben möglich. Sie macht die Freude am Jetzt klar, sie ist die Chance, Probleme zu lösen. Die Konflikte, die uns sonst unüberwindbar erscheinen, sie sind wie ein Berg, den wir jeden Tag mit Mühe besteigen müssen, um den Gipfel erreichen zu können, die müssen wir lösen lernen! Die Mühsal und Lasten, die uns Generationen aufgebürdet haben, tragen zu lernen, ist unsere Last, die zur Lust werden muss. Die Zukunft, an die wir glauben und die wir im Verstand als Idee und Wunsch tragen, sie ist zu schwer für uns, für die Menschheit. Wir tragen zu sehr an unseren Wünschen, sie sind auch das Tor zum Hass und zur Hetze, werden sie uns nicht erfüllt. Selbst musste ich das auch begreifen, sehr früh und noch sehr jung: Ich habe nur ein Leben und kein zweites. Das eine Leben sagte es mir nicht nur, nein, es schrie mir ins Gesicht, so sollst du leben! Mache nicht nur das, was du dir wünschst, mach das, was du sollst, mache auch mal nichts oder nur das, was du bezwingen kannst. Es reicht aus, einen kleineren Stein nach oben zu tragen oder zu rollen, und es wäre gut, da oben keine Aussicht zu erwarten ist, als die, die vielleicht nicht besser ist, als das Tal, aus dem du eben gekommen bist. Unser Planet ist wie unser Leben ein Geschenk auf Dauer, werden beide gepflegt und werden seine Wunden immer sofort geheilt. Darum müssen wir auch lernen, die Dinge loszulassen. Wir dürfen freudig vor der Göttlichkeit und Allmacht unseres Planeten kapitulieren, so lange es uns gibt. Vor seiner Schönheit und seiner Herrlichkeit ebenfalls. Warum auch nicht? Abstandnehmen durch Kapitulation. Zur Schöpfung gehören Demut und Verzicht. Man kann nicht alles sich zu Eigen machen oder mehr besitzen, als man braucht. Früher habe ich mir meine Arbeit, meine Freunde, meine Familie und sogar die Festigkeit meiner Gesundheit genommen. Ebenso wie die Menschheit, die sich alles nimmt und meint, es sei noch unerschöpflich viel von allem vorhanden, wohl wissend, es ist schon mehr verbraucht, als vorhanden ist. Wir nehmen uns das Doppelte von dem, was da ist. Wir zerstören die Hülle der Erde auf der Suche nach besonderen Erzen, wir verunreinigen das Wasser in den Flüssen, den Seen und den Ozeanen. Wir zerstören aus Habsucht die Welt der Tiere und der Pflanzen, und wir denken, das geht uns nichts an, das sind wir eigentlich gar nicht und wenn, es ist ja für uns da, wer sollte das sonst wollen, was es alles gibt? Das wird schon wieder, wie alles, weil sie, die Zeit, eben alle Wunden heilt. Nein, die Zeit heilt unsere Erde nicht. Entweder sie stirbt und wir mit, oder sie schüttelt uns ab durch ihre Kapitulation, die wir ihr aufzwingen. Sie wird uns nicht mehr tragen wollen. Warum auch sollte sie uns ertragen? Also Nachgeben auf beiden Seiten. Wir Menschen glauben, wir sind von Gott, aber wir werden bald auch von ihm verlassen sein, denn die Erde ist Gott, weil sie unsere Welt trägt. Bald haben wir keine Wälder, keine Luft mehr zum Atmen, kein Wasser zu trinken, und dann kommt die Zeit, die uns allen den Tod bringt, der viele Gesichter haben wird, aber nur ein Ende. Es sind nicht nur Durst und Hunger, nein, dazu kommen noch Hitze, Explosionen, Atomschläge, falls es die Geschichte der Menschheit am Ende gütig mit uns Menschen meint, weil wir für alles eine Ausrede oder Begründung brauchen, wie alle Süchtigen, die sie benötigen oder gar besitzen, kommt ein Komet oder ein Asteroid, und der macht Schluss mit dem Unglück, das wir über den Planeten und über uns gebracht haben. Zwar ist ein schlechtes Leben immer noch besser als ein guter Tod, der wird aber von einer besseren Ausrede sogar noch übertroffen. Süchtige ziehen ihrem Suchtmittel, in dem Falle der Gier, dem Neid und der Knechtschaft ihres Verstandes, den Tod vor. Er ist das kleinere Übel gegen den Verzicht, den ich hier Kapitulation nenne. Nur wenige Menschen begreifen, dass der Tod das Ende ist. Nur der nüchterne Verstand glaubt nicht an ein Leben danach. Er ist der Retter! Die Menschheit ist hohl, leer, krank und nicht nur gottverlassen. Sie ist auch selbstvergessen, aber nicht wie ein Kind, das träumt, sondern wie ein Mörder, der sich an das Töten gewöhnt hat, was es ja auch gibt. Die Tode der Menschheit stehen unmittelbar vor uns, wie der Leib eines Süchtigen, der eines Tages seinem Herren da oben, dem Verstand, sagt: ICH habe genug von dir und von meiner Angst um mein Leben. Darum verabschiede ich mich von dir. Ich morde dich, weil du mir den Atem für unser Leben nimmst. Mag das Leben in dir noch so betteln, bitten, flehen oder schreien. Ich werde dich nicht mehr tragen und dein Haus sein. Ich bringe dich um. Doch wer ist ICH? Da hilft nur die Einsicht in die Wirklichkeit, die den Verlust deutlich macht, schrill, entsetzlich und unüberhörbar. Das ist der nüchterne Verstand. Die Erde sagt auch, ich bin der Herr über eure Leben und ich bin auch der Todmacher. Ohne Nüchternheit im Verstand wird das keiner von euch begreifen, auch die nicht, die eben noch bereit waren zu behaupten, nicht krank zu sein. Jetzt kommt ein Virus und breitet sich pandemisch aus. Er ist eine Zäsur, die den Stillstand von uns allen erzwingt. Er ist der Asteroid, der einschlägt, wenn wir uns nicht wehren und seine Existenz nicht anerkennen wollen. Kontakte, Gewohnheiten, auch Schulden, sogar das Lachen und die Freude, sie werden verschwinden hinter dem Horizont im All, dorthin, wo schon immer der Alltag des Universums war. Die Botschaft der Pandemie ist einfach, sie ist unsere letzte Möglichkeit, nochmals, verdammt, wie oft schon, nun aber wirklich neu zu beginnen. Bleibt stehen, stoppt euren Willen und euren Fortschritt und haltet jede Veränderung auf, die nur Neues, aber nichts Anderes verlangt. Lebt nach meinen Regeln, sonst bringe ich euch den Herren Tod in Haus. Bisher konnten wir Menschen immer sagen, wir wussten zu wenig über das Leben, über das, was es mit uns macht, was es von uns verlangt. Wir konnten bisher gebrochen in die Zukunft schauen und deren Forderungen verfolgen, doch heute ist die Zukunft jetzt! Vergangenheit mit all ihren Erfahrungen und Zukunft mit ihren Vorstellungen, sie prallen aufeinander, heute, eben, jetzt und überall in der Gegenwart. Es ist noch gar nicht lange her, da bezeichnete man die Suchterkrankungen als Laster. Bald konnte man es lernen, sich selbst zu helfen, indem man anderen half, um so zu begreifen, was Hilfe eigentlich ist. Was ist Gerechtigkeit, was ist Menschlichkeit, was Verantwortung? Was sind wir uns wert? Zu oft schon kamen wir zu spät zu der Einsicht, versagt zu haben oder wollten es nicht wissen, was morgen sein wird. Wie sagt man, lobet den Tag und verrichtet eure Werke, damit ist genug getan. Eine Krankheit erzählt den einzelnen Menschen das, was er über sie wissen muss, und wie er sich verhalten sollte. Mit einer Lungenentzündung stellt man sich nicht nackt im Regen auf das Hausdach. Besser, man hört auf seine Krankheit, und man legt sich ins Bett. Wenn wir heute noch so wie starke, unbezwingbare Menschen leben wollen, so leben wir falsch. Corona oder Corvid19 sagt, egal wie wir diesen Virus nennen, wenn wir keinen Abstand halten und uns nicht voneinander trennen können und vor allem nicht loslassen wollen, so sind wir morgen tot. Die Pandemie verlangt es von uns. Das ist noch der einzige, wirkliche Schutz, um nicht durch die Unwägbarkeit eines banalen und auch erbärmlichen Todes sterben zu müssen. Fürchtet euch, das Ende ist nah, würde ein Seher sagen, der den Weinschlauch von der anderen Seite des Berges Golgatha nach oben auf die Spitze trägt. So wie der Mensch sich überflüssig machen kann, weil sein Leib den Verstand nicht mehr erträgt, so sind wir hier auf diesem Planeten auch unnütz und unerwünscht. Der Virus ist eine untote Kreatur, die winzig und gefährlich für das Leben aller ist. Nun haben wir Leben nicht nur in der analogen Welt, sondern auch in der digitalen Welt, hier leben unsere Gedanken und unser Wissen fort. So wie analoge Partikel in uns wirksam werden, so können wir uns auch mit digitalen Informationen, die unsichtbar aus Nullen und Einsen entstehen, gegen die Pandemie wehren. Mit diesen Informationen können wir eine Ehrlichkeit und Offenheit erzeugen, die uns allen hilft. Wir können uns über Corona hinaus verständigen. Nur so machen wir uns sauber, stark und öffnen uns füreinander, aber wir berühren einander nicht. Wir können Abstand halten, so wie der Süchtige, der seinem Suchtmittel fernbleibt. All das regelt die Demokratie mit ihren Ruf nach Würde, nach Gestaltung, nach Wahrheit und Offenheit. Sie sind die einzigen Gründe, ein sinnerfülltes Dasein zu versuchen. Die Demokratie ist der einzige Weg, eine Kapitulation vor der Übermacht der Natur und dem Selbstbetrug zu zivilisieren. Mich erinnert Corona an das Ende des 1. Weltkrieges“, hob Deinhardt Coronius die Stimme. „Nach diesem Krieg stand in Deutschland noch alles, die Fabriken, die Häuser, und die Straßen und Schienen waren befahrbar. Das Land schien unversehrt, aber es waren an den Fronten fünf Millionen junge Menschen gefallen, zerfetzt, zerrissen, im Chlor vergast oder zu Krüppeln gemacht. Die Kapitulation danach, sie musste kommen, aber sie genügte nicht. Es war vielleicht auch ein schlechter Vertrag auf die Zukunft. Die zweite Welle, um im Bild zu bleiben, sie war schrecklich. Die halbe Welt lag in Trümmern, der Faschismus hatte ganze Arbeit geleistet, 70 Millionen starben einen sehr erbärmlichen Tod. Der Krieg wurde bis zu seinem Ende auch wie ein Gesetz, wie unabdingbar hingestellt behandelt. Wie von Gott gewollt. Erst danach rechnete der nüchterne Verstand mit ihm ab. So könnte man auch die Pandemie beschreiben, sieht man nicht schon jetzt in ihr einen Neubeginn. Das Land, das unsere Eltern aufgebaut haben, es steht noch. Mitunter mussten damals die Menschen an die Angst vor der Neutronenbombe denken. Sterben im Atomblitz, doch in den Städten brannte noch das Licht, so hätte es fast kommen können, wäre da nicht eine Besonnenheit aufgekommen, die die Menschheit gerettet hat. Vielleicht war es auch der nüchterne Verstand, der das Leben schonte und für das Leben kämpfte. Heute sind wir am Ende jedes Wachstums und des Fortschritts angekommen. Wir müssen begreifen, wir sollten uns mit dem begnügen, was wir uns nehmen dürfen, von der Natur, von anderen Menschen. Könnte man nur die Zeit anhalten! Wir brauchen den Stillstand. Alles ist fast verbraucht, leer und weg. Bald gibt es nichts mehr, was man verteilen könnte. Nun fressen die Kinder unsere Revolution, ohne uns zu fragen. Wir haben ihnen zuviel Kuchen zum Essen gegeben. Es ist doch nicht zu viel verlangt, was ich einfordere, Zufriedenheit und Gesundheit für alle, und ich erwarte, dass man auch mit sich selbst gut ist. Nur so kann ich mir Leben und Überleben vorstellen, und nur so kann man Pandemien und Kriege besiegen. Eine Pandemie ist ausgebrochen. Sie grassiert weltweit. Doch auch der Rückblick in die Jahre ist erschaudernd und schön. Einerseits in der spannendsten Zeit der deutschen Geschichte gelebt zu haben. Kein Krieg. Noch keine Sintflut. Andererseits wieder die Flucht der Gesellschaft nach vorn, geführt von der Politik in ein neues WIR. Fünfmal wurde den Menschen das Ich, die Verantwortung über sich selbst, weggenommen und das kollektive Wir verlangt. Wir reden, denken, essen, riechen und hören anders. Das wurde versprochen oder verordnet. Die Ursache war denkbar einfach, aber furchtbar: 15 Kriege wurden in vierhundert Jahren geführt. Fast ausnahmslos gingen sie vom deutschen Boden aus. Ein Land, das keine innere Einheit besaß, zerstörte sich selbst und baute sich wieder auf. Es gibt kein vergleichbares Land auf dieser Welt, das ständig sein Wesen, seine Gesinnung und seine Werte so gewechselt hat, wie es die Deutschen taten. Heute haben sie das Ende aller Zukunftspolitik erreicht. Sie endet in dem lapidaren Satz: Wir schaffen das! Vielleicht liegt im Loslassen die neue Meisterschaft der Deutschen? Es kann sein, die Seuche Corvid19 erzwingt es. Die Kapitulation vor der Natur muss erfolgen, weil alle Vorräte zerstört worden sind. Die Erde ist nicht mehr unser Nest. Auch die Ideale sind unbrauchbar und verraten wworden. Jetzt führt uns die Pandemie nach unten. Tiefer geht es nicht. Der einzige Sinn deutscher Zukunft ist vielleicht ein nüchternes, aufgeklärtes und gerechteres Leben in Demut. Das große Saubermachen der Erde muss beginnen, so oder so. Doch keiner weiß, wie es aussehen soll, weil der Blick auf den Tag verloren gegangen ist...“ Coronius hielt inne. Das war seine Rede an die Welt. Der Betreiber, der wegen Corona das Klubhaus schließen musste, kam zu ihm. Deinhardt fragte, ob ihm die Rede gefallen hätte? „Ja, schon“, erwiderte der. „Doch was ist zu tun?“, wollte er von Deinhardt Coronius nun wissen. „Sie hören mir alle nicht zu. Auch Sie nicht. Die Zukunft findet nicht mehr statt. Wir müssen vor der Zukunft kapitulieren. Sie loslassen - endgültig! Unser Ziel ist die Gegenwart, die Qualität des Lebens. Dafür setzen wir alle Kräfte ein. Die Menge ist unser Feind. Alles muss besser werden, jeden Tag und nicht morgen, nicht im Plan und auch nicht in der Hoffnung. Was wollen Sie und ich mit ungenießbarem Wasser, mit heißer Luft, mit hohlen Verstand und leerem Bauch? Uns kann auch kein Krieg mehr helfen. Sie wissen doch, was ich meine?“, antwortete Coronius unwillig. „Darf ich das Bühnenlicht ausmachen?“, fragte der Hausherr. Deinhardt Coronius nickte und legte das Manuskript zusammen. Im Saal saß kein Mensch. Niemand durfte heute hier sein. Deinhardt fühlte sich einen Moment entsetzlich allein, doch er verbeugte sich vor den leeren Plätzen, den Rängen und Logen. Danach drehte er sich um und trat ab.
von Reinhardt Cornelius-Hahn 29. November 2020
Ja, warum kein Likes für diesen Text. Es ist viel schlimmer. Ich habe eine Tetralogie über die Deutsche Geschichte geschrieben. Band 3 befasst sich mit der DDR. Entweder es trauen sich die Menschen nicht, eine Meinung dazu zu äußern, weil die rote DDR gar nicht gut weg kommt (so ähnlich wie mein Text hier unten) oder es finden sich willfährige Geister, die zum Löschen bereit sind. Wir haben, so glaube ich, die totale Zensur, die aus ideologischen Vorurteilen und aus Angst besteht, sich zu kompromittieren und selbst ein Opfer dieser roten "Kämpfer" für das GUTE zu werden. Ich versuche es trotzdem... Frau Familienministerin hatte die Idee mit der Finanzierung der kranken linken Köpfe, die versuchen, Deutschland ins Unglück zu reden, um den Pseudofaschismus zu bekämpfen.. Dahinter steht oder steckt auch der faule Journalismus, der sich am liebsten wieder sponsern ließe, wie einst in der DDR. Dazu noch die unausgearbeitete Jugend, die was tolles erleben möchte, die kaputten 68-er bzw. dessen Erbe an den Universitäten. Am interessantesten ist, die Herren und Damen von Rhein, Main, Donau und Ruhr wissen einen Dreck, was eine Diktatur wirklich ist. Sie glauben sogar, es sei romantisch gewesen, was hier mal passiert ist. Im Osten sind nach dem II. WK fast 10.000 Menschen in Gefängnissen, an der Mauer und durch andere Schweinereien von Russen (nach dem Krieg) und SED Bonzen umgekommen. Es waren zeitweise 200.000 Menschen in DDR Knästen. Und, heute finanzieren die rotlinken Lumpen den neuen Rotfaschismus, um die Gleichschaltung der Gesellschaft mit ideologischer und materieller Gewalt neu zu inszenieren. In meiner Familie sind der jüngere Bruder und mein Vater an diesem Kotz-Sozialismus gestorben bzw. in den Tod getrieben worden. Was haben wir uns nur 40 Jahre angetan! Viele haben oder wollen es vergessen. Da ist es ja ein toller Einfall, die bürgerliche Gesellschaft, die so nett, schick und scheinbar nicht wehrhaft ist, in die rechte Ecke zu treiben. Unsere Land, mit Mühe wieder zusammen aufgebaut, verdreckt, verkommt, verludert und verändert sich so, bis wir es nicht mehr wieder erkennen werden. Wählt die Mitte und die konservativen Kräfte und schickt die Roten dorthin, wo sie es schön finden könnten, China, Venezuela, oder Cuba. Nord-Korea ist auch eine Alternative.. Dort sind noch mehr Menschen umgekommen, als man es sich vorzustellen mag. Der lange Marsch, nicht nur der Chinesen, hat eben noch "lange" sein Ziel erreicht. Sie sind überall unterwegs auf der Welt, angeblich um den widererstarkenden rechten Faschismus zu bekämpfen, den es zwar nicht gibt, aber es ist wie in einem schlechten Märchen, da sind die Bösen oft die Guten, nur man weiß es vorher nicht und darum kann man...den alten Spruch neu aufsagen: Am ROTEN WESEN soll die Welt genesen...
Gespräch mit einem Denkmal
von Reinhardt Cornelius-Hahn 10. September 2020
Worthülsen, die neue Unterhaltung zum neuen Denken
von Reinhardt Cornelius-Hahn 3. September 2020
Die linke Plattform des Antifaschismus Mich beschäftigt sehr die linke Plattform, die sich schon in der USPD, danach in der KPD in den zwanziger Jahren und in der Weimarer Republik entwickelte. Heute, von der AntiFa neu inszeniert, werden systemische Begriffe wie Antifaschismus, Rassismus und auch der Antisemitismus genutzt, um die bürgerliche Mitte damit zu beschimpfen, sie schuldig zu sprechen und somit neue politische Räume zu schaffen und nutzen, um die linke Grundidee, den Kommunismus wieder zu legitimieren, ihn neu zu beleben und zu berechtigen, bei der Bevölkerung (den Bürger) ihn wieder einlassungsfähig machen zu können. Der Antifaschismus hatte seinen Erfolg am 8. Mai 45, die Nürnberger Prozesse haben ihn bestätigt. Es ist widersinnig zu glauben, der Faschismus hätte je wieder eine Chance, nicht nur wegen der 74 Unterschriften unter den beiden Kapitulationsurkunden nach dem I. u. II. WK, Es gibt keinen faschistischen Staat mehr, aber die Hoffnung, Kommunismus wieder neu etablieren wird auch gelebt, global zumindest in 10 Staaten
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